Hamburg. Edelmetalle sind bei den Hamburgern wieder beliebt. Doch was raten Experten? Sind Rohstofffonds eine sinnvolle Alternative?
Gold hat im Vergleich zu früheren Jahren deutlich an Glanz verloren. 2016 lief es für die Anhänger des Edelmetalls noch gut. Doch obwohl das Edelmetall auch 2017 seinen Aufwärtstrend fortgesetzt hat, haben Anleger in Euro davon nichts. Im letzten Teil der Serie zur Geldanlage geht es um Edelmetalle und Rohstoffe, mit denen ein Depot ergänzt werden kann. Das Abendblatt sprach mit Experten und beantwortet die wichtigsten Fragen zu dieser Alternativanlage.
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Warum profitieren Euro-Anleger
nicht vom steigenden Goldpreis?
Der Goldpreis ist im vergangenen Jahr um etwa zwölf Prozent gestiegen. Eine Feinunze (31,1 Gramm) kostet rund 1270 Dollar. Doch da hierzulande Gold gegen Euro verkauft wird, sieht die Bilanz ganz anders aus, denn auf Euro-Basis steht ein Verlust von knapp zwei Prozent. Grund ist der starke Euro, der den Wertanstieg in Dollar wieder zunichtegemacht hat. „Der starke Euro war sicher die Überraschung des vergangenen Jahres“, sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse (Haspa). Rund elf Prozent hat die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar zugelegt. In diesem Jahr erwarten die Experten der Haspa einen Euro-Kurs von im Schnitt rund 1,15 Dollar. Gegenüber dem aktuellen Stand dürfte sich also nur wenig ändern. Bei einem weiteren Goldpreisanstieg würden die deutschen Anleger dann nicht wieder leer ausgehen.
Wie sind die Perspektiven
bei Gold für 2018?
Die Commerzbank ist optimistisch und erwartet einen Kursanstieg um knapp 100 Dollar auf etwa 1350 Dollar pro Feinunze im dritten Quartal 2018. „Der Goldpreis dürfte seinen vor zwei Jahren begonnenen Anstieg fortsetzen“, sagt Eugen Weinberg von der Commerzbank. Der Grund sei die lockere Geldpolitik aller wichtigen Zentralbanken. Die Folge sind sehr niedrige oder gar negative Realzinsen. Außerdem könnten die Parlamentswahlen in Italien im Frühjahr 2018 für neue Unruhe sorgen, so Weinberger. Die physische Goldnachfrage soll 2018 wieder etwas anziehen, insbesondere aus China und Indien, wo es beim Schmuckverkauf starke Rückgänge gegeben hatte. Doch nicht alle Experten sehen ein so positives Umfeld für das Edelmetall. „Die anziehenden US-Zinsen bei Staatsanleihen wirken sich in der Regel negativ auf die Goldnachfrage und den Preis aus“, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. Denn steigende Zinsen gelten als Gift für das Edelmetall, weil es eben keine Zinsen abwirft und seine sichere Verwahrung zusätzlich Kosten verursacht. Für Ende 2018 erwartet die Deutsche Bank einen Goldpreis von 1230 US-Dollar je Feinunze. Das wäre sogar noch unter dem jetzigen Niveau. Die Wertentwicklung des Edelmetalls wird also unterschiedlich gesehen.
Wird Gold durch Bitcoins abgelöst?
„Kryptowährungen wie der Bitcoin werden uns weiter begleiten, sie werden aber auf absehbare Zeit mangels Rechtsrahmen die klassischen Währungen nicht ersetzen können“, sagt Benjamin Summa vom Edelmetallhändler Pro Aurum. „Die hohen Schwankungen lassen zu viele Fragezeichen bezüglich der Nachhaltigkeit aufkommen.“ Gold hingegen könne auf eine Erfahrungsgeschichte von mehr als 5000 Jahren vorweisen. Sein Wert schwankt zwar, aber es gilt als ultimatives Zahlungsmittel.
Wie entwickelt sich die
Nachfrage nach Gold?
Aufgrund der geringen Nachfrage in Nordamerika und der sinkenden Schmuckumsätze im wichtigen Goldland Indien ist die weltweite Nachfrage in den ersten drei Quartalen 2017 nach dem Edelmetall um zwölf Prozent gesunken, berichtet der Branchenverband World Gold Council (WGC). Aber in Deutschland ist die Nachfrage nach dem Edelmetall unverändert hoch. „Wir nehmen als derjenige, der in Hamburg am meisten Gold an- und verkauft, deutlich wahr, dass die Nachfrage nach physischem Gold und Edelmetallen in den letzten Wochen stark zugenommen hat“, sagt Stefan Rose, Leiter des Edelmetallhandels der Haspa. Auch der Händler Pro Aurum berichtet von einer hohen Nachfrage. „Das Weihnachtsgeschäft hat die Umsätze bei uns stark belebt“, sagt Summa. Es sei weiterhin so, dass auf einen Verkäufer insgesamt neun Käufer kämen.
Was ist beim Kauf
von Gold zu beachten?
Das Edelmetall sollte nur beim Fachhändler oder bei Banken erworben werden. Je kleiner die Stückelung von Münzen oder Barren, desto größer sind die Unterschiede zwischen An- und Verkaufspreis und desto teurer kauft man Gold ein. Die Münzen – zum Beispiel Krügerrand oder Philharmoniker – gibt es in unterschiedlichen Größen von einer Zehntel-Unze (3,11 Gramm) über eine Viertel-Unze (7,78 Gramm) und eine halbe Unze (15,55 Gramm) bis zur vollen Unze (31,10 Gramm). Barren gibt es für Privatanleger in verschiedenen Größen von fünf Gramm bis zu einem Kilogramm. „Nachgefragt werden vor allem 100-Gramm- und 250-Gramm-Barren“, sagt Rose. Bei den Münzen seien es die Ein-Unzen-Stücke. Besonders gefragt sei der Krügerrand. Die Unterschiede zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis machen Gold in physischer Form als kurzfristiges Spekulationsobjekt ungeeignet.
Wie wird sich der Ölpreis entwickeln?
Am Ölpreis hängt fast die gesamte Wirtschaft. Denn ein hoher Ölpreis bremst die wirtschaftlichen Aktivitäten und belastet auch die privaten Haushalte über Heizöl- und Tankrechnungen. Seit Mitte 2017 ist der Ölpreis (Sorte WTI) von knapp über 40 Dollar pro Barrel (159 Liter) auf 58 Dollar gestiegen. Doch eine Fortsetzung des starken Preisanstiegs ist 2018 nicht zu erwarten. „Der Ölpreis kann noch bis auf 60 Dollar pro Barrel steigen, wird aber im Jahresverlauf 2018 eher in einer Spanne zwischen 55 und 60 Dollar pro Barrel pendeln“, erwartet Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse (Haspa). Auch die Commerzbank rechnet bis in das Jahr 2019 hinein mit Preisen von 57 Dollar pro Barrel. „Denn trotz der Förderkürzung der Opec und Russlands strömt immer mehr Öl auf den Markt“, sagt Weinberg. Vor allem die USA überraschen mit massiven Produktionserfolgen durch die Schieferölproduktion. „Erstmals seit Anfang der 1970er-Jahre werden die USA im Frühjahr wieder mehr als zehn Millionen Barrel pro Tag fördern“, sagt Weinberg. Aber es gibt auch Risiken für die zurückhaltende Ölpreisprognose. „Wenn sich der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zuspitzen sollte und der Persische Golf für die Öltanker nicht mehr befahrbar wäre, würde sich das Angebot deutlich verknappen“, gibt Intelmann zu bedenken. Doch vorerst setzen alle auf Entspannung beim Ölpreis.
Welche Rohstoffe werden
künftig an Bedeutung gewinnen?
Durch die Elektromobilität werden Rohstoffe benötigt, die bislang nur in geringem Umfang gefördert werden. Schon 2017 waren die Rohstoffmärkte von diesem Trend geprägt. Kobalt verteuerte sich um rund 100 Prozent. Denn in der Batterie – beispielsweise eines BMW i3 – befinden sich 35 Kilogramm Grafit, zwölf Kilo Nickel, zwölf Kilo Kobalt, zwölf Kilo Mangan und weitere Metalle. Große Teile des Kobalts kommen aus dem Kongo, Grafit wird zu 70 Prozent in China gewonnen. Auch Kupfer für Leitungen und Aluminium für die Leichtbauweise gewinnen an Bedeutung. Für Solarzellen ist Silber wichtig. „Der feste Preistrend der Batterierohstoffe könnte sich 2018 fortsetzen“, erwartet Michael Ott von der Commerzbank. Da viele Entwicklungen der alternativen Antriebe aber erst am Anfang stehen, wird der Preistrend bei diesen Rohstoffen keine Einbahnstraße sein.
Wie kann man als Anleger
von Rohstoffen profitieren?
Eine Spekulation mit Rohstoffen ist immer besonders risikoreich. In einem breit aufgestellten Depot können aber Rohstoffe eine sinnvolle Ergänzung sein. Auch bei entsprechender Risikobereitschaft sollte der Anteil unter zehn Prozent bleiben. So wie man sich über Exchange Traded Funds (ETFs) an kompletten Aktienindizes wie dem Deutschen Aktienindex (DAX) beteiligen kann, gibt es für Rohstoffe und Edelmetalle Exchange Traded Commodities (ETCs), die den Preis eines einzelnen Rohstoffs oder eines Rohstoffkorbs abbilden. Sie sind ähnlich kostengünstig wie die ETFs und werden an der Börse gehandelt.