Hamburg. Unternehmen steckt mehr als 200 Millionen Euro in Produktion auf der Peute. Mehrzahl der Arbeitsplätze soll im Stammwerk entstehen.

Der Hamburger Kupferhersteller Aurubis investiert in den kommenden Jahren etwa 320 Millionen Euro in den Ausbau seiner Produktionsanlagen am Stammsitz auf der Peute sowie in seinem Werk im belgischen Olen und schafft dadurch insgesamt etwa 180 neue Arbeitsplätze. Das gab der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schachler am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz des MDAX-Konzerns für das Geschäftsjahr 2016/17 (30. September) bekannt.

Eine Unternehmenssprecherin sagte auf Anfrage des Abendblatts, etwa zwei Drittel der Investitionen – also mehr als 200 Millionen Euro – seien in Hamburg geplant, auch die Mehrzahl der neuen Arbeitsplätze soll im Stammwerk entstehen. Die neue Produktionsanlage soll im Laufe des Geschäftsjahres 2020/21 in Betrieb gehen und pro Jahr etwa 270.000 Tonnen Rohstoffe verarbeiten.

Traditionelles Kupfergeschäft stärken

„Wir erwarten eine Steigerung des Vorsteuergewinns um etwa 80 Millionen Euro pro Jahr“, sagte der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf die Investition. Nach Angaben der Unternehmenssprecherin liegen die notwendigen Genehmigungen der Hamburger Behörden für die Ausweitung der Produktion bereits vor. Die Investition ist Teil der neuen Unternehmensstrategie, die der Mitte 2016 angetretene Konzernchef während der Bilanzpressekonferenz erstmals detailliert vorstellte. Demnach soll sich Aurubis vom Kupfer- zum Multimetallhersteller wandeln.

„Wir werden einerseits das traditionelle Kupfergeschäft stärken, aber auch mehr komplexe primäre und sekundäre Rohstoffe einsetzen“, sagte Schachler. Neben Kupfer, das in fast allen modernen Produkten von der Auto- und Elektroindustrie bis zu Telekommunikation und Chemie benötigt wird, will Aurubis künftig zudem verstärkt Nichteisenmetalle wie Blei, Nickel, Zinn, Selen oder Tellur gewinnen und anbieten, die aus Erzkonzentraten, Schrott und Reststoffen gewonnen werden. Schachler gab das Ziel aus, dass sich der Absatz von anderen Metallen bei Aurubis in den kommenden Jahren verdoppeln soll. Schon heute gewinnt der Konzern bei der Kupferherstellung auch etwa 40 Tonnen Gold und Hunderte Tonnen Silber pro Jahr.

„Kein Fortschritt ohne Metalle“

Die Treiber für das neue Wachstum mit anderen Metallen seien Megatrends in der Wirtschaft wie die Digitalisierung, die Elektromobilität und der Ausbau der erneuerbaren Energien. So wird eine stark steigende Nachfrage nach Nickel für Autobatterien erwartet. „Die Nachfrage nach Metallen wird sich durch mannigfaltige Innovationen in den nächsten zwei Jahrzehnten merklich erhöhen“, sagte Schachler. „Kein Fortschritt ohne Metalle.“ Der Vorstand erwarte eine nachhaltige Verbesserung des Gewinns aus diesen Wachstumsmaßnahmen in Höhe von 200 Millionen Euro pro Jahr und weitere 200 Millionen Euro aus einer Verbesserung der Effizienz, so Schachler.

Sein Wachstum soll der Konzern nach den Plänen des Vorstandschefs aber auch durch Übernahmen oder Partnerschaften mit anderen Unternehmen vorantreiben. „In der Zukunft wollen wir auf der einen Seite aus eigener Kraft und intern weiterwachsen, gleichzeitig prüfen wir unsere Optionen für externes Wachstum durch den Zukauf von anderen Unternehmen oder das Eingehen von Joint Ventures“, sagte Schachler. Vor wenigen Monaten hatte er gesagt, dass für Zukäufe rund 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung stünden. Derzeit arbeitet Aurubis mit dem südkoreanischen Konzern LS an einer Machbarkeitsstudie über den möglichen Bau einer gemeinsamen Fabrik für batteriefähige Nickelsulfate in dem ostasiatischen Land.

Starker Dollar

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Aurubis den Gewinn vor Steuern (Ebit) um etwa 40 Prozent auf 298 Millionen Euro gesteigert. Dazu trug auch ein starker Dollar bei. Die Dividende soll auf 1,45 (zuvor: 1,25) Euro pro Aktie steigen. Für das am 1. Oktober begonnene Geschäftsjahr 2017/18 erwartet das Management „ein Ergebnis auf etwa gleichem Niveau wie 2016/17“. Die Nachfrage nach Kupfer werde voraussichtlich stabil bis gut sein, sagte Schachler. Allerdings stünden für den Unternehmenserfolg wichtige Preise noch nicht fest. Der „wenig inspirierende“ Ausblick, so ein Analyst, und die Höhe der Dividende enttäuschten die Anleger offenbar. Aurubis-Aktien verloren am Mittwoch zeitweise mehr als drei Prozent und waren der schwächste Wert im MDAX. Seit Jahresbeginn hatten die Papiere um fast 25 Prozent zugelegt.