Hamburg. Am Adolphsplatz sollen 62 Stellen bis zum Jahr 2021 wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen gibt es aber keine.

Bei der Handelskammer Hamburg wird in den kommenden vier Jahren fast jede vierte Stelle gestrichen. Das haben die Mitarbeiter bei einer Personalversammlung erfahren. Demnach sollen von derzeit 262 Vollzeitstellen im Jahr 2021 noch 200 übrig bleiben. Das habe die neue Hauptgeschäftsführerin der Kammer, Christi Degen, den Mitarbeitern mitgeteilt, bestätigte die Vorsitzende des Personalrats, Sabine Lurtz-Herting, dem Abendblatt auf Anfrage. Die Reduktion soll durch natürliche Fluktuation, den Abbau von Zeitarbeit, Angebote zur Altersteilzeit oder „individuelle Einzelmaßnahmen im gegenseitigen Einvernehmen“ durchgeführt werden. Degen habe auf Nachfrage erklärt, dass man sich am Ende von 15 bis 30 Mitarbeitern einvernehmlich trennen müsse, wenn der natürliche Abbau nicht ausreiche. Betriebsbedingte Kündigungen gibt es nicht.

Bereits im Dezember hatte die Kammer mit dem Personalrat dazu eine Dienstvereinbarung geschlossen. Darin verpflichtet sich die Handelskammer, bis Ende 2021 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Die Mitarbeiter sollen im Gegenzug die anstehende Restrukturierung und die damit verbundenen organisatorischen Veränderungen „aktiv mitgestalten“. „Die Ankündigung haben die Mitarbeiter der Kammer gefasst aufgenommen, da sie ja bereits aus der Dienstvereinbarung wussten, dass eine Reduktion des Personals angestrebt wird“, sagte Lurtz-Herting. „Insgesamt hatten wir das Gefühl, dass Frau Degen uns gegenüber sehr offen und transparent ihre Pläne vorgelegt hat.“

Externe Beratungsaufträge

Das bestätigten auch andere Teilnehmer der Personalversammlung dem Abendblatt. „Nur eine Frage hat Frau Degen nicht beantwortet, nämlich welche unserer bisherigen Aufgaben wir künftig aufgrund der geringeren Personalstärke nicht mehr ausüben können“, sagte ein Kammermitarbeiter. Die Wirtschaftsvertretung wollte sich nicht äußern, es habe sich um eine nicht öffentliche Personalversammlung gehandelt, hieß es.

Um die derzeitigen Aufgaben der Kammer kritisch zu hinterfragen und die künftige Struktur festzulegen, hat das Präsidium zudem zwei externe Beratungsaufträge ausgeschrieben. Ziel ist es, das Leistungsangebot der Kammer zu verschlanken. Wie berichtet, verfolgt die Kammerführung das Ziel, sowohl hoheitliche Aufgaben wie zum Beispiel Ausbildungsprüfungen als auch freiwillige Serviceleistungen künftig nur noch kostendeckend anbieten zu wollen, um die Mitgliedsbeiträge der Kammer absenken zu können. Erwartet wird zudem, dass die Kammer künftig darauf verzichten wird, aufwendige Standpunktepapiere, etwa zur Hamburger Industriepolitik, zur sozialen Marktwirtschaft oder zum Verkehr zu verfassen, mit denen sie in der Vergangenheit politisch für Aufsehen gesorgt hatte.

Vermeintlicher Austritt aus der IHK Nord

Schon am Freitag kommender Woche könnte ein Teil der Sparpläne konkreter werden. An diesem Tag, dem Geburtstag der Handelskammer Hamburg, tritt nämlich erneut das Plenum zusammen. Wie das Abendblatt erfuhr, soll dabei auch über den vermeintlichen Austritt aus der IHK Nord und die Zukunft des Berliner Büros gesprochen werden. Die Kammerführung hatte ihre Mitgliedschaft in der IHK Nord und die Existenz der eigenen Vertretung in Berlin infrage gestellt, weil sie Doppelstrukturen abbauen will.

Um die Verkleinerung personell zu begleiten, muss Degen konkret festlegen, welche der in vier Jahren noch 200 Mitarbeiter welche Stelle bekleiden und welche Aufgabe wahrnehmen werden. Deshalb sind in der Dienstvereinbarung betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Sogenannte Änderungskündigungen sind aber möglich, für den Fall dass Mitarbeiter sich weigern, ein anderes Aufgabengebiet zu übernehmen. „Solche Änderungskündigungen stehen aber derzeit gar nicht zur Debatte“, sagte Lurtz-Herting.

Mitgliedsbeiträge senken

Wie berichtet will die Handelskammer die Summe ihrer Mitgliedsbeiträge bis 2023 von heute rund 40 Millionen Euro auf dann 20 Millionen Euro senken. Dazu müssen auch die Ausgaben reduziert werden. Das hatte bei den Mitarbeitern zunächst für Unruhe gesorgt, weil die Kammerführung ihnen nicht konkret sagen konnte, wie es weitergeht. Mit der Dienstvereinbarung haben sie jetzt Sicherheit. „Deshalb sind wir mit dem Verhandlungsergebnis auch zufrieden“, sagte Lurtz-Herting. Dennoch stehe jetzt ein Personalabbau an – dies sei immer schmerzlich.