Hamburg . Hochbahn testet Mobilität der Zukunft: Die elektrisch betriebenen Kleinfahrzeuge sollen in der HafenCity eingesetzt werden.

Ein elektrisch betriebener Kleinbus fährt völlig autonom ohne Fahrer auf einer rund drei Kilometer langen Strecke durch die HafenCity mit Fahrgästen an Bord. Nicht auf einem Testgelände, sondern im laufenden Straßenverkehr. Dieses Szenario soll bereits 2020 Realität werden.

Das bestätigte der Hochbahn-Vorstandsvorsitzende Henrik Falk dem Abendblatt: „Wir testen in Hamburg die Mobilität der Zukunft, und da ist das autonome Fahren ein wichtiger Bestandteil. In der HafenCity wird auf einer Strecke, der genaue Verlauf wird zurzeit festgelegt, dieses Verkehrsmittel erprobt.“

Hamburger können die autonomen Kleinbusse testen

Bereits in diesem Jahr sollen zwei elektrisch betriebene Fahrzeuge, die extra für Hamburg entwickelt wurden, für diesen Test im Rahmen des Projekts Heat (Hamburg Electric Autonomous Transportation) in der HafenCity zum Einsatz kommen: „Zunächst werden aus Sicherheitsgründen noch Fahrer an Bord sein. Aber das Ziel ist im Jahre 2020, dass die Fahrzeuge tatsächlich autonom fahren.

Die Hamburger sind dann eingeladen, dabei zu sein“, kündigte Falk an. Es sei aber keine reguläre Buslinie.

Ein autonom fahrendes Fahrzeug dieses Typs könnte schon bald in der HafenCity eingesetzt werden
Ein autonom fahrendes Fahrzeug dieses Typs könnte schon bald in der HafenCity eingesetzt werden © IAV GmbH | IAV GmbH

Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt Heat mit rund 3,7 Millionen Euro (wir berichteten). Die Hochbahn hat die Federführung übernommen und erhält aus diesen Mitteln eine Million Euro. Weitere 1,5 Millionen Euro trägt das Verkehrsunternehmen aus seinem eigenen Budget. Hochbahnchef Falk erhofft sich weitreichende Erkenntnisse: „Für die Hochbahn ist es natürlich von großer Bedeutung, ob wir vielleicht in zehn, 20 Jahren, sofern der Test erfolgreich ist, Hunderte autonome Busse in Hamburg einsetzen.“ Denn das würde sich auch auf die Personalpolitik des städtischen Unternehmens auswirken: „Wenn sich das autonome Fahren durchsetzt, bräuchten wir entsprechend weniger Busfahrer“, sagte Falk.

Während das autonome Fahren noch Zukunftsmusik ist, sind die Fahrgastzahlen Realität: Im vergangenen Jahr konnte die Hochbahn einen neuen Rekord verzeichnen. So nutzten rund 455 Millionen Fahrgäste die Busse und Bahnen des Verkehrsunternehmens. Das sind rund elf Millionen mehr als 2016. Auch in diesem Jahr rechnet Falk mit einem weiteren Plus von etwa 1,5 Prozent: „Wir freuen uns, dass immer mehr Menschen offensichtlich vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Das ist auch ein Ansporn für uns, unsere Qualität im Sinne der Kunden weiter zu steigern“, sagte Falk.

Haltestellen werden mit WLAN ausgestattet

Dazu gehört auch der barrierefreie Ausbau der U-Bahnstationen: Aktuell sind 64 Haltestellen von 91 barrierefrei. In diesem Jahr sollen neun weitere entsprechend umgebaut werden.

Bis Ende des Jahres sollen außerdem alle Haltestellen mit kostenlosem WLAN für die Fahrgäste ausgestattet werden. Bislang können die Kunden an 26 Stationen kostenlos im Internet surfen. Allerdings ist in den U-Bahnen noch kein WLAN installiert. Das wäre eine Millioneninvestition, und Falk sagt: „Wir werden zu gegebener Zeit die Fahrgäste befragen, ob sie dies für sinnvoll und notwendig erachten.“

Mitarbeiter entwickeln „Haltestelle der Zukunft“

Auch ansonsten setzt Falk auf Innovationen. Seit Kurzem gibt es eine eigene Ideenwerkstatt des Verkehrsunternehmens an der Springeltwiete in einem imposanten Backsteingebäude in der Innenstadt: „Unsere eigenen Mitarbeiter beschäftigen sich in agilen Teams mit der Hochbahn der Zukunft. Es geht darum, interne Abläufe zu optimieren, von denen auch die Kunden profitieren.“ Außerdem stehe im Fokus, welche Wünsche und Anforderungen die Fahrgäste an ein modernes Verkehrsunternehmen haben.

Dabei ist Falk wichtig: „Wir haben allein bei der Hochbahn rund 5000 Mitarbeiter und jeder hat die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Das heißt, wir haben Führungskräfte genauso wie U-Bahn- oder Busfahrer dabei. Die Resonanz war großartig.“ Aktuell beschäftigt sich ein Team mit der Frage, wie die „Haltestelle der Zukunft“ aussehen soll.

Ein Vorbild könnte dabei sicherlich die neue Endstation Elbbrücken mit dem imposanten Glasdach, die Ende des Jahres eingeweiht wird, sein. Denn Mitte Dezember wird der U-4-Streckenabschnitt zwischen der Haltestelle HafenCity Universität und den Elbbrücken in Betrieb genommen.