Hamburg. In Hamburg gibt es so wenig Arbeitslose wie seit 1993 nicht. Doch die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften bedroht die Betriebe.

Der Hamburger Arbeitsmarkt hat sich im November auf hohem Niveau stabilisiert. Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich im Vergleich zum Oktober leicht um 399 oder 0,6 Prozent auf 66.164, teilte die Agentur für Arbeit am Donnerstag in der Hansestadt mit. Gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres bedeute das einen Rückgang um 1562 oder 2,3 Prozent. So wenig Arbeitslose habe es seit 24 Jahren in Hamburg nicht gegeben.

„Der Hamburger Arbeitsmarkt ist sehr stabil und auf hohem Niveau dynamisch“, sagte Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock. Die Arbeitslosenquote liege unverändert zum Vormonat bei 6,5 Prozent. Gleichzeitig erreichte die Beschäftigung in Hamburg einen neuen Höchststand. Im September waren 967.400 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 20.200 oder 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Appell: Behinderte einstellen!

17.500 Stellen sind unbesetzt. Allein 5100 zusätzliche Jobs seien bei den wirtschaftlichen und technischen Dienstleistern entstanden. Auch in den Bereichen Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht sowie im Gastgewerbe nahm die Beschäftigung deutlich zu.

Schwierig bleibt die Jobsuche für Menschen mit Behinderung. Aktuell sind in Hamburg 3081 Betroffene arbeitslos gemeldet, davon sind 1850 Fach- oder Führungskräfte. Fock forderte die Unternehmen auf, „sich dieser Bewerbergruppe ohne Vorbehalte zu nähern“.

Arbeitgeber schlagen Alarm

Die Arbeitgeber sehen die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften nicht nur positiv. "Der eklatante Fachkräftemangel in vielen Betrieben wird dadurch verschärft", sagt Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Norddeutschland. In der aktuellen Herbstumfrage hätten 57 Prozent der Mitgliedsbetriebe angegeben, dass Fachkräfte am Arbeitsmarkt nur unbefriedigend oder schlecht zu finden sind. Dies sei der höchste Wert seit vielen Jahren.

Die Anstrengungen der Betriebe und Verbände reichten nicht aus, um diesen Missstand zu beheben. Fickinger: "Wir brauchen mehr gesamtgesellschaftliches Engagement, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Das beginnt mit der frühkindlichen Förderung, geht über die fundierte schulische Bildung gerade in den Kerbereichen von deutscher Sprache und Mathematik und endet längst nicht mit dualer Ausbildung oder Studium." Zudem brauche es mehr Qualifizierungsmaßnahmen, um Arbeitslose wieder in Lohn und Brot zu bringen.