Toulouse/Hamburg. Das Unternehmen übergibt im vergangenen Jahr 718 Maschinen an Kunden – aber für den A380 bleibt die Lage ernst.

Am Ende der im Internet live übertragenen Pressekonferenz kommt dann doch kurz Abschiedsstimmung auf. In einem Studio in Toulouse sitzen zwei Airbus-Topmanager, die den Konzern über Jahrzehnte prägten und ihn in wenigen Wochen verlassen werden. „Ich möchte John Leahy danken für das, was er für Airbus geleistet hat“, sagt Noch-Flugzeugsparten-Chef Fabrice Brégier. Leahy ist der Verkaufschef und hat in dieser Funktion seit 1994 Aufträge für mehr als 16.000 Maschinen reingeholt – und im Dezember mit seinem Team noch einmal viel zu tun gehabt. Verträge über 841 Jets wurden unter Dach und Fach gebracht – der beste Monat der Firmengeschichte.

Das Vermelden von Rekorden gehört bei der Jahrespräsentation der zivilen Flugzeugsparte zur Routine. 2017 lieferte der MDAX-Konzern 718 Maschinen an 85 Kunden aus. Es war der 15. Produktionsrekord in Folge und ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Brégier. Ermöglicht wurde es durch den starken Jahresendspurt. Allein im Dezember gingen 127 Jets an Käufer über – eine Monatsbestmarke.

Auch bei den Aufträgen sieht es gut aus. Netto gingen Orders für 1109 Maschinen von 44 Kunden ein. Der fünftbeste Jahreswert. Ende 2017 lag der Auftragsbestand bei 7265 Flugzeugen. Nach Listenpreisen, die nun im Schnitt um zwei Prozent erhöht wurden, ist das Auftragsbuch damit mehr als eine Billion Dollar schwer und die Produktion für knapp ein Jahrzehnt ausgelastet. Also: Alles gut bei Airbus?

Triebwerksprobleme drücken A320neo-Auslieferungen

Nein, es gibt durchaus Probleme. Da wäre die A320-Familie, die rund zur Hälfte in Hamburg gefertigt wird und mit 558 Jets wieder das Gros der übergebenen Maschinen stellte. „Ohne Triebwerke ist es schwer, Flugzeuge auszuliefern“, sagte Brégier. Teilweise hätten rund 60 „Segelflugzeuge“ in Toulouse und auf Finkenwerder herumgestanden. Sie konnten nicht an die Fluglinie übergeben werden, weil die Motorenhersteller Pratt & Whitney und CFM Lieferschwierigkeiten hatten.

Darunter leidet die Auslieferung der Neo-Variante. Noch im Oktober hielt Brégier an seinem Ziel von 200 Auslieferungen des Typs mit den Sprit sparenden Triebwerken fest. Tatsächlich wurde die Marke mit 181 unterschritten. „Wir haben die A320neo-Auslieferungen reduziert“, sagte Brégier. Man arbeite eng mit den Herstellern zusammen, um die Probleme zu beheben.

A380 steht vor dem Aus

Die andere große Baustelle ist der A380. Seit 2015 gab es keinen neuen Auftrag für das größte Passagierflugzeug der Welt. Erstmals räumte ein Topmanager jetzt ein, wie ernst die Lage für die Maschine ist. „Ganz ehrlich: Wenn wir keinen Deal mit Emirates aushandeln können, werden wir das Programm wohl beenden“, sagte Leahy.

Damit bestätigte der Bald-Rentner offiziell Informationen eines Insiders, die dem Abendblatt seit Ende 2017 vorliegen. Die Fluglinie aus Dubai ist mit 142 Bestellungen für knapp die Hälfte aller A380-Aufträge verantwortlich. Nur 95 Jets stehen noch im Auftragsbuch, darunter sind wohl viele Karteileichen und 41 von Emirates. Ein Auftrag über weitere 36 Stück platzte kurz vor der Unterzeichnung im November.

Neben Emirates ruhen die Hoffnungen auf Aufträge aus China. „Der größte Markt braucht das größte Flugzeug“, so Leahy. Im Gegenzug für einen Auftrag könnten Fertigungsschritte dort erfolgen. Zunächst bereitet sich der Konzern aber auf ein Absenken der Produktionsrate vor. 2017 wurden 15 Exemplare ausgeliefert, dieses Jahr sollen es zwölf und 2019 acht Stück sein. Man brauche ein Minimum von sechs Stück pro Jahr, um die industrielle Produktion aufrechtzuerhalten, sagte Brégier. Einen Zeitplan dafür nannte er nicht.

Airbus plant Angriff auf Boeing

Beim neuen Großraumjet A350 stieg die Fertigungsrate um 60 Prozent auf 78 Maschinen, vom A330 waren es 67 Stück. Im ewigen Zweikampf mit dem Erzrivalen gab es ein Remis. Zwar erhielt Airbus 197 Neubestellungen mehr als Boeing, die Amerikaner lieferten dafür aber 45 Jets mehr aus. Brégier ist sich dennoch sicher, bald den Titel des größten Flugzeugbauers der Welt nach Europa holen zu können: „Ich wette mit Ihnen, 2020 werden wir mehr Flugzeuge ausliefern als Boeing.“

Zu dem „Wir“ wird er nicht mehr gehören. Im Februar verlässt er Airbus. Es ist die Konsequenz aus der Nichtberücksichtigung bei der Nachfolgesuche von Vorstandschef Tom Enders, der im April 2019 von Bord gehen wird. Trotz des Managementumbaus soll in einem Jahr die 16. Bestmarke in Folge fallen, so Brégier: „Wir werden 2018 nahe an die 800 Auslieferungen kommen.“