Hamburg. Einladung an Linksradikale im Norden gerichtet. Es geht um Verhalten bei Festnahmen und Schutz vor verdeckten Ermittlern.
Die Rolle der Roten Flora bei den Ausschreitungen zum G-20-Gipfel ist noch immer umstritten – nun treten die Autonomen erstmals seit dem vergangenen Sommer offenbar wieder mit einer größeren Konferenz für Linksradikale in Erscheinung. Linke Gruppen werben dafür, sich Anfang April zu einem „Antifa-Kongress“ in dem besetzten ehemaligen Theater im Schanzenviertel zu versammeln.
„Unter dem Motto ,Bilden, Organisieren, Zurückschlagen!’ wollen wir allen Interessierten aus Hamburg und Umgebung ein Wochenende lang einen Raum bieten, um (...) zu diskutieren, sich kennen zu lernen, zu vernetzen und zu organisieren“, heißt es in dem Aufruf der anonymen Organisatoren. Zu dem Kongress sollen Linksradikale aus dem norddeutschen Raum anreisen, die Initiatoren bieten bereits Hilfe bei der Suche nach Schlafplätzen an.
Wie bereitet man sich auf eine Demo vor?
Konkrete Planungen zu bestimmten Aktionen stehen dem Aufruf zur Folge nicht auf dem Programm, jedoch unter anderem gemeinsame Workshops zu dem Thema. „Was müssen wir bedenken, wenn wir uns auf eine Demo vorbereiten? Was sind Handlungsoptionen, wenn ich fest- oder in Gewahrsam genommen werde? Und was tun bei typischen Demoverletzungen?“, schreiben die Organisatoren. Zudem sind Strukturen von Rechtsextremen und Schutz vor verdeckten Ermittlern jeweils zentrale Themen der Konferenz. Der Rote-Flora-Sprecher Andreas Blechschmidt wollte sich am Dienstag auf Anfrage noch nicht zu den Plänen äußern.
Von der AfD in der Bürgerschaft kommt scharfe Kritik an der geplanten Veranstaltung. „Frech und dreist tanzt die staatlich finanzierte Rote Flora auch nach den G-20-Krawallen weiter hemmungslos ganz Hamburg auf der Nase herum“, so der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Dirk Nockemann.
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte angekündigt, dass sich in der Roten Flora etwas ändern müsse. Innensenator Andy Grote (SPD) verwies dagegen zuletzt im Gespräch mit dem Abendblatt darauf, dass die polizeilichen Ermittlungen abzuwarten seien – und die Rote Flora möglicherweise ihr Verhältnis zur Gewalt überdenken würde. Bislang ist die Aufarbeitung der G-20-Ereignisse bei dem Kongress aber nicht als Thema vorgesehen.