Kiel. Küstenautobahn, Elbquerung und die Anbindung des Fehmarnbelttunnels: Warum sich viele Vorhaben so hinziehen.

Geld ist vorhanden, aber häufig fehlt Baurecht. Egal, ob A 20, A 21 oder B 5: Die meisten großen Verkehrsprojekte in Schleswig-Holstein kommen nur schleppend voran. Mal bremsen Klagen, in anderen Fällen fehlen schlicht Planer. „Dabei ist die Finanzierung von Bundesfernstraßen zurzeit nicht der Engpass“, sagte Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP). „Hinsichtlich der Rekrutierung von Ingenieuren stellt sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt dagegen in der Tat schwierig dar.“


Autobahn 7:
Ende 2018 soll Deutschlands derzeit größter Autobahn-Ausbau fertig sein – zumindest die Erweiterung der Nord-Süd-Tangente zwischen Hamburg-Schnelsen und dem Dreieck Bordesholm auf sechs Spuren. Seit Ende 2014 sind Autofahrer wegen Baustellen regelmäßig harten Geduldsproben ausgesetzt. Einige bereits fertige Abschnitte erleichtern den Verkehrsfluss auf der 65 Kilometer langen Strecke. Verengte Fahrspuren auf dem Hamburger A-7-Bereich mit maximal Tempo 60 führen immer wieder zu Unfällen und kilometerlangen Staus. Grund ist der Bau von drei Autobahn-Deckeln. Die Arbeiten werden noch Jahre dauern. Fast täglich staut es kilometerlang nach Hamburg herein von der A 23 aus Richtung Pinneberg und auf der A 7 von Quickborn.

Rendsburger Kanaltunnel: Die Sanierung des Tunnels unter dem Nord-Ostsee-Kanal fordert Pendlern seit Jahren einiges an Geduld ab. Doch nach jahrelangen Verzögerungen sind die Arbeiten 2017 vorangekommen. Anfang 2020 soll der Tunnel fertig sein – nach dann acht Jahren. Immer wieder festgestellte neue Mängel haben die Arbeiten in die Länge gezogen. Letztlich wird die Sanierung des 600 Meter langen Tunnels nach jetzigem Stand 80 Millionen Euro kosten – mehr als dreimal so viel wie geplant. Die Kosten trägt der Bund. Auch 2018 wird der Verkehr dort nur einspurig je Fahrtrichtung durch die wiederhergestellte Oströhre führen. Seit Januar 2017 wird die Weströhre saniert.

Autobahn 20: Sein Wahlversprechen, die Küstenautobahn 20 auf Schleswig-Holsteins Boden bis 2022 fertigzustellen, musste Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) bereits kurz nach der Landtagswahl im Mai kassieren. Als Grund nannte er die von der alten, SPD-geführten Landesregierung wegen einer Zwergschwan-Population gestoppte Planung westlich der A 7. Seit Jahren endet die aus dem Raum Stettin kommende Küstenautobahn östlich von Bad Segeberg. Das Bundesverwaltungs­gericht bremste den Weiterbau rund um Segeberg aus: Der Fledermausschutz wurde nicht genug beachtet. Die Nachbearbeitung läuft noch. Das betrifft nicht nur Fledermäuse und Haselmäuse, sondern auch die Linienführung im Raum Segeberg. Für den Abschnitt westlich der Stadt bis zur A 7 gibt es zwar einen Planfeststellungsbeschluss. Dagegen wird aber geklagt. Verhandelt vor dem Bundesverwaltungs­gericht wird frühestens Ende 2018. Ebenso offen ist der Zeitplan für den Weiterbau der Autobahn westlich der A 7. „Hinsichtlich einer realistischen Fertigstellung des Lückenschlusses der A 20 bis zur A 23 kann derzeit keine verbindliche Aussage gegeben werden“, sagt Buchholz. Nun soll der deutsche Autobahnplaner Deges übernehmen.

Elbquerung: Wann die A 20 bei Glückstadt die Elbe queren und in Niedersachsen an das Autobahnnetz angebunden wird, ist unklar. Der Bund hat 600 Millionen Euro für die Jahre seit 2017 bereitgestellt. Lässt sich der Tunnel nicht über eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) bauen, will der Bund die Elbquerung auf konventionellem Weg finanzieren. Für Buchholz ist die Art der Finanzierung zweitrangig: „Aus Sicht der Landesregierung hat dasjenige Finanzierungsmodell eine Präferenz, das zum schnelleren Ziel führt.“


Autobahn 21: Zwischen der A 1 bei Bargteheide und Stolpe ist die Bundesstraße 404 bereits auf 50 Kilometern zurA 21 ausgebaut. Weil andere Projekte aber eine höhere Priorität genießen, fließen die Bundesmittel nur zögerlich. Am 9. Dezember wurde immerhin ein 2,1 Kilometer langer Abschnitt zwischen Depenau und Löptin für den Verkehr freigegeben. Damit fehlen zwischen Kiel und Stolpe noch 14,5 Kilometer. Buchholz hat den 6,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen Nettelsee und Klein Barkau zum Pilotprojekt für Plan­beschleunigung erklärt. Der Abschnitt wird für 65 Millionen Euro ausgebaut. Wann die A 21 bis nach Kiel hineinführen wird, kann er nicht vorhersagen.


Nord-Ostsee-Kanal: Vertiefung der Fahrrinne, Ausbau der engen Ost­strecke und Sanierung der maroden Schleusenanlagen – die Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel wird runderneuert. Der Bund will den Kanal fit machen für die immer größer werdenden Feeder-Schiffe, die Container von Hamburg ins Baltikum transportieren. Die Gesamtkosten betragen rund 1,8 Millionen Euro. In Brunsbüttel soll für knapp 500 Millionen Euro eine neue, fünfte Schleusenkammer entstehen. Deren Bau wird nicht vor 2021 beginnen und sechs Jahre dauern. In den vergangenen Jahren waren alte Schleusentore immer wieder bei Havarien kaputt gegangen. Im schlimmsten Fall mussten Schiffe den Umweg über Skagen nehmen.


Bundesstraße 5: Die B 5 soll zwischen Tönning und Husum auf drei Spuren ausgebaut werden. Die Planung dieser Strecke soll genauso wie der Ausbau der B 404 und der B 207 nach dem Willen der Landesregierung auf den Bund übergehen. An der Finanzierungsfrage werde der notwendige Ausbau nicht scheitern, ist Buchholz überzeugt. Für Anfang 2019 wird der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt Tönning-Rothenspieker erwartet.


Fehmarnbeltquerung: Von 2028 an soll ein 18 Kilometer langer Tunnel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden. Die Kosten des Milliardenprojekts Fehmarnbelttunnel tragen die Dänen zwar allein. Deutschland hat sich verpflichtet, für eine Anbindung zu sorgen. Dafür muss die Bahnstrecke von Lübeck nach Puttgarden ausgebaut und die mehr als 50 Jahre alte Fehmarnsundbrücke für Schiene und Straße in Schleswig-Holstein ersetzt werden. „Wir wollen auf jeden Fall vor den Dänen fertig sein“, sagt Bahnprojektleiter Bernd Homfeldt. Frühestens Ende 2018 wird entschieden, ob eine neue Brücke, ein Bohrtunnel oder ein Absenktunnel kommt. 1,5 Milliarden Euro.