Hamburg. Startschuss für die Sauberkeitsoffensive: Stadtreinigung hat die Mitarbeiterzahl verdoppelt und übernimmt mehr Aufgaben.

Die Hamburger Sauberkeitsoffensive scheint zu wirken. Schon am ersten Tag dieser Offensive, am 1. Januar, sah die Stadt in vielen Bereichen deutlich anders aus als an vergangenen Neujahrstagen.

Schon früh am Morgen waren unter anderem die Grünflächen an der Außenalster, der Jenischpark, die Michelwiese und der Altonaer Balkon frei vom üblichen Silvestermüll, frei also von Glasflaschen, abgebrannten Feuerwerksbatterien, Raketenresten und Böllerfetzen – als hätte es die Silvesternacht nie gegeben. In der Vergangenheit hatte es bisweilen mehrere Wochen gedauert, bis der Dreck beseitigt war.

Neue Mitarbeiter Neujahr erstmals im Einsatz

Der Neujahrstag war der erste Tag der Sauberkeitsoffensive des Senats und damit zugleich die Bewährungsprobe für die Hamburger Stadtreinigung. Sie ist seit dem 1. Januar für die Pflege der Grünanlagen und des sogenannten Straßenbegleitgrüns sowie für die Straßenreinigung zuständig. Zuvor hatte diese Aufgabe bei den jeweiligen Bezirken gelegen.

440 neue Mitarbeiter hat das städtische Unternehmen in den vergangenen Monaten eingestellt – und damit das Reinigungspersonal verdoppelt. Am Neujahrstag waren sie erstmals im Einsatz. Rüdiger Siechau, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtreinigung, sagt: „Der Silvesterdreck konnte schneller und gründlicher beseitigt werden als in der Vergangenheit.“

Sauberkeitsoffensive aus Steuern finanziert

Die Sauberkeitsoffensive des Senats hatte wegen der ursprünglich damit verbundenen Straßenreinigungsgebühr für Diskussionen und Proteste gesorgt. Erst kurz vor dem Start der geplanten Gebühr wurde sie gestrichen. Die Sauberkeitsoffensive soll nun aus Steuermitteln finanziert werden.

Im Schatten dieser politischen Debatte hat sich die Stadtreinigung auf den Tag X vorbereitet. Am Pinkertweg in Billbrook wurde ein zentraler Betriebsplatz errichtet. Fahrzeuge und Geräte wurden angeschafft. Die neue Putztruppe der Stadtreinigung wird Grünanlagen mit einer Größe von rund 32 Quadratkilometern zu säubern haben.

Muslimische Jugendliche haben aufgeräumt

Aber nicht jeder in Hamburg wollte am Neujahrsmorgen warten, bis die Stadtreinigung kommt, um die Überreste von Silvester wegzuräumen. In vielen Straßen putzten die Anwohner den Müll der Nacht auch selbst weg.

Die Jugendlichen der muslimischen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland beispielsweise hatten sich am 1. Januar gleich früh ans Werk gemacht. „Die Jugendlichen sind traditionell aufgerufen, ihre Umgebung sauber zu halten“, sagt Imam Laiq Ahmad Munir von der Fazle-Omar-Moschee in Stellingen. „Wir wollen den jungen Leuten beibringen, dass wir Verantwortung übernehmen“, so der Imam.

Der Neujahrstag beginne gegen 6.30 Uhr mit einem Morgengebet und einem gemeinsamen Frühstück, danach gingen die jungen Leute gegen 8 Uhr früh los. Sie seien an mehreren Orten in Hamburg unterwegs gewesen, sagt Fazal Ahmad, Sprecher der 13 muslimischen Ahmadiyya-Gemeinden in Hamburg. Die meisten Anwohner würden das wegen der frühen Uhrzeit gar nicht mitbekommen. So wurde am Tibarg in Niendorf, am Wandsbeker Markt, in Eidelstedt, in Rahlstedt sowie in Lurup und Altona geputzt.

Eltern säubern Altonaer Balkon

„Ich finde das großartig“, sagt der Niendorfer Bürgerschaftsabgeordnete Marc Schemmel (SPD) zu solch privatem Engagement. Er habe auch in den kleinen Wohnstraßen in seinem Stadtteil viele Anwohner gesehen, die den Silvesterdreck selbst beseitigten. „Da bricht sich ja auch keiner einen Zacken aus der Krone, auch wenn das die Stadtreinigung nicht ihrer Aufgabe entbindet.“

Auch Kindergarteneltern waren hier und da vormittags unterwegs, um aufzuräumen. In Altona nahmen sich Eltern der Kita „Kratzbürsten“ den Altonaer Balkon und den Park vor dem Altonaer Museum vor. Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Stadtreinigung Hamburg, findet das gut. „Einige Initiativen machen das schon seit Jahren, wir freuen uns über die Unterstützung“, sagte er.

Stadtreinigung befreit 33 Parks vom Silvestermüll

Die Stadtreinigung hatte sich für den ersten Tag der Sauberkeitsoffensive einiges vorgenommen. 33 Parks in ganz Hamburg sollten noch an Neujahr vom Silvestermüll befreit werden (Lis­te rechts). Vom Hindenburgpark in Altona bis zum Grünen Zentrum in Bergedorf reichte die Liste der Grünflächen. „Wir haben uns gezielt die Parks vorgenommen, in denen Silvester besonders viel geknallt wird und deshalb besonders viel Müll liegen bleibt“, sagte Fiedler.

Rüdiger Siechau von der Geschäftsführung der Stadtreinigung war zufrieden mit dem Auftakt der Sauberkeitsoffensive. „Die Verstärkung unserer Ressourcen wird in der deutlich verbesserten Leistung schon unmittelbar zu Jahresbeginn sichtbar“, sagte er.

Es hatte eines organisatorischen Kraftakts bedurft, um die neue Abteilung aufzubauen. 2994 Menschen bewarben sich auf die 440 Stellen, darunter auch Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge. Der Wunsch der Stadtreinigung, mindestens 60 Flüchtlinge einzustellen, erfüllte sich nicht. Nur 20 ergatterten einen der begehrten Jobs, in allen anderen Fällen machten unzureichende Sprachkenntnisse oder die fehlende Arbeitserlaubnis eine Einstellung unmöglich.

170 Fahrzeuge mussten erworben oder geleast werden. Die Investitions- und Betriebskosten liegen bei etwa 3,5 Millionen Euro im Jahr. Am Pinkertweg in Billbrook mietete die Stadtreinigung für zunächst fünf Jahre ein Grundstück mit Gebäuden: den Betriebshof der neuen Abteilung. 700.000 Euro werden pro Jahr für die Miete fällig, die erforderlichen Um- und Ausbauten kosteten 1,6 Millionen Euro.

Stadtreinigung rechnet mit 15 Tonnen Müll

Die 30 „Waste Watcher“ sind seit gestern in Hamburg unterwegs. Sie treten paarweise auf und sind an dem Schriftzug „Waste Watcher“ auf ihrer Funktionsbekleidung zu erkennen. Sie sollen nach den Worten von Fiedler „ärgerliche Verschmutzungen durch Pappbecher, Grillreste, Zigarettenkippen, Hundekot und Ähnliches“ ahnden. „Dafür werden in der Regel zwischen 25 und 50 Euro Bußgeld fällig“, sagte Fiedler. „Höhere Strafen gibt es im Wiederholungsfall und bei größeren oder gefährlichen Abfallablagerungen.“ Voraussetzung sei allerdings immer, dass man die Verursacher auf frischer Tat ertappe.

Mit 15 Tonnen Müll rechneten die Fachleute von der Stadtreinigung für dieses Silvester, etwas weniger als im vergangenen Jahr. Ob die Annahme zutreffend war, ist noch unklar. Noch ist ja längst nicht alles eingesammelt. Der Regen in der Silvesternacht mag allerdings dazu beigetragen haben, dass die eine oder andere Rakete gar nicht erst angezündet wurde.

In den kommenden Tagen wird die Stadtreinigung dann auch die Straßen säubern, in denen die Anlieger dafür eine Gebühr zahlen. In allen anderen Straßen müssen die Anwohner selbst aktiv werden. Tipp: Die Böllerreste gehören in die graue Restmülltonne.