Hamburg. Die Mehrheit ist zufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Wenn nur das Problem mit den Immobilien nicht wäre.

Die überdurchschnittliche Wirtschaftskraft der Hansestadt wirkt sich auch auf die finanzielle Lage der Hamburger auf. Eine hohe Beschäftigungsquote und überdurchschnittliche Löhne sorgen für eine hohe finanzielle Zufriedenheit. 67 Prozent der Hamburger beurteilen ihre finanzielle Situation als sehr gut oder gut. Das geht aus den regionalen Ergebnissen des Vermögensbarometers 2017 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands hervor. Das ist der höchste Wert bundesweit, und er liegt deutlich über dem Durchschnitt von 59 Prozent. In Schleswig-Holstein sind hingegen nur 56 Prozent mit ihrer finanziellen Lage zufrieden.

„Die Hamburger sind wirtschaftlich sehr gut aufgestellt“, sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse (Haspa). „Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von knapp 111 Milliarden Euro belegte Hamburg im vergangenen Jahr zwar nur den neunten Platz unter allen Bundesländern, aber umgerechnet auf die rund 1,8 Millionen Einwohner nimmt Hamburg eine Spitzenstellung ein“, sagt Intelmann.

Hohe Preise bremsen Nachfrage

Mit einem BIP je Einwohner von rund 61.000 Euro wurde der bundesdeutsche Durchschnittswert um 64 Prozent übertroffen. Auch beim Arbeitseinkommen sind die Hamburger Spitze. Der Bruttolohn, also vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben, erreichte in Hamburg im vergangenen Jahr einen Durchschnittswert von 48.000 Euro. „Das sind 17 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt“, sagt Intelmann.

Ausgehend von der guten finanziellen Lage bevorzugen die Hamburger bei der Altersvorsorge eine private Rentenversicherung (51 Prozent), Rücklagen auf dem Sparbuch (47 Prozent) und die selbst genutzte Immobilie (42 Prozent). Das Wohneigentum ist allerdings im Bundesvergleich bei Hamburgern unterrepräsentiert. Nur in Berlin ist die Wohneigentumsquote mit 28 Prozent noch geringer. Schon im Bundesland Schleswig-Holstein nutzen 55 Prozent der Bevölkerung Wohneigentum, gaben sie in der Umfrage an.

In Hamburg sind die Immobilienpreise aber besonders stark gestiegen. Für eine Neubau-Eigentumswohnung müssen inzwischen im Schnitt 6000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Innerhalb von zehn Jahren sind die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser aus dem Bestand um rund 80 Prozent gestiegen. Das macht den Immobilienerwerb für viele zunehmend schwieriger, weil auch der Anteil des notwendigen Eigenkapitals von rund 20 Prozent in absoluten Beträgen immer höher wird. Einen Spitzenplatz im Bundesvergleich nehmen die Hamburger bei der Anlage in Aktien und Edelmetallen wie Gold ein. 37 Prozent der Hamburger geben an, in Aktien zu investieren, um ihre finanzielle Situation im Alter zu sichern und zu verbessern.

In keinem anderen Bundesland wird eine höhere Quote erreicht, in Schleswig-Holstein sind es nur 20 Prozent. Jeder fünfte Hamburger investiert in Edelmetalle. Zu hoch sollte allerdings der Anteil des Edelmetalls nicht sein, rät der Chef-Investmentstratege der Haspa, Bernd Schimmer. Der Kauf von Gold sei allenfalls als Beimischung ratsam: „Es macht keinen Sinn, 30 Prozent des Vermögens in Gold zu halten, weil Edelmetalle keine laufende Verzinsung bieten.“ Dagegen sei die Anlage in Aktien die einzige Möglichkeit, noch eine angemessene Rendite zu erzielen. „Die Konjunktur brummt weltweit, voraussichtlich werden die Gewinne auch im kommenden Jahr steigen“, sagt Schimmer.

Hamburger machen Abstriche bei Sicherheit

Für die Aktienanlage der Hamburger spricht auch, dass sie bereit sind, bei der Sicherheit der Geldanlage Abstriche zu machen. Denn wer in Aktien investiert, muss mit schwankenden Kursen und zeitweisen Verlusten leben können. Sicherheit der Geldanlage ist nur 43 Prozent wichtig. Das ist der niedrigste Wert im Bundesvergleich.

Dem gegenüber wollen 52 Prozent der Anleger in Schleswig-Holstein nicht auf Sicherheit verzichten. Der bundesweite Durchschnittswert liegt bei 50 Prozent. Mehr als andere achten Hamburger auf die Nachhaltigkeit der Geldanlage, also wie ökologische und wirtschaftliche Ressourcen von Unternehmen geschont werden. 23 Prozent sind solche Grundsätze bei der Geldanlage wichtig, in Schleswig-Holstein sind es nur 13 Prozent.

Obwohl es fast keine Zinsen mehr gibt, haben die Hamburger ihre Spareinlagen im vergangenen Jahr um knapp 800 Euro auf 31.000 Euro pro Kopf aufgestockt, wie aus einer anderen Untersuchung der Postbank hervorgeht. Damit liegt Hamburg bundesweit auf dem zweiten Platz hinter Hessen (48.570 Euro). Zunehmend wird das überschüssige Geld einfach auf dem Girokonto geparkt. Jeder fünfte Sparer bewahrt es nach der Postbank-Studie sogar bei sich zu Hause auf. Dagegen verlieren Tagesgeldkonto und Festgeld an Bedeutung. So nutzen nur noch 23 Prozent der Bundesbürger das Tagesgeldkonto zur Geldanlage. 2015 waren es noch 40 Prozent. Viele Banken haben die Verzinsung des Tagesgeldkontos eingestellt. Das trifft auch auf die Haspa zu.