Hamburg. Hamburger Hochschul-Absolvent gewinnt mit seinem Entwurf einen Design-Preis. Doch offiziell genutzt werden wird die Marke wohl nicht.

Die Fachzeitschrift „Page“ hat sich festgelegt: „Dieses Logo für die HafenCity Hamburg sieht besser aus als die offizielle Wort-Bild-Marke“, schreibt das Magazin für Mediengestaltung auf seiner Facebook-Seite. Das Lob der Autoren gilt einem 25-Jährigen: Jia Cheng, Absolvent der kleinen privaten Hamburger Hochschule Brand Academy, hat das Logo in einem Semesterprojekt entworfen, als Teil eines Markenkonzepts für die HafenCity, das er „Hello, HCH!“ nennt.

Dafür erhält der gebürtige Chinese nicht nur Anerkennung von Journalisten, sondern bald auch eine Auszeichnung: Am 9. Februar ehrt ihn der Rat für Formgebung in Frankfurt mit dem German Design Award 2018. Der ausrichtenden Stiftung gehören mehr als 200 Unternehmen an, von Adidas bis WMF. Die Auszeichnung ist undotiert.

Musik als Kernelement

Für seinen Entwurf setzt Jia Cheng auf Musik als Kernelement. Dabei dachte der junge Gestalter nicht nur an die Elbphilharmonie, die zum weltbekannten Wahrzeichen der HafenCity geworden ist. Es geht ihm um etwas Grundsätzliches: „Musik verbindet Menschen, sie kennt keine nationalen Grenzen, jeder kann daran teilhaben“, sagt er.

Das Logo basiert auf der Darstellung der Pegel von Frequenzbändern wie man sie vom Display eines Equalizers kennt, einem Gerät zur Verbesserung des Klangbildes. Dabei kombinierte Jia Cheng das Element Musik mit dem Ort: Die senkrechten roten Balken symbolisieren die Skyline der HafenCity, die waagerechten blauen Balken stehen für die Elbe. Deutlich unterscheidet sich der Entwurf damit vom aktuellen Logo der HafenCity, das miteinander verbundene Halbkreise zeigt. Sie sollen das Zusammenwachsen der Innenstadt mit der HafenCity symbolisieren.

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Dass auch der Präsident der Brand Academy, Shan Fan, den neuen Entwurf „viel schöner“ findet als die aktuell verwendete Wort-Bild-Marke, verwundert kaum. Doch er kann sein Votum begründen: „Der Entwurf ist stärker an diesen Ort gebunden, er steht mehr für eine Stimmung, für die Musik und die besondere Lage am Wasser“, sagt Shan Fan.

Der 58 Jahre alte Künstler und Professor für zeitgenössische und interkulturelle Kunst stammt ebenfalls aus China. 1984 kam er nach Hamburg. 2006 verlieh ihm der Senat die Medaille für Kunst und Wissenschaft. Vier Jahre später gründete Shan Fan die Brand Academy mit. An der staatlich anerkannten Hochschule sollen Studierende lernen, wie man Produkte, Einrichtungen und Menschen zu einer Marke (Brand) machen kann – und das möglichst so gut, „dass man sich dem Charisma der Marke nicht entziehen kann“, wie es Shan Fan ausdrückt. In den Studiengängen geht es um wirtschaftliche und kulturelle Aspekte sowie um Kommunikation.

Cheng arbeitet nun bei Hamburger Agentur

Ursprünglich sollte die Ausbildung an der Brand Academy insbesondere auf Deutschland und China ausgerichtet sein. Doch inzwischen gehe es im Studium auch um etliche weitere Märkte in Europa und Asien, sagt Shan Fan. Gleichwohl gibt es enge Verbindungen nach China: So kooperiert die Hamburger Privathochschule etwa mit der China Academy of Art. Absolvent Jia Cheng verbrachte dort die erste Hälfte seines zweijährigen Masterstudiums, die zweite Hälfte in Hamburg.

Das Studium an der Rainvilleterrasse in Ottensen hat seinen Preis: Insgesamt rund 23.000 Euro Gebühren sind jeweils für die beiden Masterstudiengänge zu bezahlen; insgesamt rund 24.500 Euro muss entrichten, wer einen der drei Bachelorstudiengänge absolvieren will, die drei Jahre dauern. Derzeit sind an der Brand Academy etwa 220 Studierende eingeschrieben.

Spitzname ist Jannick

Jia Cheng fand nach seinem Abschluss schnell einen Job: Er arbeitet nun für die Agentur Brandway in Eppendorf. Sein im Herbst ablaufendes Arbeitsvisum wolle er verlängern lassen, erzählt der Gestalter. Er hat sich in Hamburg den Spitznamen Jannick gegeben, weil sich das für Deutsche leichter aussprechen lasse als Jia, sagt er.

Was aber wird nun aus seinem „Markenkommunikationskonzept“ für die HafenCity? Ein Entwurf für eine Smartphone-App, die auch dazu zählt und mit deren Hilfe sich „urbane Klänge“ aus der HafenCity zusammenstellen lassen sollen, diente nur zur Demonstration. Außerdem schlug Jia Cheng vor, durch ein Musikfestival mehr Aufmerksamkeit für die HafenCity zu erzeugen – doch auch das dürfte eine studentische Idee bleiben.

Eine Sache des Geschmacks

Und das Logo? Die HafenCity GmbH hat die Entstehung des Entwurfs begleitet und Führungen für Studierende der Brand Academy angeboten. „Wir freuen uns sehr für Jia Cheng“, sagt Sprecherin Susanne Bühler mit Blick auf den German Design Award. „Es ist toll, dass Studierende solche Ideen entwickeln.“ Aber unter anderem weil das Logo der HafenCity erst kürzlich erneuert worden sei, sehe sie „keine Veranlassung, nun ein neues Logo einzuführen“.

Auf der Facebook-Seite des Magazins „Page“ zeigen sich übrigens nicht alle Betrachter begeistert von Jia Chengs Entwurf. Das neue Logo sei „einfach extrem hässlich“, schreibt etwa Nutzerin Christina Giakoumelou. „Ganz schön kleinteilig“ findet Nutzer Sebastian Seabird das Zeichen.

Unter dem „Page“-Beitrag selbst schreibt hingegen Wolf-Rüdiger Maurer über das Logo: „Es inspiriert und weckt in mir die Hoffnung auf eine schöne Zeit in Hamburg. Fazit: Gratulation!!!“

Wie schon Musik sind auch Markenlogos ganz offensichtlich eine Sache des Geschmacks …