Hamburg. Bis zu 11.000 Sensoren sollen in Hamburgs Innenstadt installiert werden. Der Service ist kostenlos.
Einen freien Parkplatz in Hamburgs Innenstadt zu finden, kostet Nerven. Im Durchschnitt kreisen Autofahrer bis zu 20 Minuten durch die Straßen, um eine der heiß begehrten Lücken zu ergattern. Doch mit der leidigen Suche soll jetzt Schluss sein – dank einer neuen App für das Smartphone.
Die kostenlose Anwendung „Park and Joy“ soll dem Nutzer nicht nur freie Parkmöglichkeiten auf einer digitalen Landkarte anzeigen, sondern auch den Gang zum Kassenautomaten ersparen. Denn: Der Parkschein wird ebenfalls mit dem Handy bezahlt.
„Wir müssen den Parkraum intelligenter nutzen als bisher. Die App hilft dem Bürger dabei, leichter einen Parkplatz zu finden. So wird der Suchverkehr verringert und die Straßen weniger belastet“, erklärt Hamburgs Innenstaatsrat Bernd Krösser am Montagvormittag bei der Präsentation der App im Hotel Grand Elysée.
App soll Kosten sparen und Umwelt schonen
Laut einer Vorstudie kostet jeder Suchvorgang in der City den Autofahrer 1,35 Euro und verursacht 1,3 Kilogramm Kohlenstoffdioxid. Auch dieses Problem will die App bekämpfen. So funktioniert sie: In den Boden eingebaute Sensoren erfassen, ob ein Auto über ihnen steht und leiten die Daten mittels einer neuartigen Funktechnologie weiter an das Smartphone.
„Der Nutzer kann in Echtzeit die Verfügbarkeit der Parkplätze checken“, erklärt Oliver Bahns, Leiter Connected Mobility bei T-Systems. Die Sensoren kämen mit sehr wenig Energie aus. „Die Batterien halten bis zu acht Jahre“, so Bahns.
Wandsbek als Vorreiter
Im Auftrag der Stadt wird das Unternehmen der Deutschen Telekom bis Ende 2019 bis zu 11.000 Messgeräte im öffentlichen Bereich verbauen. Vor allem die hochfrequentierte Innenstadt soll mit den Parkmeldern ausgestattet werden. Die ersten 100 vernetzten Sensoren sind bereits im Stadtteil Wandsbek installiert.
Seit Oktober 2017, als die App noch ein Pilotprojekt war, haben mehrere Tausend Autofahrer den Parkservice heruntergeladen. „Wie viele Melder wir tatsächlich verbauen, hängt davon ab, wie das Angebot angenommen wird“, sagt Bahns.
Zwar soll die Technologie hauptsächlich für Parkplätze, die ohnehin gebührenpflichtig sind, eingesetzt werden – aber nicht ausschließlich. „Wir werden Sensoren auch außerhalb dieses Bereichs nutzen, um Anwohner bei ihrer Suche zu unterstützen“, sagt Bahns. Das würde allerdings bedeuten, dass weitere kostenfreie Plätze wegfallen. Von den geschätzt 100.000 Stellflächen in Hamburg sind schon jetzt rund zwölf Prozent bewirtschaftet.
So funktioniert die App
Bevor der Nutzer von „Park and Joy“ sein Auto abstellt, muss er mithilfe einer Drehscheibe auf seinem Smartphone die voraussichtliche Parkdauer einstellen. Gleichzeitig werden ihm die anfallenden Gebühren, die jeweils von Ort und Zeit abhängig sind, angezeigt. In der dicht befahrenen Innenstadt ist die Parkdauer auf maximal 120 Minuten begrenzt. Mit jeder Stunde fallen drei Euro Kosten an.
Etwas weiter außerhalb der City, in Barmbek Nord zum Beispiel, darf der Autofahrer bis zu 180 Minuten parken und muss pro Stunde nur einen Euro zahlen. Die Parkdauer kann jederzeit abgebrochen oder verlängert werden – damit dem Kunden nur die tatsächlich verursachten Kosten berechnet werden können.
„Unser Ziel ist es, die App als bundesweiten Service zu integrieren“, sagt Bahns von T-Systems. Nach Hamburg soll das Projekt noch in diesem Jahr in 18 weiteren Städten wie Dortmund, Bonn oder Duisburg eingeführt werden. Die gesamten Kosten für die innovative Parkraumüberwachung trägt T-Systems. Der kostenlose Service soll sich aus Gebühren für Premiumleistungen, wie zum Beispiel eine Navigation zu den freien Stellflächen, refinanzieren.
App prognostiziert, wie lange Lücke frei bleibt
Die Anwendung kann nicht nur ermitteln, ob ein Parkplatz frei ist, sondern auch, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Lücke nach einer halben Stunde Fahrzeit des Kunden noch nicht belegt ist. Verschiedene Datenquellen, wie das Wetter, der Verkehr oder der Kalendertag ermöglichen eine nahezu 100 Prozent sichere Prognose.
„Und wenn ich sehe, dass die Flächen belegt sind, kann ich immer noch auf den öffentlichen Verkehr umsteigen – das ist ein weiterer Vorteil“, betont Geschäftsführer Jörg Oltrogge vom Landesbetrieb Verkehr (LBV).
„Wir wollen ‚Bye, Bye‘ zur Parkplatzsuche sagen“, wiederholt Bahns zum Abschluss der Präsentation. Bei rund 850.000 Kraftfahrzeugen mit dem Kennzeichen „HH“ und jährlich 130.000 neu zugelassenen Autos in Hamburg ist es eine Herausforderung.