Hamburg. Sanierungsarbeiten lösen Irritation aus. Eigentlich sollen dort bald Neubauten entstehen. Was mit dem Telekom-Haus passiert.
Der Spritzenplatz in Ottensen gilt bei Anwohnern als das „Wohnzimmer“ ihres Stadtteils. Umso mehr irritierten manche Passanten vor einigen Tagen offensichtliche Sanierungsarbeiten an dem Telekom-Haus dort. Denn eigentlich gibt es im Bezirk eine heftige Diskussion um Neubaupläne für die Gebäude an der markanten Ecke zur Ottenser Hauptstraße.
Der Abriss der Nachkriegsbebauung ist aber noch vorgesehen. „Wir hatten nur einen Wasserschaden“, heißt es bei der Eigentümer-Gesellschaft. Sie plant dort dreistöckige Neubauten. Allerdings rechnet sie wohl mit längeren Diskussionen in Altona, bevor dort tatsächlich Bagger anrollen können. Deshalb wird etwa der Wasserschaden noch beseitigt.
Zweite Veredelungswelle in Ottensen
Derzeit verhandeln Investor, Politik und die Spritzenplatz-Initiative über den Auslobungstext für einen Architekten-Wettbewerb. Dabei geht es auch um die Zahl der Stockwerke, die Dachneigung und das architektonische Erscheinungsbild. Eine Entscheidung wurde gerade im zuständigen Bezirksausschuss noch einmal vertagt. „Gute Dinge brauchen Zeit – gerade in einem so sensiblen Bereich“, sagt der Bezirksabgeordnete und SPD-Distriktvorsitzende Mithat Capar.
Der Kern des Stadtteils wird gerade von einer zweiten Veredelungswelle getroffen. Viele teure Eigentumswohnungen wurden dort in den vergangenen Jahren gebaut; Mieten stiegen und kleine, lieb gewonnene Läden verschwanden. Als 2014 Pläne für ein futurisches Glasgebäude von dem amerikanischen Planer Daniel Libeskind für den Platz öffentlich wurden, gab es heftige Proteste. Der Spritzenplatz wurde so etwas wie ein Symbol für die Zukunft Ottensens, das rund um die Ottenser Hauptstraße zu einer der begehrtesten Wohnlagen der Stadt geworden war.
Investoren an Alma-Wartenburg-Platz interessiert
Schließlich kam ein erfolgreiches Bürgerbegehren für einen neuen Bebauungsplan zustande, wonach sich neue Gebäude möglichst an der alten Bebauung zu orientieren haben. Die Bezirksversammlung übernahm im Januar 2016 diese Forderung. Seitdem wird in einem Bürgerbeteiligungsverfahren samt „Planungswerkstatt“ versucht, so etwas wie eine gemeinsame Idee für das Wohnzimmer Ottensens zu finden. Erste Bauanträge des Investors konnte das Bezirksamt aber mit dem Hinweis auf einen neuen Bebauungsplan auf Eis legen.
Auch wenn dieser Weg mit so vielen Beteiligten lang und umständlich erscheint – SPD-Politiker Capar sieht darin doch die beste Möglichkeit, um zu vernünftigen Kompromissen zu kommen. „Das könnte zum Beispiel für andere umstrittene Projekte werden“, sagt Capar. Und davon dürfte es in nächster Zeit noch einige geben in Ottensen. Die Eckbebauung rund um die Bar Aurel am Alma-Wartenberg-Platz wäre so ein Fall. Auch diese Ecke gilt als beliebter heimeliger Stadtteiltreff, und auch hier gibt es Investoren mit Neubau-Ideen.