Hamburg. Der ehemalige Pink-Floyd-Sänger hat enge Kontakte zu einer israelfeindlichen Organisation. Hamburger Fans scheint das nicht zu stören.
Roger Waters wird ein Konzert in Hamburg spielen. Ohne Präsentation durch den NDR – dafür mutmaßlich mit Protesten von Menschen, die dem Mitgründer von Pink Floyd Antisemitismus vorwerfen. Denn Waters ist Unterstützer der so genannten BDS-Bewegung ("Boycott, divestment, sanctions", der deutsche Ableger der von Palästinensern ins Leben gerufenen Kampagne übersetzt dies mit "Boykott, Desinvestion, Sanktionen"). In deren Augen handelt es sich bei Israel um einen Apartheids-Staat, der schwere Völkerrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen begehe.
Nachdem im November eine Petition bekannt wurde, die an den WDR-Intendanten Tom Buhrow gerichtet schwere Vorwürfe gegen Roger Waters und den WDR erhob – Waters sei ein "leidenschaftlicher Antisemit", durch seine Unterstützung des Konzerts helfe der WDR dabei, "Judenhass salonfähig zu machen" – distanzierten sich die Anstalten der ARD von Waters. WDR, BR, NDR, SWR und rbb traten von zum Teil bereits unterzeichneten Verträgen zurück.
NDR wusste nichts von enger Kooperation mit BDS
Dem NDR sei die kritische Haltung Roger Waters' zum Beispiel zum Siedlungsbau Israels zwar bekannt gewesen, "nicht klar war jedoch, wie eng Waters mit der Organisation BDS kooperiert. Vor diesem Hintergrund wurde die Präsentation neu bewertet", so ein NDR-Sprecher.
Dass Waters den Aktivisten nahesteht und ihre Einschätzungen teil, ist allerdings keine in diesem Sinn neue Erkenntnis. Waters agierte unter anderem im Jahr 2012 als Sprecher des "Russell-Tribunals zu Palästina" bei den Vereinten Nationen und hat bei verschiedenen Interviews, Ansprachen und Auftritten immer wieder betont, dass er Israel für schuldig hält, schwere Völkerrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen zu begehen. Laut eigener Aussage unterstützt er BDS seit mehr als einem Jahrzehnt, nur wenig länger als die Bewegung selbst existiert.
Roger Waters betont, er sei kein Antisemit
Er sei kein Antisemit, hat Waters immer wieder betont. Dass bei seinen Konzerten ein Luftballon in Form eines Schweines mit aufgedrucktem Davidstern umherfliegt, sei, so erklärte Waters es schon 2013 in einer Stellungnahme bei Facebook, kein Zeichen einer antisemitischen Geisteshaltung. Der Vorwurf sei "lachhaft und ein persönlicher Affront". Vielmehr handele es sich dabei um "legitimen, gewaltfreien Protest" gegen den Staat Israel, denn "der Davidstern repräsentiert Israel und seine Politik". Darüber hinaus benutze er in seinen Shows nicht nur den Davidstern, sondern auch "ein Kruzifix, Halbmond und Stern, Hammer und Sichel, das Logo der Ölfirma Shell, das McDonald's-Zeichen, ein Dollar-Zeichen und das Logo von Mercedes".
Die Diskussion um die politischen Ansichten von Waters scheint viele Fans nicht zu stören: Laut Auskunft des Veranstalters Live Nation sei der Tour-Auftakt am 14. Mai 2018 in der Barclaycard Arena in Hamburg bereits nahezu ausverkauft. Ähnliches gelte auch für die restlichen Konzerte von Waters in Deutschland.