Hamburg. Shuttle-Sharing, Switchh-App und mehr. 2021 richtet die Stadt den ITS-Weltkongress aus – Hochbahn-Chef will Fahrgäste einbinden.
Der Chef der Hamburger Hochbahn, Henrik Falk, will am Weltkongress für Mobilität 2021 in Hamburg vor allem auch die Fahrgäste beteiligen. „So spannend es in Montreal auch war, eines machen wir nicht: uns in Hamburg nur auf das Messe-Gelände und das Congress-Zentrum zu konzentrieren“, sagte Falk in Hamburg. In der kanadischen Metropole hatte die Hansestadt Ende Oktober 2017 den Zuschlag für die Ausrichtung des Kongresses für Intelligente Transportsysteme (ITS) bekommen.
Falk ist Vorstandschef der Hamburger Hochbahn, die mit ihren rund 1000 Bussen und vier U-Bahn-Linien täglich rund 1,2 Millionen Fahrgäste transportiert. „Wir wollen die ganze Stadt einladen, das ist die große Herausforderung“, kündigte Falk an. Denn die, die vernetzte Mobilität spannend fänden, kämen ohnehin.
ITS-Kongress im Oktober 2021
Das waren in Montreal 10.000 Experten aus Verkehr, Telekommunikation, Informationstechnologie, Wissenschaft und Politik. „Aber es ist viel wichtiger zu wissen, ob beispielsweise Fahrzeuge ohne Fahrer von Reisenden auch ausreichend genutzt werden“, ergänzte Falk.
Er rechnet damit, dass beim nächsten Kongress zu Intelligenten Transportsystemen (ITS) 2018 in Kopenhagen vom 17. bis 21. September die Schritte weg von der Technologie hin zur „Verbesserung des Lebensstandards“ aufgezeigt werden. Schließlich heiße das Kongress-Motto schon dort „Quality Of Life“. Nach dem „experimentierfreudigen“ Singapur 2019 und der rund vier Millionen Einwohner zählenden US-Metropole Los Angeles (2020) ist Hamburg (11. bis 15. Oktober 2021) an der Reihe.
Neuheit: Elektro-Shuttle für sechs Personen
„Für uns eine anspruchsvolle Kette. Und wir haben den Anspruch, in drei Jahren hier Neues zu präsentieren“, sagte Falk. Es gehe darum, die in der Hansestadt über Jahrhunderte gewachsene Verkehrsinfrastruktur mithilfe von digitaler Technik weiter zu entwickeln.
So will die Hochbahn 2018 mit dem VW-Mobilitätsdienstleister Moia extra neu gefertigte Elektro-Shuttle für bis zu sechs Passagiere testen. Diese buchen über eine Smartphone-App individuell ihre Route (Shuttle-on-demand); eine Software bringt dann die Anfragen möglichst für eine Richtung zusammen und gibt dem Fahrer die Route vor. „Wir suchen nach guten Alternativen für das selbst genutzte Auto, um es idealerweise künftig obsolet werden zu lassen – zumindest im ersten Schritt den Zweitwagen“, sagte Falk.
Die App "Switchh" vereint Verkehrsangebote
Das Angebot soll dann ebenfalls über die App „Switchh“ gebucht werden können. Diese soll in der zweiten Jahreshälfte 2018 komplett überarbeitet an den Start gebracht werden und alle Mobilitätsangebote von Bus, Bahn über Car- und Shuttle-Sharing bis zum Stadtrad vereinen. „Damit ich mich als Kunde nicht fragen muss: 'Hab ich die App xy schon, sondern über die eine App alles schnell und einfach bekomme“, erläuterte Falk.
Beim Bus- und Bahnfahren will die Hochbahn im HVV in der zweiten Jahreshälfte 2018 ein „Check in/Be out“-System von drei Anbietern testen. Dabei soll über die switchh-App erfasst werden, wo ein Fahrgast losfährt und wo er aussteigt. Abgerechnet wird für ihn der beste Preis pro Strecke.
Emissionsfreie Busse ab 2020
„Ein solches System gibt es weltweit noch nicht. Zum ITS-Kongress soll es flächendeckend im gesamten Hamburger Verkehrsverbund verfügbar sein“, kündigte Falk an. Bis dahin dürften auch mehr Elektro-Busse als bisher in Hamburg unterwegs sein: „Deutlich mehr als zwei Hersteller haben Angebote abgegeben, diese emissionsfreien Busse in Serie produzieren zu wollen“, berichtete Falk.
Wer den Zuschlag von der Hansestadt bekommt, ist noch offen. Von Mitte 2019 an sollen die ersten 30 nach Hamburg geliefert werden. Vom Folgejahr an will die Hochbahn nur noch emissionsfreie Busse beschaffen. Dieser Umstieg nebst Infrastruktur wird die Hochbahn rund 600 Millionen Euro kosten.
Ein Elektro-Kleinbus ohne Fahrer
Insgesamt seien rund 40 Projekte in Hamburg für die „Mobilität von Morgen“ in der Pipeline, berichtete Falk. „Mal sehen, was davon umgesetzt wird.“ Nahezu abgearbeitet ist bei der Hochbahn die Einführung von WLAN. Nach der Bestückung der 1000 Busse sollen bis Ende 2018 auch alle 91 U-Bahn-Haltestellen über freies WLAN verfügen.
Ob die „Platzampel“, die testweise an einer U-Bahn-Station in Wandsbek freie Plätze in den Waggons signalisiert, dauerhaft zum Einsatz kommt, ist noch nicht entschieden. Ein Konsortium unter Führung der Hochbahn wird in der zweiten Jahreshälfte in der Hafencity einen Elektro-Kleinbus ohne Fahrer testen.