Hamburg. 11.000 Fans beim Tourfinale in der Barclaycard Arena. Zwischen den Liedern schnattert Müller wieder Döntjes an Döntjes.
Weiß der Himmel, warum Ina Müller bei ihren Konzerten weiterhin keine Fanartikel außer CDs verkauft. Dabei hätten die 11.000 zumeist weiblichen Fans am Sonnabend in der Barclaycard Arena vielleicht gern ein Andenken an Inas Heimspiel zum Tourfinale. Pumps zum Bespiel, die indirekt von den Hits "Sie schreit nur noch bei Zalando" und "Schuhe" beworben werden würden.
Sei es drum, für das Eintrittsgeld gibt es eine Menge Ina Müller. 150 Minuten lang singt und schnackt das Hamburger Unikum "Aber dich", "Tag eins nach Tag aus", "Dick" oder "Kommando heulen". Zwischen den Liedern schnattert Müller wieder Döntjes an Döntjes über "Materialfehler der Natur" (Männer) und "Krisengebiete" (weibliche Körperabschnitte), dass es den Fans eine schallend lachende Freude ist. Die Kerle halten es aus oder schauen sehnsüchtig zum Stadion rüber, wo selbst ein 0:0 gegen Wolfsburg erträglicher erscheint als detailfreudige Beschreibungen von künstlichen Fingernägeln, die sich in der Umkleide in hautfarbene "Quetschwäsche" bohren.
Ina Müller ist die Königin der Indiskretion
"Milch ist ja viel gefährlicher als Alkohol - oder könnt ihr euch an eure ersten Lebensjahre erinnern?", fragt Ina auf einer Schaukel sitzend, und schafft es, eine Peitsche schwingend mit ihrem "Durchfallgesicht", ihrem "Verstopfungsgesicht" und Geläster über unrealistische Bindenwerbung die Balladen "Klammerblues" und "Bei jeder Liebe" einzuleiten. Kann nicht jede. Aber Ina ist eben die Königin der Indiskretion. Die Backgroundsängerinnen Ulla und Sarajane haben jeweils geheiratet, Ulla singt jetzt im 7. Monat schwanger, ach guck! "Ich gehe ja lieber auf Beerdigungen als auf Hochzeiten", sagt Ina und ihre Sängerinnen werden so bleich wie der weiße Flügel, auf dem die Damen sitzen: "Ist das dein Ehering? Ganz schön klein. Früher hat man damit Hühner markiert." Mensch, Ina!
Fest steht: Für ihre Fans ist Ina Müller wie Schuhe: "Nur Schuhe enttäuschen dich nie." Und darauf reimt sich die letzte Zugabe: "Ich bin die". Wer auch sonst?