Hamburg. Bürgerinitiative “Prellbock Altona“ reagiert umgehend mit einer Klage gegen das 360-Millionen Euro teure Projekt.

Seit Jahren schon wird über die Verlegung des Fernbahnhofs Altona zur S-Bahnstation Diebsteich diskutiert – nun schafft die Bahn erste Fakten. Nachdem der Planfeststellungsbeschluss für das bisher mit 360 Millionen Euro kalkulierte Projekt im Januar erfolgt war, wird jetzt bis etwa April auf dem Gelände des Kleingartenvereins Best­höhe eine Straße angelegt, über die künftig Lkw zur Baustelle gelangen sollen, wie es bei der Bahn hieß.

Einzelne Mitglieder seien zur Klage berechtigt

Die Bürgerinitiative „Prellbock Altona“ reagierte auf diesen Baustart prompt und reichte nach eigenen Angaben nun eine Klage mit einem Eilantrag gegen den Planfeststellungsbeschluss ein, wie Initiativensprecher Michael Jung dem Abendblatt sagte. Zwar hat die Initiative kein eigenes Klagerecht, aber einzelne Mitglieder seien als Anwohner betroffen und könnten sehr wohl klagen, so Jung. „Prellbock“ streitet seit etwa 2015 gegen das Projekt, das seit mehr als zehn Jahren geplant wird: Die Bahn will mit der Verlegung der Fernbahnanschlüsse den Hauptbahnhof entlasten, unter anderem, weil dann einige Regionalbahnen ab Diebsteich fahren könnten. Zudem erspart sie sich die teuere Sanierung der Gleisanlagen in Altona. Der Fernbahnhof soll sechs Ferngleise und zwei S-Bahngleise an insgesamt vier Bahnsteigen bekommen. Zudem plant ein Investor den Bau von zwei Hochhäusern mit Büros und einem Hotel.

Das bisherige Gleisgelände zwischen Diebsteich und Altona hat die Stadt Hamburg inzwischen für 38,8 Millionen Euro gekauft und will dort nach der für 2023 geplanten Verlegung den zweiten Abschnitt der Neuen Mitte Altona mit etwa 1900 Wohnungen bauen. Verlegt wird allerdings nur der Fernbahnhof. Zum Vergleich: von den rund 130.000 täglichen Fahrgästen im heutigen Bahnhof sind nur etwa 13.000 Fernbahnkunden. Die Zentralität in Altona bleibe also erhalten, argumentieren Stadt und Bahn.

"Dort wird ein Bahnhof in der "Pampa" gebaut"

Die Initiative „Prellbock“ sieht das anders, spricht von einem Bahnhof „in der Pampa“. Man könne den Wohnungsbau auch realisieren, wenn man die Gleise saniert und den Bahnhof dort lässt, wo er seit mehr als 100 Jahren ist.

Nicht so grundsätzliche, aber ähnliche Kritik übt auch die CDU in Altona. Im Umfeld des neuen Bahnhofs müsse auch ein kleines Zentrum entstehen mit guter Anbindung an den weiteren öffentlichen Nahverkehr, fordert Altonas CDU-Bezirksfraktionschef Uwe Szczesny. Doch dazu gebe es bisher noch keine konkreten Pläne, der Bahnhof werde zunächst mitten in einer „Gewerbewüste“ entstehen, befürchtet der Politiker: „Da müssen die Behörden nun richtig Gas, geben, damit das Umfeld für einen Bahnhof auch stimmt.“