Alsterdorf/Emsen. Löschtrupps rückten zur falschen Adresse aus. Ein Programm soll solche Fehler verhindern und Straßennamen besser erkennen.
Die Hamburger Feuerwehr hat ein Leitstellenprogramm, das bei eingehenden Notrufen Assistenz leistet, überarbeitet. Grund für die Maßnahme: Ein Anruf aus dem Dezember 2017, der bei Wehren in Alsterdorf und im beschaulichen Emsen (Landkreis Harburg) für reichlich Verwirrung sorgte – und der nur durch Glück ohne größere Konsequenzen blieb. Was war geschehen?
Am Freitag vor Weihnachten gegen 9.05 Uhr hatte die Zofia S. (Name geändert), Mieterin in einem Mehrfamilienhaus am Suhrenkamp 24, eine Pizza in den Backofen geschoben. Knapp 10 Minuten später ging in der Leitstelle Hamburg ein Handynotruf von Zofia S. ein. In der Küche brenne es. Ein sogenannter Calltaker nimmt ihren Anruf entgegen. Seine erste Frage lautet, wie bei jedem Anruf: „Aus welchem Stadtteil rufen Sie an?“ Doch das versteht Zofia S. nicht.
Eingespielte Alarmierungskette
In gebrochenem Deutsch versucht sie zu erklären, wo sie wohnt. Schließlich versteht der Calltaker den Straßennamen Surenkamp und gibt ihn in seinen Rechner ein. Doch eine Straße Surenkamp gibt es im Gegensatz zur Straße Suhrenkamp in Hamburg nicht. Das Computerprogramm schlägt dem Calltaker den Surenkamp im Landkreis Harburg vor. Er fragt Zofia S. nochmals: „Rufen Sie aus dem Landkreis an?“ Das bejaht sie fälschlicherweise.
Daraufhin setzt sich eine eingespielte Alarmierungskette in Gang. Der Calltaker gibt den Einsatz an einen „Dispatcher“. Dieser verständigt die zuständige Leitstelle in Winsen/Luhe.
30 Feuerwehrleute in menschenleerer Straße
Die Disponenten im Landkreis finden die Straße in der 450-Einwohner-Ortschaft Emsen. Die Feuerwehren Emsen, Iddensen, Nenndorf und Leversen-Sieversen rücken aus. Minuten später stehen 30 Feuerwehrleute, zwei Sanitäter und mehrere Polizisten in der menschenleeren Straße. Das letzte Haus der Straße hat die Hausnummer 11. Das Feuer sollte jedoch in der Hausnummer 24 ausgebrochen sein.
Dass die Feuerwehrleute kein Feuer finden können, melden sie an ihre Leitstelle in Winsen. Die nimmt daraufhin wieder mit der Leitstelle in Hamburg Kontakt auf. Schließlich finden die Hamburger Dispatcher die Adresse Suhrenkamp 24 in Alsterdorf. Als die Hamburger Retter um 9.33 Uhr dort eintreffen, hat Zofia S. den Ofenbrand schon längst selbst gelöscht. „Wir haben das Leitstellenprogramm so umgestellt, dass es diese ähnlichen Straßennamen erkennt“, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken: „Im Notfall schicken wir jetzt lieber zwei Wehren, auch über Landesgrenzen hinweg.“