Hamburg. In einem offenen Brief erheben Studenten schwere Vorwürfe gegen die Hochschulleitung. Ihre Situation sei trostlos und nicht tragbar.

Die Emotionen kochen hoch. Im Forum der neu eröffneten Hochschule für Musik und Theater beim 75. Jubiläum des Studiengangs Schauspiel lenkten die Studierenden des diesjährigen Abschlussjahrgangs Schauspiel den Fokus auf ihre ­Situation.

Seit dem Sommer 2015 ist der Studiengang in einem Provisorium in der Hebebrandstraße (City Nord) untergebracht. Der Versuch, an der Gaußstraße, wo die Theaterakademie zuvor untergebracht war, ein ständiges Theaterquartier zu errichten, war zuvor ­gescheitert. Die Aussicht ist nun, mit dem Jungen Schauspielhaus in zwei Jahren Räume einer alten Fabrik am Wiesendamm zu beziehen. Die offizielle Bestätigung steht noch aus.

Studenten äußern sich in offenem Brief

In einem offenen Brief an die Verantwortlichen machen die Studierenden ihrem Ärger Luft. Die Schauspielabteilung, die sich „nicht in dieses teuer ­renovierte Gebäude an der Alster ­zurückziehen konnte“, werde sich wieder in die City Nord verziehen. Zurück zu „Bühnen mit gelben Klinkerwänden, die nicht schwarz gestrichen werden dürfen, Bühnen, die zu klein sind, ohne technisch adäquate Ausstattung“. Kreative Stimmung kommt da keine auf. Die Situation: trostlos, zwei weitere Jahre nicht tragbar.

„Das ist absolut verständlich“, sagt Hochschulpräsident Elmar Lampson. Der Umzug der Abteilungen Musik und Oper in den renovierten, wiedereröffneten Bau an die Alster steckt ihm noch in den Knochen. Der Unmut sei vor allem diesen zwei Übergangs­wochen geschuldet. „Wir sind mit rund 800 Leuten umgezogen. Dass da eine gewisse chaotische Grundsituation herrscht, ist klar. Da sind viele praktische Dinge schiefgegangen. Dazu muss man auch stehen.“ Das hätten die Studierenden aber mitgetragen, wenn nicht im Hintergrund über eine so lange Zeit Unklarheit über ihren eigenen finalen Standort geherrscht hätte. „Vor zwei Jahren haben wir gedacht, in zwei Jahren, also jetzt, würde das neue ­Gebäude fertig sein. Jetzt, wo wir eine Perspektive haben, müssen wir das Vertrauen der Studierenden wieder aufbauen“, erklärt Lampson.

Studenten fühlen sich ignoriert

Ein Umzug der Theaterakademie mit den anderen Abteilungen an die Milchstraße stand nie zur Disposition. Auch dort gebe es Raumnot. Die akuten Mängel in der City Nord, etwa keine funktionierende Mensa, seien behoben. Auch angebliche Probleme mit der Wasserversorgung habe man geprüft, sie hätten sich als nichtig herausgestellt. „Es bleibt aber für die Studierenden kein inspirierender Standort, man muss viel tun, damit es einer wird.“ Die Räume sollen so eingerichtet werden, dass man gut arbeiten kann. „Zwei Jahre sind ein Masterstudium. Das kann man nicht schönreden.“

Die Studierenden fühlen sich nicht nur von der Politik, sondern auch von der eigenen Hochschule ignoriert. „Wir fragen uns, warum der Präsident, bei allem Respekt für seine Lage, die Knappheit der Gelder betreffend und dem Wissen, dass auch seine Hände gebunden sind, so lange so wenig Interesse und Entgegenkommen für die The­aterakademie, insbesondere aber für die Veranstaltungen und Anliegen der Schauspielabteilung zeigt.“ Einmal pro Jahr eine Rede zu halten, reiche nicht. „Das stimmt natürlich nicht. Ich teile mir mit Sabina Dhein, der Theaterakademie-Direktorin, die Veranstaltungen auf“, sagt Lampson. „Ich bemühe mich sehr darum, dass die Studierenden den Eindruck nicht mehr haben.“