Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung, auf wen muss man achten? Diese Menschen sind uns im November besonders aufgefallen.

Die nächste Folge der Abendblatt-Aktion „Menschen des Monats“ liegt vor. Regelmäßig präsentieren wir Ihnen Frauen und Männer, die uns im Monat zuvor besonders aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts – von der Chefredaktion über die Online- bis zur Fotoredaktion – seinen „Menschen des Monats“. So entsteht im Verlauf des Jahres eine Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden schließlich, wer die „Menschen des Jahres 2017“ werden.

Der November hat wieder ganz besondere Geschichten von ganz besonderen Menschen geschrieben. Der politische Fokus ging diesen Monat eher Richtung Karibik. Am Ende hieß es dann doch nicht (wie von vielen Experten erwartet) „Ja-maika“, sondern es blieb bei „No-maika“ – mit Auswirkungen auch unmittelbar aufs politische Geschäft in Hamburg. Auf einmal war die SPD wieder als politischer Partner gefragt. Raus aus der Schmollecke, ran an den Verhandlungstisch – mit Olaf Scholz, wenngleich der einem Amt in Berlin kurz darauf im Abendblatt eine Absage erteilte.

Für den grünen Umweltsenator Jens Kerstan setzte es eine deftige Nieder­lage, so werden die Straßen zwar öfters gereinigt, aber ganz ohne die von Kerstan so vehement propagierte Gebühr, die alle Hamburger zahlen sollten. CDU-Fraktionschef Andé Trepoll hat maßgeblichen Anteil am politischen Kehraus.

Was sonst noch im November passierte: Das Bundesverwaltungsgericht kippt weitere Klagen gegen die Elbvertiefung; die Biografie der Braun-Brüder verkauft sich beinahe so gut wie die Tickets für ihr Miniatur Wunderland; die Polizei geht gegen Wichtigtuer in aufgemotzten Autos vor. Und der HSV steckt immer noch im Tabellenkeller fest.

Telemann, Favorit der Kulturredaktion

Zu seinen Lebzeiten war er Superstar, Publikumsliebling, Musikdirektor, Posterboy der Kulturmetropole Hamburg, Opern-Chef, Konzertveranstalter und Verleger; begraben wurde er nach 46 Dienstjahren dort, wo jetzt das Rathaus steht. Mehr Hamburger mit Ewigkeitswert als Georg Philipp Telemann geht also kaum. 2017 wurde auch in dieser Stadt an den 250. Todestag des Barock-Komponisten erinnert, der mehr Werke hinterließ als Bach und Händel zusammen.

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© picture alliance

Im November präsentierten NDR und Elbphilharmonie ein kleines, fein besetztes Festival. Und seit einigen Tagen hat der „Mensch des Monats“ für die Kulturredaktion nun – endlich! – auch seinen Büsten-Ehrenplatz im Brahms-Foyer der Laeisz­halle.

Landespolitik-Redaktion für André Trepoll

Bis 2016 war der Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion André Trepoll ein den meisten Hamburgern unbekannter Politiker. Seither hat der Oppositionsführer immer stärker auf sich aufmerksam gemacht – nicht nur mit Plakatkampagnen und einem lebendigen Facebook-Auftritt. Auch bei Themen wie G20 oder Stadtentwicklung macht der 40-Jährige durch flüssig-schlüssige Reden und klare Argumentation Rot-Grün das Leben schwerer.

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© Bodig

Jetzt lieferte er ein politisches Meisterstück ab: Auch weil Trepoll ein Bündnis von Mieterverein bis Grundbesitzern dagegen schmiedete, musste der Senat Pläne für eine neue Straßenreinigungsgebühr fallen lassen. Daher ist er für die Landespolitik-Redaktion der „Mensch des Monats“.

Online stimmt für einen Syrer

Die Zusammenführung von Flüchtlingsfamilien dürfte in den Koalitionsgesprächen von CDU und SPD einer der Streitpunkte sein. Fadi A. (31) hat dem Thema ein Gesicht gegeben – und ist damit für die Online-Redaktion „Mensch des Monats“. Am 23. November ist der Syrer vor dem Hamburger Rathaus in einen Hungerstreik getreten.

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© Frederik Taube-Bergmann

2015 hatte er seine Frau und die drei Söhne in der Heimat zurückgelassen. Dass er ihren Nachzug erst im März beantragen kann, will er nicht akzeptieren. Seine von der Polizei geduldete Aktion hat Fadi A. indes beendet. Das Thema ist es noch lange nicht.

Dimitri Peters – Lob von den Sportlern

Er kam direkt vom Nachtdienst, doch das konnte den angehenden Berufsfeuerwehrmann Dimitri Peters nicht davon abhalten, dem Hamburger Judo-Team bei der Club-EM in Wuppertal Ende November die Bronzemedaille zu retten. 2:2 stand es vor dem entscheidenden Kampf gegen den Russen Nikita Dibrin vom Team Poets Tjumen. Superschwergewichtler Peters siegte, weil er seinen Kontrahenten am Boden zur Aufgabe zwang – und ist für die Sportredaktion der „Mensch des Monats“.

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© picture alliance / dpa

Der 33-Jährige, der mit seinem Team Anfang November bereits deutscher Mannschaftsmeister wurde, steht beispielhaft für die Hingabe, mit der Athleten im Randsport um Respekt und Aufmerksamkeit kämpfen.

Regionalredaktionen stimmen für eine Frau

Elke Christina Roeder hat etwas erreicht, was vor ihr noch keine Frau erreicht hat. Und deshalb ist sie für die Regionalredaktionen der „Mensch des Monats“: Roeder wurde am 26. November zur Oberbürgermeisterin der Stadt Norderstedt gewählt. In einer Stichwahl setzte sich die 51-jährige Sozialdemokratin gegen David Hirsch durch – 55,3 Prozent der Norderstedter stimmten für die Frau, die (noch) mit ihrem Lebensgefährten in Neumünster lebt.

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Die erste Frau an der Verwaltungsspitze der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins hat den Bürgern im Wahlkampf versprochen, für mehr Flair in Norderstedt zu sorgen. Nun, man darf gespannt sein – am 9. Januar legt Roeder erst einmal den Amtseid ab.

Fotoredaktion wählt Edgar Hirt

Für die Fotoredaktion ist Edgar Hirt der „Mensch des Monats“. Zehn Jahre war er Chef des CCH (Congress Center Hamburg) und hat in dieser Zeit mit seinem Team Hunderte Kongresse, Konzerte und Veranstaltungen betreut. Der 63-Jährige hat mit dem Dalai Lama zu Mittag gegessen, die Chefs der großen Autokonzerne getroffen, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war bei ihm zu Gast.

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© Bodig

Nun verabschiedet sich der Diplom-Betriebswirt in den Ruhestand, während die Sanierung des seit Ende 2016 geschlossenen Gebäudekomplexes in vollem Gange ist. Für Hirt ist der Umbau eine Herzensangelegenheit. Er freut sich auf die für 2019 geplante Neueröffnung und steht gerne weiterhin beratend zur Seite.

Für die Chefredaktion

sind die Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun die „Menschen des Monats“ November: mehr Platz in ihrem Miniatur Wunderland, weitere Attraktionen in der größten Modelleisenbahnanlage der Welt und ein Buch, das die Bestsellerlisten stürmt. Irgendwie scheint alles, was die beiden Hamburger, die in der kommenden Woche 100 (zusammen natürlich) werden, ein Erfolg zu werden.

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© dpa

Als die Brauns ihre Lebensgeschichte „Kleine Welt, großer Traum“ vorstellten, knüpften sie das an eine Bitte und politische Botschaft: die Biografie nicht im Internet zu bestellen, sondern im Buchladen um die Ecke zu kaufen – mit Erfolg.

Ein Richter für die Wirtschaft

Eigentlich hat Andreas Korbmacher mit Hamburg nicht viel zu tun. Er ist Pressesprecher des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig. Zugleich ist Korbmacher aber Vorsitzender Richter des 7. Senats des Bundesverwaltungsgerichts, der über die Klagen gegen die Elbvertiefung verhandelt. In dieser Funktion hat Korbmacher im November ein für Hamburgs Wirtschaft wichtiges Urteil gefällt.

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© dpa

Zusammen mit seinem Richterkollegium wies er eine Reihe von Klagen der Gemeinden Cuxhaven und Otterndorf sowie mehrerer Elbfischer gegen das Bauprojekt zurück. Für das Ressort Wirtschaft ist Korbmacher somit der „Mann des Monats“.

Kommissar für die Lokalredaktion

Er ist der Schrecken der Wichtigtuer in getunten Autos: Tobias Hänsch. Der 34 Jahre alte Oberkommissar leitet die neu eingerichtete Kontrollgruppe „Autoposer“ der Polizei. Diesen Job muss man mögen. Genauer gesagt, man muss schon ein ausgeprägtes Interesse an und viel Ahnung von Autos haben. Denn es geht in der Regel darum, unerlaubte Umbauten zu entdecken.

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© Zand-Vakili

Hänsch und seine acht Kollegen haben seit Anfang September 543 Fahrzeuge kontrolliert, in 133 Fällen grobe Mängel festgestellt und 50 Autos sichergestellt. Dazu kamen etliche eingezogene Führerscheine, Strafanzeigen, Mängelmeldungen, Knöllchen. Sehr gut, findet die Lokalredaktion.

Ressorts Magazin, Seite 1, Von Mensch zu Mensch und Layout wählen Waltraud Hubert

Sie ist keine, die das Rampenlicht sucht. Aber das Rampenlicht hat sie gefunden. Als „stille Heldin“ wurde Waltraud Hubert in einer ARD-Fernsehgala mit einem Bambi des Burda-Verlags ausgezeichnet. Und nun erhält die Kinderkrankenschwester aus dem UKE von den Ressorts Magazin, Seite 1, Von Mensch zu Mensch und Layout den Titel „Mensch des Monats“ obendrauf.

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© Laible

Waltraud Hubert ist eine ganz besondere Schwester: Sie betreut Kinder nicht, bis sie gesund sind, sondern Kinder, die sterben werden – an der seltenen Erbkrankheit Kinderdemenz. Und das schafft sie, ohne selber Mut und Hoffnung zu verlieren.