Brunsbüttel. Der Viermaster ist in Brunsbüttel angekommen und wird aufwendig saniert. Nach Hamburg kommt sie erst in drei Jahren
Der „Elbehafen“ bei Brunsbüttel ist eigentlich ein etwas einsam gelegener Industriehafen in der weiten Marschlandschaft Dithmarschens. Schüttgut oder auch Windkraft-Rotoren werden dort an einem Kai direkt am Fluss verladen. Am Sonntag ist hier nun höchst ungewöhnliche Fracht angekommen. Nach elf Tagen Überfahrt über den Atlantik machte dort das Dockschiff „Combi Dock III“ fest. Als Ladung an Bord: die legendäre Viermastbark „Peking“, die seit den 1970er-Jahren Museumsschiff in New York war und nach einer umfangreichen Sanierung in einigen Jahren Wahrzeichen eines noch geplanten neuen Deutschen Hafenmuseums werden soll.
Weil der Rumpf aber schon sehr angerostet ist, konnte der gut 100 Meter lange Windjammer nicht geschleppt werden, sondern musste in dem Spezialschiff zurück an die Elbe gebracht werden — wo er 1911 seine Jungfernfahrt absolviert hatte. Wie die millionenteure Sanierung ablaufen wird und wie der frühere Frachtsegler der Traditionsreederei F. Laeisz weiter zur Werft gebracht werden soll – das wurde am Montag in Brunsbüttel vorgestellt.
Bustouren führen bereits zum Industriehafen
Dass der „Hamburger Veermaster“ einmal zu einem Besuchermagnet werden kann, zeigte sich aber schon in den ersten zwei Tagen in heimischen Gewässern: Wohl noch nie verzeichnete der „Elbehafen“ einen solchen Besucheransturm, innerhalb kürzester Zeit organisierten Hafenbetrieb und die örtliche Touristeninformation sogar Bustouren zur „Peking“, ein Fischimbiss steht nun vor dem Verwaltungsgebäude, und im Eingangsportal informiert der Hamburger Verein „Freunde der Peking“ über die Geschichte dieses Schiffes, das nun nach vielen Bemühungen und Umwegen zurück in die Hansestadt kommen soll.
Und dort soll die 1911 bei Blohm+Voss gebaute „Peking“ als größtes Ausstellungsstück des neuen Hafenmuseums die Anfänge des globalen Welthandels zeigen, kündigte Kultursenator Carsten Brosda an. Sie sei ein „echtes Stück Hamburger Seefahrtsgeschichte“ und stellte seinerzeit die technologische Spitze in der Entwicklung der Segeltechnik dar — vergleichbar mit modernsten Containerschiffen heute. „Es ist großartig, dass sie wieder in heimischen Gewässern ist – aber es gibt noch viel zu tun“, so der Senator.
Und tatsächlich dürfte die nun erfolgreiche Atlantik-Überquerung nur ein Teil der neuen Geschichte der „Peking“ sein. Von einer „dritten Geburt“ sprach während der Pressekonferenz Nikolaus W. Schües, der heutige Inhaber der Laeisz-Reederei und meinte damit die Sanierung in der Peters Werft, die an der Stör nur wenige Meilen entfernt von Brunsbüttel ihren Sitz hat.
Anfang des 20. Jahrhunderts fuhr die „Peking“ vorwiegend in der Salpeterfahrt und pendelte zwischen Hamburg und Chile. Das berüchtigte Kap Hoorn musste dazu umrundet werden, ganz ohne GPS und Motoren. Nach Südamerika brachte der Frachtsegler Exportwaren wie Maschinen aus Deutschland, zurück Guano in Säcken, das ein wichtiger Grundstoff für Dünger und Sprengstoff war. Weil Arbeitskraft noch günstig war und die Zeit keine so große Rolle spielte, konnten Windjammer noch bis in die 30er-Jahre mit Dampfschiffen konkurrieren.
1932 wurde die „Peking“ nach England verkauft und diente lange Zeit als Schulschiff. In den 70er-Jahren dann gab es erste Bemühungen in Hamburg, den Viermaster zurück an die Elbe zu holen – vergeblich. So sicherte sich bald das South Street Seaport Museum in Manhattan das Schiff als Blickfang.
Dramatisch wurde es 2012. Nachdem der Wirbelsturm Sandy schwere Schäden an dem Museum angerichtet hatte, sollte die „Peking“ verschrottet werden. Reinhard Wolf von der Handelskammer konnte mit anderen Mitgliedern des Hamburger „Peking“-Vereins aber erreichen, dass die Amerikaner dann erwogen, den Windjammer an Hamburg lieber zu verschenken. Aber eine öffentliche Finanzierung der Restaurierung konnte Wolf nicht erreichen, und auch die erhofften Millionenspenden aus der Wirtschaft blieben aus – wohl auch wegen der Schifffahrtskrise.
Doch dann kamen die beiden Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) ins Spiel. Beide Haushaltexperten setzten sich dafür ein, dass Hamburg die Zusage des Bundes über 120 Millionen Euro für ein neues Hafenmuseum bekam. Teil des Konzepts sind die Rückholung und Sanierung der „Peking“, wofür bis zu 26 Millionen Euro kalkuliert sind. Beide Politiker waren am Montag nach Brunsbüttel gekommen – sichtlich stolz.
Wann und wo das neue Museum stehen wird, ist noch offen. Konkreter ist der Zeitplan für die „Peking“. Organisiert wird alles von der Stiftung Hamburg Maritim, später soll die „Peking“ in den Besitz der Stiftung Historische Museen Hamburg übergehen. Zunächst muss der Segler aber noch bis zur Stör geschleppt werden.
Das soll am morgigen Mittwoch geschehen. „Ausschwimmen“, heißt dieser mehrstündige Vorgang, der gegen 6.30 Uhr beginnen soll. Gegen 11.30 soll das Stör-Sperrwerk bei Wewelsfleth passiert werden, wo man von Land eine guten Blick auf die „Peking“ haben dürfte. Drei Jahre, schätzen die Experten, wird die Sanierung dauern. Dann geht es endlich nach Hause für die „Peking“.
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