Hamburg. 2016 gab es 15 Prozent mehr Stau, insgesamt standen Autos fast einen Monat still. Hamburg hat mit am stärksten belastete Autobahnen.
Im vergangenen Jahr registrierte der ADAC knapp 28.000 Kilometer Stau auf den Autobahnen rund um Hamburg. Damit stieg die Gesamtlänge der Staus im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent. Mit 343 Kilometern Stau pro Autobahnkilometer hat Hamburg nach Berlin die am stärksten belasteten Fernstraßen. Die Stauzeit erhöhte sich dabei um 1290 auf 10.672 Stunden (plus zwölf Prozent).
Der mit 21 Kilometern längste Stau bildete sich nach einem LKW-Unfall am Montag, den 18. Juli, auf der A7 zwischen Waltershof und Quickborn. Auf Platz zwei mit 19 Kilometern kam ein Stau auf dem Abschnitt Dreieck Hamburg-Südwest - Schnelsen, wo der Stillstand am Montag, den 12. September eintrat.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Dennis Thering sprach von einer "Katastrophe für die Menschen und die Wirtschaft Hamburgs" und bemängelte den mangelnden Einsatz des Senats gegen das Chaos in der "Staustadt Hamburg."
Auf der A7 kam es am dicksten
Insgesamt trafen über die Hälfte der Verkehrsbehinderungen die A7. Hier kam es über das Jahr zu 18.129 Kilometern Stau mit einer Dauer von 6207 Stunden. Der mit 3752 Kilometern am stärksten belasteten Abschnitt lag zwischen dem Dreieck Hamburg-Nordwest und Schnelsen. Rund 5000 Kilometer Stau entfielen auf die A1. Auch die klassischen Ausweich- und Verbindungsstrecken wie die A255 (1572 km Stau) und die A24 (1111 km Stau) waren stark belastet.
Parallele Baustellen auf A1 und A7
Die vielen Verzögerungen auf der A7 machen sich auch im bundesweiten Vergleich bemerkbar: Der Abschnitt Hamburg-Flensburg landet auf Platz 15 der Top-Stau-Abschnitte auf Fernautobahnen.
Besonders der mehrspurige Ausbau der A7 führte zu einem deutlichen Anstieg der Staumeldungen. Durch zeitweise parallele Arbeiten auf der A1 und der A7 wurden Autofahrer dabei von einem Stau in den nächsten geschickt. Um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, wurde Anfang des Jahres die vom ADAC Hansa seit Jahren empfohlene Koordinierungsstelle für Baumaßnahmen im Raum Hamburg eingesetzt.
Koordinierungsstelle kann Staus nicht verhindern
Ein weiterer Grund für die erhöhten Stauzahlen ist das veränderte Reiseverhalten: Immer mehr Urlauber setzen auf das Auto statt auf das Flugzeug.
Trotz der neuen Koordinierungsstelle müssen sich Autofahrer auch weiterhin auf staureiche Jahre einstellen. Die Baumaßnahmen in und um Hamburg sind zwar eine unverzichtbare Investition in die Zukunft und führen langfristig zu mehr Kapazität, sorgen zunächst aber weiter für Behinderungen.
Rekord auch für das Bundesgebiet
Für das Bundesgebiet insgesamt zählte der ADAC sogar 20 Prozent mehr Staus als im Vorjahr, rund 694.000 nach 568.000 im Jahr 2015. Das sei so viel wie nie. Als Gründe nennt der Autoclub vor allem mehr Baustellen und mehr Urlauber.
Unter den Flächenstaaten besonders betroffen war aufgrund seiner Ballungsräume und seines dichten Autobahnnetzes Nordrhein-Westfalen (rund 218.000 Staus), gefolgt von Bayern (über 126.000) und Baden-Württemberg (gut 75.000) als Transitländer in Richtung Süden. Danach kamen Hessen (knapp 62.000), Berlin (knapp 57.000) und Niedersachsen (gut 51.000).
„Es ist tatsächlich mehr Verkehr auf unseren Straßen als in früheren Jahren. Das gilt für den Güterverkehr ebenso wie für den Personenverkehr“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Er verwies auf Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen, die für 2016 bei der Kfz-Fahrleistung — der Summe aller gefahrenen Kilometer — von einem Plus von 2,5 Prozent ausgeht.
Mehr Urlauber bleiben in Deutschland
Außerdem sei Deutschland — womöglich auch wegen der Terrorangst mit Blick auf einige Urlaubsländer — als Reiseland attraktiver geworden. „Die Leute machen wieder mehr hierzulande Urlaub“, sagte Hölzel. Das Auto werde öfter als Verkehrsmittel für Urlaubsfahrten eingesetzt. Diese Nutzung habe um sechs Prozent zugenommen. Mit den Autourlauben hänge vermutlich auch die Verschiebung der schlimmsten Stauzeiten zusammen: Die meisten Staus zählte der ADAC im September, gefolgt von Juli und August. Früher war meist der Oktober der staureichste Monat.
Zahl der Baustellen nimmt zu
Mehr als im Jahr zuvor blockierten Baustellen den Verkehr. Die Bautätigkeit habe um rund 15 Prozent zugenommen. „Vom Bundesverkehrsministerium gibt es mehr Geld für Ausbau und Sanierung. Das ist eine gute Sache, aber es macht sich einfach bemerkbar“, sagte Hölzel.
Parallel zur Zahl der Staus stieg auch deren Gesamtlänge auf bundesweit auf knapp 1,38 Millionen Kilometer, 2015 waren es 1,13 Millionen. Die Staustunden beliefen sich entsprechend auf 419.000 nach 341.000 im Vorjahr.
Am 30. September war es am vollsten
Der staureichste Tag war 2016 der 30. September. Zum Start in das verlängerte Wochenende mit dem Feiertag 3. Oktober stockte die Blechlawine auf 11.200 Kilometern. Staureichster Wochentag war im Schnitt einmal mehr der Freitag mit rund 5000 Kilometern, am ruhigsten ging es am Sonnabend mit 1650 Kilometern zu.
Um Staus einzudämmen, empfiehlt der ADAC, bei Baustellen möglichst die Zahl der Fahrstreifen zu erhalten. Die Bauzeiten könnten durch mehr Tätigkeit in der Nacht verkürzt werden. Angesichts zahlreicher Engpässe im Autobahnnetz, des großen Nachholbedarfs bei Ausbau- und Sanierung sowie aufgrund der prognostizierten weiteren Steigerung des Verkehrsaufkommens rechnet der ADAC auch für 2017 mit mehr Behinderungen.
CDU fordert Personal für Baustellenkoordinierung
Für CDU-Mann Thering sind die Baustellen hauptverantwortlich für die derzeitige Situation. "Deshalb fordern wir seit Langem die Einsetzung eines Baustellenkoordinators für die gesamte Metropolregion, der mit echten Entscheidungskompetenzen und ausreichend Personal ausgestattet werden muss. Nur so ist der Misere zu entkommen" Leider habe der Senat nur eine einzige Person im PR-Bereich der Verkehrsbehörde eingestellt und verkaufe das jetzt als Zeitenwende in der Baustellenkoordinierung.