Hamburg. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Ulrich Brehmer löst seinen Vertrag vorzeitig auf. Sinken Beiträge weiter?

Die Sitzung des Plenums der Handelskammer am Donnerstag begann mit einem Paukenschlag: Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Ulrich Brehmer verkündete seinen Rückzug aus der Handelskammer. Er habe sich mit dem Präsidium darauf verständigt, seinen Vertrag zum 31. Mai 2018 aufzuheben, sagte Brehmer. „Ich breche zu neuen Ufern auf, wenn ich auch noch nicht genau weiß, wo die sind“, sagte er.

Brehmer hatte die Handelskammer mit ihren 266 Mitarbeitern seit Mai vergangenen Jahres kommissarisch geleitet, nachdem der Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz ausgeschieden war. Dabei hat er den Kurswechsel, den die neue Kammerführung eingeleitet hat, begleitet, aber auch Personalentscheidungen, wie die Ablösung des Pressesprechers der Kammer, Jörn Arfs, umgesetzt. Im Dezember hatte er mit der Hauptgeschäftsführerin Christi Degen eine neue Chefin bekommen.

„Manchmal braucht es den Anstoß von außen“

Brehmer betonte aber am Donnerstag, dass sein Entschluss, „nicht unmittelbar“ mit der Person der Hauptgeschäftsführung zusammenhängt. „Wir stehen hier sehr einträchtig am Mikrofon“, sagte Brehmer. Vielmehr sei es ein günstiger Zeitpunkt, etwas Neues zu beginnen, er werde in diesem Jahr 50. „Manchmal braucht es den Anstoß von außen. Solche Anstöße hat es im vergangenen Jahr sehr viele gegeben“, sagte Brehmer, der seit 21 Jahren für die Handelskammer arbeitet. In der Kammer ist bekannt, dass auch er sich auf den Posten von Frau Degen beworben hatte.

Der Präses der Handelskammer, Tobias Bergmann, betonte, Brehmer habe der Kammer und dem neuen Präsidium in schwierigen Zeiten zur Seite gestanden. „Ich habe immer bewundert, mit welch hoher Loyalität und mit welchem Commitment Sie für die Kammer gearbeitet haben“, sagte Bergmann.

Duphorn verlangte eine Beitragssenkung

Überraschend war am Donnerstag auch die Ankündigung von Hauptgeschäftsführerin Degen, wonach die Handelskammer ihren Mitgliedern eine weitere Beitragssenkung in Aussicht stellt. Sie bezog sich dabei auf ein Urteil des Hamburger Oberverwaltungsgerichts, demzufolge einem Pflichtmitglied im Jahr 2011 eine zu hohe Abgabe berechnet worden war. „Es ist absehbar, dass alle Beiträge zu hoch waren“, so Degen. Es werde vermutlich darauf hinauslaufen, dass es zu Rückzahlungen in Form von Beitragssenkungen kommt.

Wie berichtet hatte der Hamburger Unternehmer Stefan Duphorn die Klage eingereicht. Er verlangte eine Beitragssenkung, weil die Kammer hohe Millionensummen als Rücklagen angehäuft hat. Fast den Schlusspunkt der Sitzung setzte der Geschäftsführer der Haspa Direkt, Niels Pirck. Er gehört zu den drei letzten unabhängigen Plenumsmitgliedern und warf dem Präsidium „Verschleierungstaktik“ vor. Dabei bezog er sich auf ein Protokoll zum Austritt aus der Industrie und Handelskammer (IHK) Nord, das wochenlang nicht zugestellt worden ist.