Hamburg. Oberbaudirektor hatte nach ersten Plänen über “Hundehüttenkomplex“ geschimpft. Nun sind die Entwürfe spektakulärer.

Der Bau eines neuen Fernbahnhofs an der heutigen S-Bahn-Station Diebsteich in Altona ist einen weiteren Schritt zur Realisierung vorangekommen. Nach einem längeren Bieterverfahren hat die Stadt jetzt einen Investor gefunden, der den neuen Bahnhof bauen will und offenbar mit seinem Konzept überzeugen konnte.

Dabei handelt es sich nach Information der Stadtentwicklungsbehörde um ein Gemeinschaftsunternehmen des Hamburger Projektentwicklers Procom und einer Tochter der Hamburger Sparkasse, der Haspa PeB.

Fläche von 5500 Quadratmetern wird genutzt

Die beiden Unternehmen werden dazu eine bisher städtische Fläche von rund 5500 Quadratmetern kaufen – wozu am Freitag die für Grundstücksgeschäfte zuständige Kommission für Bodenordnung grünes Licht gegeben hat. Mit der Verlegung des Fernbahnhofs (ohne S-Bahn) vom bisherigen Bahnhof Altona soll im Gleisvorfeld Platz geschaffen werden, um das neue Wohnbaugebiet „Neue Mitte Altona“ weiter ausdehnen zu können.

Die Bahn verspricht sich von der Verlegung des Fernbahnhofs indes ein Entlastung für das Hamburger Bahnnetz, weil die Züge dann nicht mehr umständlich in einen Kopfbahnhof fahren müssen. Zudem hätte sie die alten Gleisanlagen zwischen den Stationen Altona und Diebsteich ohnehin sanieren müssen.

"Ein Beispiel für stadtverträgliche Mobilität"

Mit der jetzigen Festlegung auf einen Investor sei „ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Verlagerung erreicht“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld (SPD). Positiv äußerte sich auch Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). „Dieser moderne Bahnhof wird ein Beispiel für eine zukunftsweisende, stadtverträgliche Mobilität sein“, so Horch. Geplant würden kurze Umstiege zwischen S-Bahn und dem Regional- und Fernverkehr.

Kurze Wege werde es mit dem Konzept auch zu Bushaltestellen, Leihrädern oder Taxis geben. Altonas Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD) verbindet mit den Plänen der Investoren nun die Hoffnung auf ein „hochwertiges, attraktives Gebäudeensemble und weithin sichtbares architektonisches Zeichen für die Zukunft dieses Gebietes“.

Baudirektor sprach von "Hundehüttenkomplex"

Als die Bahn AG jedoch vor einigen Jahren ihre ersten Pläne für einen neuen Bahnhof präsentierte, klang das noch anders. Ursprünglich sollte der neuen Fernbahnhof sehr nüchtern und kleiner ausfallen. Von einem „ Hundehüttenkomplex“, sprach Hamburgs damaliger Oberbaudirektor Jörn Walter seinerzeit neue Überlegungen nach Kritik an der Bahn. Allerdings drang die Stadt dann auf eine Planänderung und will mit dem neuen Bahnhof dem gesamten Gebiet rund um die heutige S-Bahnstation einen neuen Schub geben.

Dazu wurde das Areal zu einem „städtebaulichen Entwicklungsgebiet“ erklärt, womit die Stadt dort d ein besonderes Vorkaufsrecht hat.Die Bahn selbst hatte sich erst im Juli 2014 für eine Verlagerung entschlossen, nachdem sie darüber schon viele Jahre zuvor öffentlich nachgedacht hatte. Nun soll der Bahnhof 2023 in Betrieb gehen. Geplant ist ein Durchgangsbahnhof mit sechs Regional- und Ferngleisen sowie mit zwei S-Bahngleisen wie bisher schon.

Zwei Hochhäuser prägen das Ensemble

An dem eigentlichen Bahnhof soll jetzt zudem ein durch zwei Hochhäuser geprägtes Gebäude-Ensemble entstehen, die rechts und links neben der Empfangshalle gebaut werden sollen. Etwas konkreter sind nun auch die Dimensionen dieser Gebäude geworden: Die beiden Türme werden 58 und 76 Meter hoch sein, heißt es bei der Stadtentwicklungsbehörde, die von einer „neuen Landmarke“ spricht. Im nördlichen Hochhaus mit 15 Geschossen ist ein 3-Sterne-Hotel mit 250 Zimmern und einer „ Sky-Bar“ im obersten Geschoss vorgesehen.

Das südliche Hochhaus mit 20 Geschossen soll vor allem als Büro-Standort dienen. Dazwischen liegt eben die Empfangshalle mit einer „großstädtischen Anmutung“ durch eine zwölf Meter hohe Überdachung Geplant ist auch ein großes Fahrrad-Parkhaus Nach Vorstellung der Stadt sollen in einem weiteren, dreigeschossigen Gebäuderiegel dazwischen Einzelhandelsflächen, Gastronomie, ein Fitnessstudio und ein großes Fahrradparkhaus mit 750 Stellplätzen gebaut werden.

Das Konzept des Investors dazu habe dabei auch durch die zusätzliche Planung einer Rad-Werkstatt, Schließfächern und Stromanschlüssen für Elektrofahrräder überzeugt. Der weitere Zeitplan sehe nun vor, dass der Investor auf eigene Kosten und in enger Abstimmung mit der Stadt einen Architektur-Wettbewerb auslobt, an dem sich „mindestens“ 15 Büros beteiligen sollen.