Hamburg. Autobahn-Baustellen sind laut ADAC ein Grund für die Behinderungen. Aber es gibt noch andere Ursachen. Herbe Kritik von der CDU.
Auf den Hamburger Autobahnen hat sich der Verkehr nach Angaben des ADAC im vergangenen Jahr so viel gestaut wie in keinem anderen Bundesland. Im Verhältnis zu den vorhandenen Autobahnkilometern seien in Hamburg und Berlin die meisten Staus verzeichnet worden, teilte der Autoclub am Dienstag mit. Für die Gesamtlänge der Staus in der Hansestadt errechnete der ADAC die Kennziffer 390. Sie liegt damit knapp vor Berlin (388). In der Hauptstadt ist allerdings die Kennzahl für die Dauer der Staus höher.
31.630 Staukilometer 2017 in Hamburg
Die gemeldeten Staukilometer summierten sich in Hamburg über das Jahr auf 31.630. Das waren 3823 Kilometer oder knapp 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch in Schleswig-Holstein wuchs die Blechlawine, und zwar um 1854 Kilometer oder rund sechs Prozent auf eine Gesamtlänge von 34.694 Kilometern.
Stauschwerpunkt in Hamburg war mit 20.000 Staukilometern die A7, insbesondere die Abschnitte zwischen dem Dreieck Hamburg-Nordwest und Schnelsen sowie vor dem Elbtunnel zwischen Waltershof und Othmarschen. Weiter nördlich staute sich der Verkehr besonders häufig zwischen Quickborn und Schnelsen-Nord sowie rund um Neumünster. Zwischen Hamburg und dem Dreieck Bordesholm südwestlich von Kiel wird die Autobahn zurzeit ausgebaut. Auch für den Baustellenbereich bei Stapelfeld auf der A1 brauchten Autofahrer viel Geduld.
Längster Stau während des Sturms „Xavier“
Den viertgrößten Stau bundesweit mit 29 Kilometern Länge gab es am 6. Juni 2017 auf der A7 zwischen Henstedt-Ulzburg und Heimfeld. Die längste Verkehrsbehinderung in Hamburg registrierte der ADAC am 5. Oktober auf 23 Kilometern der A1 zwischen Billstedt und Seevetal-Hittfeld. Damals hatte die Deutsche Bahn wegen des Sturmtiefs „Xavier“ den Zugverkehr in ganz Norddeutschland eingestellt. Der Verkehrskollaps beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg machte sich auf den Autobahnen nicht mit einer Rekordstaulänge bemerkbar.
Ursache der wachsenden Behinderungen um Hamburg sei zum einen der zunehmende Verkehr in der wachsenden Metropole. Zum Teil hätten Autofahrer auch versucht, innerstädtische Baustellen über die Autobahnen zu umgehen, erklärte ein ADAC-Sprecher. Ein weiterer Grund sei die gestiegene Attraktivität deutscher Urlaubsziele. An die Küsten von Nord- und Ostsee reisen viele Menschen mit dem Auto.
Feuerwehrleute und Johanniter verteilen Wasser an Autofahrer
CDU fordert: Scholz muss ein Machtwort sprechen
Herbe Kritik übt die CDU – sie fordert, den Kampf gegen den Stau zur Chefsache zu machen. „Nicht jeder Meistertitel ist ein Grund zum Feiern, der des Deutschen Staumeisters ist es sicher nicht", sagt der CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering. Die Menschen und die Volkswirtschaft litten gleichermaßen unter Hamburgs Dauerstau. "Jetzt rächt sich bitterböse, dass sich Rot-Grün Ende 2016 mit einem PR-Gag zur Staubekämpfung begnügt und für seine ‚Stabsstelle Baustellenkoordination‘ lediglich eine einzige Person zusätzlich eingestellt hat – und das ausgerechnet im PR-Bereich", kritisiert Thering.
Der CDU-Politiker befürchtet, dass mit der Sanierung der 'Hochstraße Elbmarsch' und dem Ausbau der A7 südlich des Elbtunnels noch viel schlimmeres Ungemach droht. "Deshalb fordern wir seit Langem die Einsetzung eines Baustellenkoordinators für die gesamte Metropolregion, der mit echten Entscheidungskompetenzen und ausreichend Personal ausgestattet werden muss", sagt Thering. Baustellenmanagement sei der Schlüssel, um dieser Misere endlich zu entkommen. "Bürgermeister Scholz muss daher endlich ein Machtwort sprechen und die Staubekämpfung zur Chefsache machen.“