Hamburg. Auf Kampnagel hat die Show „Mother Africa“ Premiere in Hamburg, mit Noluyanda Mqulwana als Tänzerin und Choreografin.

Seit zwölf Jahren ist das Bühnenspektakel „Mother Africa“ international auf Tour. Jetzt kommt die Show zurück mit „New Stories from Khayelitsha“, die am 20. Dezember auf Kampnagel Premiere feiern. Zurzeit wird dafür geprobt.

Khayelitsha heißt eines der größten südafrikanischen Townships nahe Kapstadt; inzwischen zählt es zu den besseren. Gleichwohl leben dort zwei Millionen Menschen in Hütten aus Blech, Holz und Pappe. Von hier stammt die Tänzerin Noluyanda Mqulwana (31), die der neuen Produktion ihre choreografische Handschrift gegeben hat und die schon bei den beiden Erfolgen davor als Choreografin engagiert war.

40 Künstler aus sieben Nationen sind dabei

„Noluyanda ist mit ihrem Können, ihrer Energie und Ausstrahlung die perfekte Choreografin und Tänzerin für unser Projekt“, sagt Produzent Hubert Schober. Sie verstehe es auch meisterlich, Harmonie in die Gruppe zu bringen. Bei 40 Künstlern aus sieben afrikanischen Nationen sei das „keine leichte Aufgabe“. Mit neun Jahren begann Noluyanda Mqulwana über das Projekt „Dance for all“ ihre Tanzausbildung.

Was in der neuen Show lose zwischen lauter Tanz- und Akrobatiknummern erzählt wird, rankt sich um einen typischen Sonntag im Township: „Nach dem Kirchgang treffen sich alle draußen, es spielt eine Live-Band, es wird gegessen, getrunken und getanzt.“ Trommeln zum Beispiel, sagt die zierliche junge Frau, seien sehr wichtig. „Das waren sie schon früher, als wir Kinder auf Körben oder Blechdosen getrommelt haben.“

Authentische afrikanische Tänze

In der Show lässt Noluyanda Mqulwana authentische afrikanische Tänze aufleben. Dazu gehört der lässige Pantsula-Tanz, der mal an Stepptanz, mal an Breakdance erinnert, der meist sehr fröhliche Kwelon Sophiatown, der von Trommeln begleitete Zuane-Tanz und ein weiterer, der enorm viel Fußarbeit erfordert. Dabei sind die Fuß­gelenke der Tänzer mit Schellen ­geschmückt, denn die Füße machen den Rhythmus. Die junge Choreografin hat viele Paartänze eingebaut, denn zu Hause auf den Straßen wird oft miteinander getanzt.

Für die neue Show hat Noluyanda Mqulwana Überraschungen parat: Der Pantsula, deutet sie an, könnte hier erstmals auf Spitzenschuhen getanzt werden. Seit die kleine, energiegeladene Frau mit dem feinen Gesicht 14 Jahre alt ist, arbeitet sie als professionelle Tänzerin und Choreografin. „Ein sehr hartes Training“ habe sie absolviert bei dem Projekt „Dance for all“.

Fast die ganze Welt ­bereist

Mit der Kraft ihres Willens und ihres Körpers schaffte sie es über viele Auftritte und Engagements bis ins ­Capetown City Ballet, als erste schwarze Tänzerin in Südafrika überhaupt. Dort war sie nicht etwa die Dritte von links, sondern sie tanzte auch Solorollen wie den Blaubart. „Die dortige ­Direktorin mochte mich sehr. Aber ich war eigentlich zu klein für eine Solistin“, erzählt sie. Nach eineinhalb Jahren kam das Angebot, zum „König der ­Löwen“ nach Singapur zu gehen. Sie nahm an. Seitdem hat sie mit diesem Musical und mit „Mother Africa“ fast die ganze Welt ­bereist. 2012 zog sie allerdings wegen ihres Engagements beim „König der Löwen“ nach Hamburg; sie liebt die Stadt.

Im Januar 2018 wird sie ihre Zelte hier dennoch wieder abbrechen und zurück nach Südafrika gehen. Der inzwischen verstorbenen Engländerin Fiona Sutton, die über viele Jahre „Dance for all“ und ähnliche Projekte aufgebaut hatte, hatte sie versprochen, sich um 100 Kids zu kümmern, die aus einem besonders armen Township Südafrikas kommen. Diese Kinder arbeiten in Suttons Projekt „Dance Escape“ mit aller Kraft daran, Profi-Tänzer zu werden. Wenn es niemand weiterführe, sterbe die Hoffnung für viele von ihnen, sagt ­Noluyanda Mqulwana.

Auch wenn sie zwischendurch auf den Philippinen im „König der Löwen“ auf der Bühne steht: Ihr Lebensmittelpunkt ist ab dem nächsten Jahr erneut Südafrika. Das Land, an dem ihr Herz hängt.

„Mother Africa“ Premiere Mi 20.12., 19.30 Uhr, Kampnagel K 6 (Bus 172), Jarrestr. 20, bis 30.12. (außer 24./25.12.) Karten 45,90–64,90, Familienticket: vier Karten 98,-

Ticket-Hotline, 040/30 30 98 98