Hamburg. Autofahrer nutzen den größten Parkfriedhof der Welt als Ausweichstrecke. Das sorgt für Ärger. Lösungsvorschläge der Friedhofsleitung.

Täglich fahren rund 5000 Fahrzeuge durch den Ohlsdorfer Friedhof, den größten Parkfriedhof der Welt. Bei 67 Prozent der Fahrten handelt es jedoch um reinen Durchgangsverkehr, also gar nicht um Friedhofsbesucher.

Um dieses hohe Verkehrsaufkommen zu reduzieren, erwägt die Geschäftsführung des Ohlsdorfer Friedhofes eine Einbahnstraßen-Regelung für die Bergstraße und den Norderstraße, die bislang in beiden Richtungen durch den Park führen. Außerdem ist geplant, den Charakter der Straßen als Durchfahrtstraßen optisch und baulich zu verändern und ihnen mehr „Aufenthaltsqualität“ zu verleihen.

Diese Pläne wurden am Mittwoch nach einem Gespräch zwischen der Leitung der Hamburger Friedhöfe und dem Wandsbeker CDU-Bezirksversammlungsabgeordneten Sandro Kappe bekannt. Wie Friedhofssprecher Lutz Rehkopf dem Abendblatt sagte, seien bislang angedachte Maßnahmen zur Minimierung des Durchgangsverkehrs wie der Einsatz von Schranken wenig praktikabel und würden die regulären Besucher des Friedhofs eher behindern. Deshalb werde jetzt das Konzept der beiden Einbahnstraßen favorisiert, die künftig beispielsweise in eine Richtung von Osten kommend über die Kapelle bis zur Fuhlsbüttler Straße führt.

Dunkler Fahrbahnbelag und mehr Aufenthaltsqualität

Außerdem sei geplant, den Straßen die Anmutung von „Fußgängerzonen“ zu geben, so Rehkopf. So würden sie einen dunkleren Fahrbahnbelag und mehr Aufenthaltsqualität erhalten. Experten erwarten, dass mit diesen Maßnahmen weniger Autos im Berufsverkehr durch den Friedhof fahren. CDU-Abgeordneter Kappe unterstützt diese Vorhaben. „Ich rechne mit einer Realisierung allerdings nicht vor dem Jahr 2020.“

In einer Studie über das Verkehrsaufkommen auf dem Friedhof Ohlsdorf wurden etwa 10.000 Ein- und Ausfahrten pro Tag an den vier Zufahrten Fuhlsbüttler Straße, Kornweg, Bramfelder Chaussee und Seehofstraße gezählt. Die meisten, nämlich rund 4000 Fahrzeuge, benutzen die Ein- und Ausfahrt an der Fuhlsbüttler Straße. Die stärkste Trasse ist die Fuhlsbüttler Straße zur Bramfelder Chaussee mit rund 1100 Fahrzeugen pro Tag. Hauptverkehrsströme sind morgens von Ost nach West und nachmittags von West nach Ost.

Erster kommunaler Friedhof Hamburgs

Der Ohlsdorfer Friedhof wurde 1877 als erster kommunaler Friedhof Hamburgs eingeweiht und gehört zu den Hamburger Friedhöfen – Anstalt des Öffentlichen Rechts (AöR). Seit dem Eröffnungsjahr wurden 1,4 Millionen Menschen aller Konfessionen und Religionen beigesetzt. Bestattet sind hier auch Prominente, darunter Helmut Schmidt, Inge Meysel, Hans Albers und Heinz Erhardt.

Mit seinen historischen Grabstätten und den 800 Skulpturen, 36.000 Bäumen und dem 17 Kilometer langen Straßennetz ist er ein herausragender Ort der Erinnerungskultur.