Immobilienpreise in Hamburg sind extrem gestiegen. Das kann gefährlich werden

Wer sich heute in Hamburg eine bewohnbare Immobilie kaufen möchte, sollte möglichst im Lotto gewonnen oder geerbt haben. Denn ausschließlich mit ehrlicher Arbeit lässt sich der Traum von den eigenen vier Wänden in der Hansestadt kaum noch verwirklichen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Preise für Wohnungen in Hamburg nahezu verdoppelt. Für Einfamilienhäuser in begehrten Lagen ist die Entwicklung noch dramatischer. Die Flucht ins Betongold hat ein Ausmaß erreicht, das selbst Branchenkenner nicht für möglich gehalten haben. Doch nun gibt es erste Anzeichen dafür, dass der Immobilienmarkt – auch in attraktiven Großstädten wie Hamburg – überhitzt ist. Die Hansestadt befindet sich mitten in einer Immobilienblase – bleibt die Frage, ob sie platzt?

Die Antwort darauf wird vor allem vom Verhalten potenzieller Immobilienkäufer und der Politik abhängen. Welchen Preis sind die Hamburger noch bereit, für ein Haus oder eine Wohnung zu bezahlen? Wie hoch wollen sie sich dafür verschulden? Und welche rechtlichen Leitplanken stellt der Gesetzgeber auf, damit es letztlich nicht wie vor wenigen Jahren in Spanien auch zum Immobiliencrash hierzulande kommt? Die EU hat über eine neue Richtlinie bereits den Zugang zu Hypothekenkrediten erschwert. Aber ob diese Regelung ausreicht, muss bezweifelt werden. Denn mit Blick auf die extrem niedrigen Bauzinsen und stark gestiegenen Mieten vor allem in Großstädten ist das vermeintliche Betongold weiter sehr attraktiv. Und wie soll man sein Erspartes sonst anlegen? Auf dem Sparbuch gibt es so gut wie keine Rendite mehr, Aktien gelten bei vielen immer noch als zu riskant – dann lieber ein Eigenheim kaufen.

Gegen den Erwerb einer selbst genutzten Immobilie ist nichts einzuwenden, wenn die Finanzierung seriös ausfällt. Denn schließlich ist ein Haus oder eine Wohnung ein Stück sinnvolle Altersvorsorge – gerade beim Blick auf das niedrige staatliche Rentenniveau. Doch jeder, der jetzt noch in Hamburg eine Immobilie kauft, sollte sich der Risiken bewusst sein. Die Preise sind ex­trem hoch, die Finanzierung ist sehr günstig. Aber beides kann sich relativ kurzfristig ändern mit womöglich verheerenden Folgen.

Der Blick auf die politisch wie ökonomisch turbulente Weltlage sollte beim Immobilienerwerb ebenfalls eine Rolle spielen. Noch ist Deutschland in Europa der wirtschaftliche Musterschüler – mit niedrigen Inflationsraten, einem hohen Wirtschaftswachstum und gesunkenen Arbeitslosenzahlen. Doch die ökonomischen Alleingänge eines US-Präsidenten Donald Trump, der beschlossene Brexit und die nationalistische, anti-europäische Denkweise in unseren Nachbarländern könnten schon bald äußerst negative Auswirkungen auf die Exportnation Deutschland haben. Im Klartext: Die Jobs, mit deren Einkommen man seinen Hauskredit abbezahlen muss, werden nicht gerade sicherer.

Unter diesen Umständen wird die Höhe des Eigenkapitals beim Immobilienkauf immer wichtiger. Wenn man noch heute von Banken hört, die Baukredite komplett ohne Eigenkapital genehmigen, so ist das unverantwortlich. Mindestens 30 Prozent der Kaufsumme sollte ein Bauherr mitbringen, will er sich auf das Abenteuer Immobilienerwerb in Hamburg einlassen. Noch ist dies ein Appell, doch sollte aus der Immobilienblase nicht langsam die Luft entweichen, muss die Bundesregierung wohl ernsthaft über gesetzliche Regelungen nachdenken.