Hamburg. Die Wetteinnahmen brechen weg, die Zuschauer schwinden. Ist das Hamburger Traditionsmeeting langfristig noch zu retten?
Die Bilanz ist ernüchternd. Das Deutsche Derby, das wichtigste Rennen im nationalen Galoppsport, füllt die Kassen auf der Rennbahn in Hamburg-Horn längst nicht mehr wie einst. 264.273,88 Euro betrug der Wettumsatz – so wenig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Nur 12.500 Zuschauer kamen am Sonntag zum Rennen um das Blaue Band, dem Höhepunkt der fünftägigen Veranstaltung. In den 1980er- und 1990er-Jahren waren 50.000 Zuschauer die Regel.
Der deutsche Galopprennsport befindet sich in der Krise. Den Pferderennbahnen in Neuss und Bremen droht das Aus. Auch in Frankfurt stehen die Zeichen schlecht. Auf der Pferderennbahn soll das Leistungszentrum des Deutschen Fußball-Bundes entstehen. Der Frankfurter Rennklub wehrt sich vor Gericht dagegen. Jan Antony Vogel, der Geschäftsführer des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, ist besorgt: „Wenn wir die Einnahmen des Galoppsports nicht deutlich erhöhen, könnten weitere Standorte wegbrechen.“
Problem ausländische Wettanbieter
Die Wetteinnahmen, also die Hauptgeldquelle des Galopprennsports, befinden sich im freien Fall. „Vor der Einführung der Online-Wetten haben wir am Totalisator gut 100 Millionen Euro im Jahr eingenommen. Letztes Jahr waren es nur noch 26,5 Millionen“, sagt Vogel. Noch immer gibt es viele Deutsche, die beim Pferderennen gerne ihren Tipp abgeben. Jedoch wird das vermehrt im Internet gemacht, nicht auf der Galopprennbahn.
Das Problem: Nur wenn der Wettanbieter seinen Hauptsitz in Deutschland hat, wird der Galopprennsport an den Einnahmen beteiligt. Das trifft jedoch auf die wenigsten Anbieter zu. Meist geht der Pferdesport leer aus. „Wir machen das Produkt, und andere profitieren davon“, sagt Erfolgstrainer Peter Schiergen.
In Ländern wie England, Frankreich, Japan oder China hingegen wird mit Pferderennen weiterhin gutes Geld verdient. Vogel erklärt: „Auch dort existiert Konkurrenz durch das Internet. Aber dort fließen mehr Einnahmen in den Pferdesport zurück. Außerdem finden viel mehr Veranstaltungen statt.“ In Deutschland ist der Galopprennsport vielfach auf reiche Gönner angewiesen.
Fernsehpräsenz reicht nicht aus
In Hamburg ist Albert Darboven der wichtigste Förderer. Würde der 81-Jährige mit seinem Kaffeeunternehmen nicht immer wieder als Sponsor einspringen, würde es in Hamburg vielleicht kein Galopprennen mehr geben. „Ich wünschte, es würden sich mehr Hamburger mit etwas Geld einbringen. Ansonsten haben wir hier bald kein Deutsches Derby mehr“, sagt Darboven, der vor allem die mangelnde Medienpräsenz bedauert: „Früher gab es große Fernsehberichte vom Derby, heute nur eine zweieinhalbminütige Aufzeichnung. Das lockt keine Sponsoren an.“
Der Hamburger Renn-Club muss deshalb sparen. Der Vorsitzende Eugen-Andreas Wahler sagt: „Unser Umsatz ist nur noch halb so hoch wie in den 1990er-Jahren.“ Die Zeiten, in denen sich der Renn-Club zwei hauptamtliche Geschäftsführer leisten konnte, sind vorbei. Heute werden nahezu alle Aufgaben ehrenamtlich übernommen.
Auch die Galopprennbahn müsste modernisiert werden. Vogel sagt: „In Hamburg wäre im Tribünenbereich dringend eine Überarbeitung notwendig. Wir bräuchten zum Beispiel Fahrstühle, damit ältere Menschen keine Treppen steigen müssen. Aber dazu fehlt das Geld.“