Rahlstedt. Feuerwehrsprecher: “Das ist schon sehr geballt.“ Am Sonntag brannte ein Gebäude im Freibad Rahlstedt. Umkleidekabinen zerstört.
Erst der Brand in der Schule Eckerkoppel am Montag, am Dienstag das Feuer im Zindler-Haus, am Freitag die Autobrände in Langenhorn, am Sonnabend ein Kellerbrand an der Mergellstraße und am Sonntagmorgen das Feuer am Rahlstedter Wiesenredder – innerhalb einer Woche musste die Feuerwehr fünfmal zu größeren Einsätzen ausrücken. „Wir haben wirklich einen bewegten Jahresanfang“, sagt Feuerwehrsprecher Torsten Wesselly mit Blick auf den Einsatz in Rahlstedt.
Das Feuer im Bereich einer Sauna im Freibad am Wiesenredder muss bereits eine Weile gebrannt haben, als am Sonnabendmorgen um 5.33 Uhr die ersten Notrufe bei der Feuerwehr eingingen. Denn erst der Feuerschein der aus dem eingeschossigen Gebäude lodernden Flammen hatte Anwohner auf den Brand aufmerksam gemacht. Als kurz darauf die ersten Löschfahrzeuge eintrafen, drohte das Feuer bereits auf ein danebenstehendes Gebäude überzugreifen. Die Einsatzzentrale schickte weitere Löschkräfte zum Freibad. Die Umkleidekabinen und ein Geräteraum brannten nieder. Am Ende waren 60 Feuerwehrleute vor Ort. Es war ein weiterer großer Einsatz seit Jahreswechsel.
Gasflaschen und Benzinkanister weggeräumt
Für den Hausmeister des Freibades, seine Frau und deren Hund ging es glimpflich aus. Feuerwehrleute holten sie aus ihrer Wohnung und brachten sie in Sicherheit, während sechs Trupps damit begannen, das Feuer in dem rund 400 Quadratmeter großen, neben dem Wohnhaus stehenden Gebäude zu bekämpfen. Rechtzeitig konnten noch Gasflaschen und zwei Benzinkanister in Sicherheit gebracht werden.
„Die Nachlöscharbeiten waren aufwendig“, sagt Wesselly. „Das Dach musste an mehreren Stellen geöffnet werden, um Brandnester löschen zu können.“ Die niedrigen Temperaturen, an dem Morgen zeigte das Thermometer acht Grad minus an, machte die Arbeit der Feuerwehr noch schwerer.
Noch am Wochenende rückten Brandermittler des Landeskriminalamtes an. Dass es ausgerechnet jetzt dort brennt, hat besondere Brisanz. Hartnäckig halten sich bereits seit Jahren Gerüchte, dass das 1932 eröffnete Freibad geschlossen und das 30.000 Quadratmeter große Grundstück von Bäderland verkauft werden sollen, um dort Wohnungen zu bauen. Erst vor wenigen Wochen wurde eine Petition für den Erhalt des Freibades gestartet.
Die Beamten sicherten Spuren und schließen mittlerweile weitgehend aus, dass vorsätzliche Brandstiftung Ursache des Feuers sein könnte. In dem Bereich, in dem das Feuer ausbrach, waren Wärmegeräte aufgestellt. Ein technischer Defekt oder fahrlässiger Umgang mit offenem Licht könnten den Brand ausgelöst haben.
"Das ist schon sehr geballt"
Seit Jahresbeginn sind Hamburgs Feuerwehrleute schwer beschäftigt. „Vor allem in der vergangenen Woche war das komprimiert“, sagt Feuerwehrsprecher Torsten Wessely. Erst hatte es zu Beginn der vergangenen Woche einen Brand in der Grundschule Eckerkoppel in Farmsen-Berne gegeben. Dort waren 50 Feuerwehrleute über Stunden im Einsatz gewesen. Dann waren nur einen Tag später 130 Feuerwehrleute in St. Georg im Einsatz, als es in einer Seniorenwohnanlage brannte. Am Freitagmorgen standen in der Nähe der U-Bahn Kiwittsmoor vier Autos unter einem Carport in Flammen – 50 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Am Sonnabend beschäftigte noch ein Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Mergellstraße in Harburg ein größeres Feuerwehraufgebot. Pikant: In dieser Straße kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Kellerbränden.
„Das ist schon sehr geballt“, sagt Wesselly. „Wir sind aber für solche Situationen mit unseren 17 klassischen Feuerwachen und 86 Freiwilligen Feuerwehren gut aufgestellt.“ Selbst 2012, als in der Nartenstraße eine 3000 Quadratmeter große Lagerhalle voll Kautschuk in Flammen aufging, war die Feuerwehr zwar extrem be- aber nicht überlastet. Damals kamen mehr als 600 Feuerwehrleute in mehreren Etappen zum Einsatz, 40.000 Liter Schaummittel wurden verbraucht, viel Ausrüstung wurde durch den Kautschuk-Schleim ganz oder vorübergehend unbrauchbar, außerdem musste in dem Einsatzzeitraum noch ein weiterer Großbrand bewältigt werden. Blickt man noch länger zurück, mussten in den 1980er-Jahren und den 1970er-Jahren noch deutlich größere Brände, wie das Feuer auf dem Gelände der Shell-Raffinerie auf der Hohe Schaar oder extrem langwierige Schuppenbrände bekämpft werden. „Das waren noch mal andere Kaliber“, so Wesselly.
Eine Entwicklung ist aber beunruhigend. In diesem Jahr wurden bei Löscheinsätzen bereits fünf Tote entdeckt. Von Brandtoten spricht die Feuerwehr aber nicht in allen Fällen. Nicht alle Opfer seien durch Feuer oder Rauch getötet worden.