New York. Der Pink-Floyd-Frontmann kommt 2018 mit einem hochpolitischen Konzert nach Hamburg. Hier gibt es Karten für den Tournee-Auftakt.

Roger Watersist gerührt. Er steht auf der Bühne im Barclays Center im Herzen von Brooklyn und nimmt die Ovationen der 18.000 Fans entgegen, als wäre er ein Newcomer, der zum ersten Mal vor so einem großen Auditorium steht. Doch Waters ist 74 Jahre alt und ein Rockstar, der jahrzehntelang mit Pink Floyd Triumphe gefeiert hat. „Das Publikum hat die politische Bedeutung und die Bilder verstanden, die wir in der Show benutzt haben, und es hat mitgefühlt. Wenn ich so eine Reaktion spüre, bin ich tief bewegt“, sagt Waters einen Tag später bei einem Interview in den Head­room Studios in Manhattan. „Vielleicht lag es auch an der Halle. Bisher haben wir immer im Madison Square Garden gespielt, und dort glaubt das Publikum immer, etwas Besonderes zu sein.“

Das Konzert, die Karten, die CD

Die zwei Konzerte in New York sind Heimspiele. Die politischen Verwerfungen in seinem Gastland interessieren ihn mehr als Theresa Mays Politik. Seine Show ist eine Abrechnung mit US-Präsident Trump. Als Waters und seine Band den Song „Pigs“ spielen, schwebt das berühmte Pink-Floyd-Schwein durch die Arena. Bemalt ist es mit einem Trump-Bild und der Sprechblase „I Won!“. Auf einer riesigen Leinwand, die sich quer durch die Halle erstreckt, werden weitere Projektionen und Fotomontagen des Präsidenten gezeigt: Trump auf dem Arm des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Trump mit Ku-Klux-Klan-Kapuze, Trump als Baby, Trump nackt mit einem sehr kleinen Penis. Am Ende leuchtet der Schriftzug „Trump is a Pig“ auf. Das ist wenig subtil, aber das ist Waters egal. Er verachtet den Präsidenten und bekämpft ihn mit allen Mitteln – mit Songs, mit Bildern, mit seiner Popularität.

Legendäre Stücke von Roger Waters

Die Entscheidung, Songs aus dem Album „Animals“ in das aktuelle Programm einzubauen, hat Waters bereits im vergangenen Jahr getroffen, als er damit beim Coachella-Festival im Kalifornien aufgetreten ist. Damals war noch nicht abzusehen, dass Trump tatsächlich Präsident werden würde. Für Waters ist daraus eine Steilvorlage geworden. Der Titel der aktuellen Tour heißt „Us + Them“ nach einem Song aus dem Album „The Dark Side Of The Moon“.

Von den insgesamt 24 Songs der zweieinhalbstündigen Show stammen neun aus dem 1973 erschienenen Klassiker, darunter „Breathe“, „Time“ und „Money“. Älter ist nur noch „One Of These Days“ vom „Meddle“-Album. Aber auch andere legendäre Stücke wie „Wish You Were Here“ und „Welcome To The Machine“ sowie „Another Brick In The Wall“ und „Bring The Boys Back Home“ vom „Wall“-Album gehören zum Repertoire des aktuellen Programms, mit dem Roger Waters am 14. Mai 2018 seine Deutschland-Tournee in der Hamburger Barclaycard Arena eröffnen wird.

Roger Waters Frontalkritik an Donald Trump

Die Reaktionen im Barclays Center auf die Frontalkritik an Donald Trump sind euphorisch. Immer wieder springen Zuschauer von ihren Sitzen, ballen die Fäuste und singen Zeilen aus den Pink-Floyd-Klassikern oder aus Waters’ neuen Songs mit. „No fucking brains“, skandiert er in „Picture That“, und jedem in der Arena ist klar, wen er als „Gehirnlosen“ schmäht. In den großen Städten an der Ost- und Westküste der USA ist diese Fundamentalkritik ein Selbstgänger, aber auch mitten im Land, wo Trump seine Stimmen gesammelt hat, applaudierten die Fans. „Vielleicht sind in Tulsa oder in Kansas fünf Zuschauer vorzeitig gegangen“, sagt Waters. „Aber auch dort ist die Hälfte der Bevölkerung gegen ihn.“

Deutlich mehr Kritik muss Waters von der jüdischen Gemeinschaft in den USA wegen seiner Kritik an der israelischen Regierungspolitik einstecken. Auch vor seinen New Yorker Konzerten protestierten ein paar Dutzend jüdische Studenten gegen ihn, weil er Israel mit einem Apartheid-Staat verglichen hat. „Ich werde dauernd von der israelischen Lobby als Antisemit beschimpft, aber ich bin keiner“, sagt er. „Ich setze mich lediglich dafür ein, dass Palästinenser die gleichen Rechte bekommen wie Israelis, und unterstütze die vielen Israelis, die gegen ihre eigene Regierung protestieren.“

Roger Waters ist ein Unterstützer des BDS

Waters ist ein Unterstützer des BDS, was für „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ steht. Zu den Kampagnen gehört es, keine Konzerte in Israel zu geben und das Land so kulturell zu isolieren. Unlängst wurde der BDS auch in Berlin aktiv und rief zum Boykott des dortigen Pop-Kultur-Festivals auf, weil die Kulturabteilung der israelischen Botschaft für einen israelischen Künstler eine Reisekostenbeihilfe gezahlt hatte. Für diesen Boykottaufruf gab es scharfe Kritik unter anderem von Kulturstaatsministerin Monika Grütters.

Seine Konzerte unterscheiden sich in ihrer Haltung und ihrem politischen Anspruch deutlich von den aufgedonnerten Shows moderner Pop-Künstler. Mit den Videoprojektionen und den Audioeffekten gleicht Waters’ „Us + Them“-Programm mehr einer monumentalen Installation als einem Konzert. Selbst in der 20-minütigen Pause sind die Zuschauer von einer Geräuschkulisse umgeben, die mit Polizeisirenen und Detonationen an einen Bürgerkrieg erinnert. Während der Show reißen nicht nur die Fans die Arme hoch, auch Waters ballt immer wieder die Fäuste und verleiht seinem Zorn so Ausdruck. Im Interview dagegen ist er freundlich und gelassen. Sein Anliegen fasst er in einem Satz zusammen: „Wir werden als Menschheit nicht überleben, wenn wir uns nicht um einander kümmern.“ Die Reise nach New York wurde unterstützt von der Firma LiveNation.

Konzert von Roger Waters: Hier gibt es Karten

Das Konzert von Roger Waters findet am Montag, den 14. Mai 2018 in der Barclaycard Arena (Sylvesterallee 10) statt. ­Beginn: 20 Uhr.


Karten zu Preisen von 83,75 bis 296,50 Euro sind unter anderem in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Gr. Burstah 18-32) und unter T. 30 30 98 98 erhältlich.


Die letzte CD von Roger Waters heißt „Is This The Life We Really Want?“ und schaffte es in Deutschland bis auf Platz drei den Charts.