Hamburg. Mit dem Smartphone können Autofahrer Kosten auf die Sekunde abrechnen. Die Anbieter im Test.

Selten zuvor war der Parkdruck in Hamburg so hoch: Die Stadt hat zur Knöllchenoffensive geblasen, die Parkgebühren steigen um bis zu 66 Prozent. Doch Parkplätze sind – vor allem in den zentralen Stadtteilen – ein rares Gut.

Dabei können Autofahrer ihren Stresslevel und ihre Kosten auch beim Parken mit ein paar Handgriffen senken. Was noch zu wenige wissen: Seit 2008 kann man am Parkautomaten bargeldlos mit dem Smartphone zahlen. Vorteil für den Verbraucher: Das lästige Kramen nach Münzen entfällt, die Parkdauer lässt sich flexibel und minuten­genau mit dem Smartphone einstellen – das nervige Überbezahlen von Parkgebühren ist damit passé. Von Januar an entfallen mit der neuen Gebührenordnung auch die Mindestparkzeiten. Bedeutet: Wer kurz beim Bäcker hält, um Brötchen zu holen, stellt die Parkdauer per Smartphone auf fünf Minuten ein. Abgerechnet werden dann auch nur diese fünf Minuten.

Handy-Parken fristet Mauerblümchen-Dasein

Doch noch fristet das Handy-Parken ein Mauerblümchen-Dasein. „Ich muss gestehen, dass wir noch nicht dort sind, wo wir gerne wären“, sagt Thomas Adrian, Fachgebietsleiter beim Landesbetrieb Verkehr. Gerade mal vier Prozent, rund 386.000 Euro, der 2015 eingenommenen Parkgebühren in Höhe von rund 9,5 Millionen Euro entfielen auf das Handy-Parken. Ab Januar will die Stadt in Zusammenarbeit mit Smart Parking, der in Hamburg ansässigen Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung, den Service mit Aufklebern an den Parkautomaten allerdings stärker bewerben.

Um mit dem Handy parken zu können, müssen Autofahrer zunächst eine Park-App installieren und eine Vignette gut sichtbar an der Windschutzscheibe platzieren. Die Vignette wird von den App-Anbietern zum kostenfreien Ausdruck im Internet bereitgestellt, alternativ kann sie gegen Aufpreis bestellt werden. Die Kontrolleure von der Parkraumüberwachung wissen dann, dass das Auto für Handy-Parken registriert ist, und können per Eingabe des Auto-Kennzeichens überprüfen, ob für die belegte Parkzone eine Buchung mit dem Handy vorliegt. Wie gut die Apps funktionieren, wo ihre Stärken und Schwächen liegen, hat das Abendblatt mit den Apps Park Now und Easypark getestet.


Park Now
: Zunächst muss die App wie die anderen auch (kostenfrei) über die App-Plattformen von Android oder Apple heruntergeladen werden. Bei der Registrierung kann der Nutzer wählen zwischen der Silber- und Gold-Option. Wer sich für den silbernen Tarif entscheidet, muss pro Parkvorgang eine Servicegebühr von 25 Cent zahlen, die spart man im Gold-Tarif, dafür wird eine monatliche Pauschale von 2,99 Euro fällig – das lohnt sich bei mehr als zwölf Parkvorgängen pro Monat.

 Zur Verfügung stehen die Zahlungsarten Lastschrift, Kreditkarte und Paypal. In den Konto-Informationen muss zwingend das Autokennzeichen angegeben werden. Wer sich nicht registrieren lassen möchte, kann die Park- und Servicegebühren auch über seinen Mobilfunkanbieter berappen, muss dann aber auf Zusatzfunktionen verzichten.

Wie schlägt sich die App in der Praxis? Sehr gut! Ich steuere mit meinem Sharan eine kostenpflichtige Parkzone am Schulterblatt an. Mit der integrierten Ortungsfunktion findet die App sofort meinen Standort und die dazugehörige Parkzone. Alternativ kann die Nummer der Parkbucht auch händisch eingetragen werden: Sie ist auf jedem Parkautomaten auf einem gelben Aufkleber mit Handy-Symbol vermerkt, beginnend mit 200 für Hamburg. „Meine“ Zone am Schulterblatt hat die Nummer 200113.

 Dann einfach nur den Button „Parkvorgang starten“ drücken, schon läuft der Sekundenzähler. Wahlweise lässt sich auch eine maximale Parkdauer einstellen. Wenn gewünscht, kann man sich 15 Minuten vor Ablauf des Parkvorgangs per Mail oder per SMS (15 Cent) benachrichtigen lassen. Dieser Reminder steht auch zur Verfügung, sobald das Ende der Parkzeit erreicht ist – das hilft, Knöllchen zu vermeiden. Nach exakt 16 Minuten und drei Sekunden breche ich das Parken ab. 56 Cent werden fällig, das Parken selbst kostet allerdings nur 16 Cent. Den Rest machen Servicegebühr und SMS-Benachrichtigung aus.


Easy Park
: Die App der schwedischen Firma Easy Park glänzt mit Übersichtlichkeit, auf das Wesentliche reduzierten Funktionen und einer europaweiten Verfügbarkeit. Ohne Registrierung geht aber nix, und in der App gibt es nur die Zahlungsarten Paypal oder Kreditkarte. Wie bei Park Now kann man die nächstgelegene Parkzone per Ortungssystem ermitteln lassen – das funktionierte beim Parken vor dem Oberlandesgericht auch sehr gut. Zuverlässig erkannte die Software auch die dortige Höchstparkdauer von zwei Stunden.

Zudem schickt sie einen Parkzeit-Reminder per Push- oder SMS-Nachricht (15 Cent) und warnt, wenn der Parkplatz vor Ablauf der Parkzeit verlassen wird. Nachteil: Die App ist nicht so transparent wie Park Now. Nach zehn Minuten berechnete mir Easypark 69 Cent. Wie genau sich die Rechnung zusammensetzt, verschweigt die App. Laut der Internetseite des Unternehmens beträgt allein die Servicegebühr 15 Prozent der anfallenden Parkgebühren, mindestens aber 49 Cent – teuer! Alternativ bietet auch Easy Park ein Monatspaket ohne Servicegebühr (4,99 Euro/Monat). Minus: Der Kundendienst war trotz mehrerer Versuche telefonisch nicht erreichbar.


Smart Parking
: Achtung, die App funktioniert nicht mehr in Hamburg! Grund: Der Anbieter Mobile City ist von Easy Park aufgekauft worden. Leider werden Anwender darauf nicht explizit hingewiesen. Beim Versuch, die Anwendung ohne vorherige Registrierung zu nutzen, produzierte die App lediglich eine „Systemfehler“-Meldung.


Fazit: Die Technik funktioniert (meist), die Bedienung der Software ist einfach, die Bezahlung bequem. Für Kurz- und Gelegenheitsparker lohnt sich Handy-Parken wegen der hohen Servicegebühren aber nicht wirklich.

Tipp
: Hilfreich sind weitere Park-Apps, die die mitunter nervtötende Parkplatzsuche einfacher machen. So vermittelt die App Ampido private Stellplätze, Parkopedia und ADAC Parkinfo (1,99 Euro) werben mit einer Übersicht über Tausende Parkeinrichtungen in Deutschland. Und wer Angst hat, sein Auto nicht wiederzufinden, kann „Find my car“ installieren. Die App (1,99 Euro) speichert den Standort des Autos per GPS und zeigt ihn auf einer Karte an.