Hamburg. Das beliebte Museum in der Speicherstadt sorgt sich, seine Abonnenten auf Facebook nicht mehr zu erreichen. Was Nutzer tun können.

Gerrit und Frederik Braun sind verunsichert. Die beiden Macher des Miniatur Wunderlands in der Speicherstadt sorgen regelmäßig mit ihren Aktionen und Videos in den sozialen Netzwerken für Furore. Doch jetzt fürchten sie, ihre Abonnenten in Zukunft nicht mehr zu erreichen. Denn: Facebook-Nutzer werden künftig vermehrt Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Damit solle das weltgrößte Online-Netzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden, persönliche Verbindungen zu ermöglichen, schrieb Gründer und Chef Mark Zuckerberg vergangene Woche. Die Änderung gehe auf Wünsche von Nutzer zurück.

Die Beiträge von Unternehmen und Medien sollen danach priorisiert werden, „ob sie zu bedeutungsvollen Interaktionen ermutigen“. Mit anderen Worten sollen Inhalte, zu denen sich ein Nutzer und seine Freunde äußern, höher im Newsfeed platziert werden. Facebook will dabei mit Hilfe seiner Algorithmen versuchen, Voraussagen darüber zu treffen, über welche Beiträge sich die Nutzer austauschen wollen.

Das bedeuten die Facebook-Änderungen

Beiträge von Facebook-Seiten werden damit zwar grundsätzlich weiterhin den Weg in den Newsfeed finden – aber nur dann bevorzugt, wenn sich der Freundeskreis darüber austauscht. Für viele Unternehmen und Medien dürften die Änderungen einen radikalen Einschnitt bedeuten. Facebook hatte in den vergangenen Jahren im Gegenteil versucht, verstärkt zur Plattform für Medieninhalte zu werden. Viele Medien und Marken setzen darauf, Menschen über Facebook zu erreichen – schließlich hat das Online-Netzwerk weltweit mehr als zwei Milliarden Mitglieder.

Auch im Miniatur Wunderland fürchtet man nun, die Abonnenten auf Facebook künftig nicht mehr zu erreichen. "Wir können kein großes Werbebudget ausgeben, um unsere mit Liebe gemachten Filme zu verbreiten. Das würde für uns ein großes Umdenken bedeuten und eventuell nicht mehr die Möglichkeit geben, so aufwändige Filme zu machen", schreiben die Macher in ihrem Appell und rufen dazu auf, die Einstellungen so zu ändern, damit den Nutzern die veröffentlichten Inhalte auch weiterhin im Newsfeed angezeigt werden. Diese Einstellung kann unter dem Button "Abonniert" vorgenommen werden. Wer die Einstellung "Als erstes anzeigen" vornimmt, erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, auch weiterhin Inhalte der betroffenen Seite gezeigt zu bekommen.

Appell des Miniatur Wunderlandes

Journalisten-Verband übt Kritik

Kritik gab es zunächst auch von Medien-Schaffenden. „Ich halte die Facebook-Maßnahme für problematisch“, sagte der Sprecher des Deutsche Journalisten-Verbands (DJV) Hendrik Zörner. „Facebook ist als Kommunikationsmedium von hohem Stellenwert und hoher Bedeutung. Aber das eigene Kommunikationsspektrum auf den Gute-Laune-Bär zu reduzieren, geht an der Bedeutung von Facebook und der Kommunikation von Menschen schlechthin vorbei.“

Ein Grund für die Änderungen sei auch, dass laut Studien Kontakte über soziale Medien mit Menschen, die einem wichtig seien, gut für das Wohlbefinden sein könnten, so der Facebook-Chef. „Andererseits kann das passive Lesen von Beiträgen oder das Anschauen von Videos – selbst wenn sie unterhaltsam oder informativ sind – nicht so gut sein.“ Facebook fühle eine Verantwortung dafür, dass Dienste des Netzwerks gut für das Wohlbefinden seien, schrieb Zuckerberg.