Hamburg. Vergleichsportal wertet Anfragen für Baufinanzierungen aus: Im Ländervergleich liegt Hamburg bei der Finanzierung vorn.

Wer in Hamburg ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, braucht bekanntlich viel Geld. Zumeist mehr, als der Käufer hat. Die Preise für Eigenheime steigen seit Jahren – und damit steigt auch der Finanzierungsbedarf.

333.000 Euro Darlehen benötigen die Hamburger derzeit im Durchschnitt für den Kauf oder Bau einer Immobilie. Damit liegt Hamburg im Vergleich der Bundesländer ganz vorn. Das hat eine Auswertung aller 2017 über das Vergleichsportal Check24 angefragten Baufinanzierungen ergeben. Die zu finanzierende Wohnfläche misst in Hamburg im Schnitt 126 Quadratmeter, der Anteil der Häuser bei den zu finanzierenden Immobilien lag 2017 im Vergleich zu Wohnungen bei 63 Prozent.

Am anderen Ende der Check24-Bundesländer-Tabelle findet sich Sachsen-Anhalt: Dort benötigen die Menschen fürs Eigenheim einen Kredit in Höhe von 170.000 Euro, allerdings für eine Wohnfläche von durchschnittlich 151 Quadratmetern. Der Anteil der Häuser beträgt in dem ostdeutschen Bundesland 91 Prozent. "Die Hansestädter benötigen mit 333.000 Euro also fast doppelt so hohe Darlehen für den Kauf oder Bau einer Immobilie wie die Menschen in Sachsen-Anhalt mit 170.000 Euro", sagt Philipp Lurz vom Vergleichsportal Check24.

Der Norden liegt bei angefragten Kreditbeträgen auf Platz 8

Im Ländervergleich folgen laut der Auswertung Bayern (318.000/139 Quadratmeter/Anteil Häuser: 62 Prozent), Baden-Württemberg (296.000 Euro/141 Quadratmeter/Anteil Häuser: 60 Prozent) und Berlin (283.000 Euro/119 Quadratmeter/Anteil Häuser: 53 Prozent).

Die norddeutschen Bundesländer liegen bei den angefragten Baufinanzierungen auf den Plätzen 8 und 9. In Schleswig-Holstein liegt die Höhe des durchschnittlich angefragten Kredits bei 235.000 Euro für eine Wohnfläche von durchschnittlich 142 Quadratmetern (Anteil der Häuser: 82 Prozent). In Niedersachsen benötigen die Menschen, die sich ein Eigenheim zulegen wollen, eine Finanzierung in Höhe von 229.000 Euro für eine durchschnittliche Wohnfläche von 155 Quadratmetern (Anteil der Häuser: ebenfalls 82 Prozent).

Im Städte-Ranking liegt Hamburg auf Platz 3

Im Vergleich der Großstädte liegt München bei den angefragten Kreditbeträgen mit durchschnittlich 430.000 Euro für 116 Quadratmeter (Hausanteil: 36 Prozent) weit vorn, gefolgt von Frankfurt mit 365.000 Euro (126 Quadratmeter, Anteil Häuser: 43 Prozent). Hamburg liegt im Städte-Ranking 2017 auf Platz 3.

Im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2016, die von Check24 bezüglich der angefragten Kreditbeträge gemeinsam ausgewertet wurden, kletterte die Hansestadt zwei Plätze nach oben und lässt in Sachen Eigenheimfinanzierung die Städte Stuttgart (2015 und 2016 auf Platz 3) und Düsseldorf (2015 und 2016 Platz 2) hinter sich.

Daraus lässt sich lesen: Münchner benötigen die höchsten Kreditsummen für die kleinsten Wohnflächen. Ein Grund dafür: In München entfallen zwei Drittel der Finanzierungsanfragen auf Eigentumswohnungen, nur ein Drittel auf Häuser. In Leipzig und Essen ist es umgekehrt. In Hamburg beziehen sich weit mehr als die Hälfte der Finanzierungsanfragen auf Häuser, also größere Wohnflächen.

Experten raten zu 20 bis 30 Prozent Eigenkapital

Im vergangenen Jahr mussten Interessenten in Hamburg für Eigenheime mit beispielsweise 120 Quadratmetern Wohnfläche etwa 425.000 Euro aufbringen. Experten raten, 20 bis 30 Prozent der Kaufsumme für Haus oder Wohnung als Eigenkapital beizusteuern.

"Gut wäre, wenn Kreditnehmer mindestens Eigenkapital in Höhe der Nebenkosten vorweisen können", sagt André Grunert von der Haspa. Nebenkosten sind Maklergebühren, Kosten für den Notar, das Gericht sowie die Grundwerwerbssteuer. Bei einem Kaufpreis in Höhe von 425.000 Euro sind das etwa 45.000 Euro, also etwas mehr als zehn Prozent.

Viele Hamburger legen das Geld auf den Tisch

Hamburgs Immobilienmarkt wird inzwischen aber vermehrt von einer wohl­habenden Erbengeneration geprägt. "Heute bezahlt gut jeder fünfte Im­mobilienkäufer seine Wohnung aus vorhandenem Vermögen", sagte An­dreas Gnielka, Bereichsleiter Wohn­immobilien bei dem Immobilienunternehmen Grossmann & Berger, dem Hamburger Abendblatt. Vor wenigen Jahren habe die Quote der Barzahler noch zwischen 12 und 15 Prozent gelegen. "Diese Leute benötigen also gar keine Finanzierung."

Dem Hamburger Immobilienmarktbericht zufolge wurden 2016 in der Hansestadt rund 12.800 Grundstücke, Wohnungen und Häuser verkauft. Der Umsatz habe bei rund 10,2 Milliarden Euro gelegen. Grossmann & Berger vermittelte 2016 den Verkauf von 870 Wohnimmobilien. Deren Kaufpreise summierten sich am Ende auf 276 Millionen Euro.