Wewelsfleth. Arbeiter finden historische, gusseiserne Schiffsteile – und stellen fest, dass der Viermaster deutlich besser erhalten ist als gedacht.
Eigentlich sollte es nur eine Art Probebohrung werden. Wie fest ist der Beton-Ballast tief im Rumpf der „Peking“ wirklich? Und ist der Stahl der Außenhaut davor möglicherweise doch besser erhalten als gedacht? Das waren die ersten Fragen bei der Stiftung Hamburg Maritim und den Fachleuten der Peters Werft in Wewelsfleth, die man mit solchen Löchern im Beton klären wollte, nachdem der historische Viermaster im Sommer ins Dock an der Stör geschleppt worden war. Dort wird der 1911 in Hamburg gebaute frühere Frachtsegler derzeit restauriert.
Seit 1975 hatte die „Peking“ als Museumsschiff in New York gelegen, war aber nie umfangreich saniert worden. Wie berichtet, soll sie nun Wahrzeichen für ein geplantes Nationales Hafenmuseum in Hamburg werden. Insgesamt 120 Millionen Euro hat der Bund für Museum und Schiff zugesagt, mit der Projektleitung der Peking-Sanierung wurde die Hamburger Stiftung beauftragt, die schon Eigentümerin mehrerer historischer Schiffe ist. Inzwischen ist man dort bei der Beantwortung zumindest dieser ersten wichtigen Fragen der komplizierten und millionenteuren Sanierung ein ganzes Stück weiter, wie Stiftungsvorstand Joachim Kaiser sagt: „Wir haben eine Superentdeckung gemacht.“
Stiftung spricht von einer „Superentdeckung“
Genau genommen sind es sogar zwei Entdeckungen: Zum einen sei jetzt mit Ultraschall-Untersuchungen und den Probebohrungen festgestellt worden, dass der vor mehr als 100 Jahren bei Blohm+Voss genietete Stahlrumpf doch besser erhalten ist als zunächst vermutet. Elf bis 14 Millimeter ist das Material noch stark. Und das bedeutet, dass man doch nicht – wie lange befürchtet – das komplette Unterwasserschiff abtrennen und quasi durch einen Neubau ersetzen muss. Gerade als künftiges, herausragendes Museumsschiff eines neuen Nationalen Hafenmuseums bedeutet Originalität viel. Die zweite Entdeckung trägt indes eher kuriose Züge: Bei den Bohrungen im etwa 1000 Tonnen schweren Beton-Ballast entdeckten die Werftarbeiter etliche Metallteile, die dort regelrecht vergossen waren.
Originalzustand des Windjammers zeigen
Dazu muss man wissen, dass solche Frachtsegler damals mit losem Ballast gefahren sind – je nach Beladung. 1960 – inzwischen war die „Peking“ längst ein stationäres Schulheim in England – entschloss man sich aber, mit Zementmörtel einen festen Ballast in den Schiffskörper zu bauen, weil die Zeit der „Peking“ als Frachtschiff lange beendet war. Etliche gusseiserne Teile vom Schiff wanderten mit in den Beton, um zusätzliches Gewicht zu bekommen. Unter anderem wunderbar verzierte Tischbeine des früheren Kapitänstisches. Einige dieser „Zufallsfunde“, so Kaiser, sollen künftig auf der dann restaurierten „Peking“ dazu beitragen, den Originalzustand des Windjammers zeigen zu können.
Noch aber ist es ein langer Weg bis dahin. Von einer Verkürzung des Zeitplans und einem anderen Kostenrahmen will Stiftungsvorstand Kaiser daher nicht reden. Aktuell wird die „Peking“ in verschiedenen Etappen gesandstrahlt, sämtlicher Lack und Rost kommen dabei ab. Und erst dann weiß man auch wirklich, wie viel an Deck und Aufbauten noch geschweißt und ersetzt werden muss. Nach dem bisherigen Zeitplan soll der Windjammer 2018 dann ausgedockt und zunächst an den Ausrüstungskai der Werft verholt werden. Etliche weitere Arbeiten stehen dann noch an. „Da sind dann noch 100.000 Details zu machen“, so Kaiser. Ziel sei, dass die Peking bis voraussichtlich Ende 2019 zumindest von außen „fertig“ aussieht, wie er sagt. Irgendwann im Laufe des Jahres 2020 soll das historische Schiff dann nach Hamburg geschleppt werden.
Alte Hafenanlage wird saniert
Aller Voraussicht nach wird es dann zunächst an den 50er Schuppen festmachen. Die alte Hafenanlage aus der Kaiserzeit auf dem Kleinen Grasbrook wird seit Jahren schon von der Stiftung ebenfalls saniert und war lange als Standort für das neue große Hafenmuseum im Gespräch, das um 2025 eröffnet werden könnte. Doch inzwischen denkt man in der Kulturbehörde auch über einen neuen Museumsstandort nach, ebenfalls auf dem Kleinen Grasbrook, aber näher an den Elbbrücken. Nicht zuletzt, weil nahe der 50er Schuppen auch Gefahrgut gelagert wird. Vorstellbar sei auch eine Kombination aus Neubau und 50er Schuppen, hieß es. Eine endgültige Entscheidung zum genauen Standort will der Senat kommende Woche mitteilen.