Hamburg. Politiker reagieren überrascht auf Tschentscher als Scholz-Nachfolger. Zweite Bürgermeisterin Fegebank: “Ich arbeite sehr gut mit ihm.“

Dass Finanzsenator Peter Tschentscher Olaf Scholz beerben und neuer Bürgermeister werden soll, hat in der Opposition für überraschte Reaktionen gesorgt.

CDU-Fraktionschef André Trepoll
CDU-Fraktionschef André Trepoll © Picture Alliance


André Trepoll, Vorsitzender der CDU-Fraktion: „Nun ist es klar: Überraschenderweise soll jetzt Hamburgs bisheriger Finanzsenator, Peter Tschentscher, neuer Bürgermeister werden – offensichtlich als Notlösung für die verbleibenden 23 Monate bis zur nächsten Hamburg-Wahl. Ich gratuliere ihm zu seiner neuen Aufgabe. (...) Hamburg braucht jetzt kein bloßes ,Weiter so‘ einer vermeintlichen Scholz-Imitation, sondern einen politischen Neustart. Doch das war mit der SPD offensichtlich nicht möglich.“


Roland Heintze, CDU-Landesvorsitzender: „Bisher hat Olaf Scholz die Stadt nur verwaltet. Peter Tschentscher wird noch eher einen Gang zurückschalten. Hamburg droht der Stillstand. Wir werden dem im Herbst eine überzeugende Alternative entgegensetzen.“


Anna von Treuenfels-Frowein und Michael Kruse, Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion:
„Die SPD ist in Personalfragen in diesen Tagen immer für eine Überraschung gut. Das neue Kon­strukt wirkt allerdings wie eine Notlösung. Peter Tschentscher ist bislang als Verwalter und nicht als Gestalter aufgefallen. Trotz guter Wirtschaftslage hat er als Finanzsenator beständig neue Schulden angehäuft, was auch auf seine Fehlentscheidung beim Ankauf fauler Kredite aus der HSH-Nordbank zurückzuführen ist. (...) Überhaupt hat er sich in seiner Amtszeit nicht durch Entscheidungsstärke ausgezeichnet. Diese Personalrochade verspricht alles andere als den notwendigen politischen Neuanfang, den Hamburg so dringend braucht.“


Jörn Kruse, AfD-Fraktionschef: „Peter Tschentscher ist ohne Frage ein guter Finanzsenator, der das leidige HSH-Problem offenbar zu einem Ende gebracht hat. Ob er das Zeug für einen guten Ersten Bürgermeister unserer Hansestadt hat, der auf allen Politikfeldern sattelfest ist, wird sich erweisen.“

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Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus, Vorsitzende der Fraktion Die Linke: „Mit einem frischen Bürgermeister hatten viele Hamburgerinnen und Hamburger die Hoffnung auf einen Richtungswechsel hin zu einer sozialeren Politik, auf Offenheit und ein Ende der reinen Fokussierung auf die Bedürfnisse der Wirtschaft verbunden. Dass Scholz nun an seinen Zwilling im Geiste abgibt, lässt aber ein ,Weiter so‘ der Kürzungen und des kalten Durchregierens befürchten.“

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Anjes Tjarks, Grünen-Fraktionschef:
„Wir werden den Vorschlag der SPD zur Nachfolge von Olaf Scholz in der Koalition besprechen. Peter Tschentscher ist ein verantwortungsvoller Politiker, der als langjähriger Finanzsenator stets den Blick über die eigene Fachbehörde hinaus hatte.“


Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin (Grüne): „Peter Tschentscher hat sich mit seiner seriösen Haushaltspolitik in den vergangenen Jahren viel Vertrauen erworben. Bei der HSH Nordbank hat er bewiesen, dass er auch schwierigste Projekte hervorragend managen kann. Ich persönlich arbeite mit ihm sehr gut zusammen.“