Hamburg. Oliver Pöpplau hat viel vor. Er will Baufinanzierungen in Hamburg steigern – und sieht kein Potenzial für Videoberatung.

Vom Auszubildenden einer Bank an ihre Spitze: Der neue Vorstandschef der Hamburger Sparda Bank, Oliver Pöpplau, hat das geschafft. Nach Stationen bei anderen Genossenschaftsbanken hat er jetzt die Führung der Sparda-Bank Hamburg übernommen, die auch Filialen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen unterhält und insgesamt knapp 300.000 Kunden betreut.

„Wir wollen auch in diesem Jahr mit privaten Baufinanzierungen wachsen“, sagt der 51-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt. Die Kreditzusagen für das Neugeschäft sollen 500 Millionen Euro erreichen, nach 460 Millionen Euro im Jahr 2017. Angesichts des harten Wettbewerbs um Immobilienkäufer ist das ein ehrgeiziges Ziel. Ein Vorteil ist, dass man über die Sparda Immobilien den Kunden gleich Objekte, darunter auch Neubauten wie in Nachbarschaft zum Elbe-Einkaufszentrum, vermitteln kann. „Die Preise werden in Hamburg weiter steigen, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Vorjahren“, ist er überzeugt.

Kontaktloses Bezahlen

Bei den vielen technischen Neuerungen, die gegenwärtig in der Bankenszene forciert werden, ist er dagegen sehr skeptisch. „Ich sehe vor allem bei einer Anwendung Potenzial, dem kontaktlosen Bezahlen“, sagt Pöpplau. „Wir haben mit unserer Kreditkarte gute Erfahrungen gemacht, die Anwendung wird im Einzelhandel erstaunlich oft genutzt. Deshalb werden wir jetzt auch die Girocard (EC-Karte) mit einem entsprechenden Chip ausstatten lassen.“ Bei Beträgen bis 25 Euro funktioniert das Bezahlen ohne Geheimzahl oder Unterschrift. Die Karte wird nur an ein Lesegerät gehalten und der Betrag dann vom Konto des Kunden abgebucht. „Ich halte das vor allem für kleine Beträge, etwa beim Bäcker, für ein ideales Zahlungsmittel“, sagt Pöpplau. „Wir gehen davon aus, dass es bis Ende 2018 eine fast flächendeckende Akzeptanz im Einzelhandel gibt.“

Während die Hamburger Sparkasse in diesem Jahr flächendeckend die Videoberatung einführen will, stoßen solche Neuerungen bei den Kunden der Sparda-Bank kaum auf Akzeptanz. „Wenn es bei der Videoberatung wenigstens eine Akzeptanz von fünf Prozent gäbe, würden wir das weiter forcieren“, sagt Pöpplau. Aber die Nachfrage sei ernüchternd.

Mit der App der Bank ist es möglich, ohne Girocard und nur mit dem Smartphone Geld am Automaten abzuheben oder Rechnungen abzufotografieren und daraus automatisch einen Überweisungsauftrag zu erstellen. Auch kann das Girokonto bei der Sparda-Bank längst über das Smartphone in wenigen Minuten eröffnet werden. „Wir bieten alles an, genutzt wird es aber kaum“, sagt Pöpp­lau. Sind die Kunden nicht technikaffin genug? „Das glaube ich nicht“, sagt Pöpplau. „Sie kommen zu uns, wenn sie ihr erstes eigenes Geld verdienen oder eine Immobilie finanzieren wollen.“ Das sei im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.

Menschlicher Kontakt wichtig

„Aber fast alle Kunden wollen bei der Beratung einem Menschen gegenübersitzen und bevorzugen dazu die Filiale, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten“, sagt Pöpplau. Die Zahl der Beratungen, die zu Hause beim Kunden stattfinden, sind nicht der Rede wert. Das mag auch daran liegen, dass sich der Beratungsbedarf vieler Kunden auf eine überschaubare Zahl von Anlässen beschränkt. Familiengründung, Immobilienerwerb, Planung der Altersvorsorge. Die Sparda-Bank setzt auf klar strukturierte und leicht verständliche Produkte. Ein Beispiel dafür ist der Konsumentenkredit mit einem Zinssatz von 2,99 Prozent. Der Zins gilt unabhängig von der Laufzeit und vom Verwendungszweck des geliehenen Geldes. „Wir behandeln alle Kunden gleich, wenn sie kreditwürdig sind“, sagt Pöpplau.

Auch die Öffnung einzelner Filialen am Sonnabend wurde getestet und wieder verworfen. Jetzt wurden die Öffnungszeiten der Filialen vereinheitlicht und noch gestrafft. Denn nach 18 Uhr kommt keiner mehr.

Neukunden nicht um jeden Preis

Pöpplau will den Markenkern der Sparda-Bank Hamburg stärken. Dazu gehört vor allem das kostenlose Girokonto und eine „faire und transparente Beratung von Mensch zu Mensch“. Auch Negativzinsen soll es nicht geben. Das Filialnetz mit 14 Zweigstellen in Hamburg und sieben im Umland wird erhalten bleiben. Da das in Zeiten der Nullzinspolitik der Europäischen Zen­tralbank und sinkender Margen nicht einfach ist, konzentrieren sich alle Anstrengungen darauf. Auch Kundenwachstum um seiner selbst willen ist für Pöpplau nicht wichtig. „Wir haben alle Marketingmittel im vergangenen Jahr in die Baufinanzierung und nicht in die Gewinnung neuer Kunden für das Girokonto gesteckt“, sagt er. Deshalb blieb die Zahl der Kunden mit Girokonto mit 210.000 konstant.

Der Bestand an Baufinanzierungen stieg 2017 um 8,6 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Obwohl es keine Zinsen mehr gibt, kletterten die Einlagen um 6,9 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. „Insgesamt sind wir mit dem Jahresergebnis 2017, das auf Vorjahresniveau liegt, zufrieden“, sagt Pöpplau. Konkretere Zahlen will er noch nicht nennen, weil die Vertreterversammlung erst noch darüber befinden muss.