Hamburg. Der Standort erlebt ein außergewöhnliches Wachstum. Hafenverwaltung kündigt Maßnahmen zur Reduzierung schädlicher Abgase an.
Für die Kreuzfahrtbranche ist Hamburg längst eine ideale „Schaubühne“, wie die Chefin der städtischen Cruise Gate Hamburg GmbH (CGH), Sacha Rougier, glaubt. Hafengeburtstag, Kreuzfahrtspektakel wie die Cruise Days oder auch mit viel Lichtzauber inszenierte Taufen neuer Kreuzfahrtschiffe auf der Elbe liefern Bilder in alle Welt, die die Stadt an der Elbe als schönes Ziel zeigen. Das ist offenbar gut fürs Geschäft: Der Kreuzfahrtstandort Hamburg steuert von Rekord zu Rekord, wie die CGH-Chefin am Freitag bei ihrer Jahresbilanzkonferenz verkündete. 810.000 Kreuzfahrtpassagiere zählte CGH in diesem Jahr – zehn Prozent mehr als 2016.
880.000 Passagiere werden im nächsten Jahr erwartet
197 Schiffanläufe registrierte CGH in diesem Jahr. Zum Vergleich: 2012 gab es in Hamburg erst 430.000 Kreuzfahrtpassagiere bei 160 Schiffsanläufen.
Das stete Wachstum mit zweistelligen Zuwachsraten in Hamburg sei noch immer außergewöhnlich, betonte Rougier. Weltweit wachse der Kreuzfahrtmarkt nur um fünf Prozent jährlich. Ein Ende des Booms sei aber nicht in Sicht und eine Verbannung von Kreuzfahrtschiffen aus der Stadt wie jüngst in Venedig geschehen schon gar nicht. „Wir sind ganz anders“, so die Kreuzfahrtmanagerin. Zum einem sei Hamburg eine Millionenstadt, zum anderen sei der Hafen vor allem ein Ort, wo Passagiere zusteigen oder wieder vom Schiff abreisen – die Menge also gar nicht so auffalle wie in Venedig. „Wir wollen daher durchaus noch mehr Schiffe“, so Rougier. Und zumindest für das nächste Jahr scheint sich dieses Ziel zu erfüllen:
Für 2018 rechnet CGH wieder mit einer Zunahme. Schon jetzt seien 220 Anläufe geplant, man erwarte rund 880.000 Passagiere. Neue Aida-Schiffe wie die „Aidanova“ mit einem umweltfreundlichen Gasantrieb werden zum Beispiel 2018 Hamburg mehrmals anlaufen. Die neue „Mein Schiff 1“ von TUI Cruises wird kommen und auch der sogenannte Megaliner „MSC Meraviglia“, der Platz für rund 6000 Passagiere bietet. Es kommen im nächsten Jahr aber auch kleinere und eher luxuriöse Schiffe, kündigte Rougier an. Erstmals wird auch die norwegische Reederei Viking Cruises mit zwei Schiffen Hamburg anlaufen. Ein besonderes Schiff, das nun auch Hamburg in seiner Routenplanung aufgenommen hat, dürfte auch die „Asaka II“, sein. Ein japanisches Schiff mit vorwiegend japanischen Gästen, das bisher eher im pazifischen Raum kreuzte.
Neue Landstromanlage ging in diesem Jahr in Betrieb
So sehr solche Schiffe als Wirtschaftsfaktor für Stadt und Hafen willkommen sind, so sehr gibt es aber auch gerade bei Umweltschützern Kritik an dieser Art des Städtetourismus. Die oft ungefilterten Abgase sind immer wieder Ziel von Kampagnen, zumal solche Schiffe fast so viel Energie verbrauchen wie eine Kleinstadt. Zwar macht die Kreuzfahrt in Hamburg nur 2,5 Prozent des Schiffsverkehrs aus – aber zwei der drei Terminals liegen mit Altona und der HafenCity ziemlich nah an der Innenstadt und damit unter besonderer Beobachtung.
Das weiß auch der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier. Er nutzte die Vorstellung der CGH-Zahlen daher, um den Hamburger Hafen als Vorreiter in Sachen Umweltschutz zu präsentieren. Bei rund 30 Prozent der Kreuzfahrtanläufe seien während der Liegezeit entweder die in diesem Jahr in Betrieb genommene Landstromanlage in Altona oder umweltfreundliches Flüssiggas zur Energie-Erzeugung zum Einsatz gekommen. Gerade die neue Landstromanlage stoße dabei europaweit auf starkes Interesse vieler Häfen: „Diese Technik wird sich durchsetzen, das ist eindeutig der Trend“, sagte Meier. Für 2018 kündigte er nun weitere Maßnahmen an, um schädliche Abgase der Kreuzfahrtschiffe im Hafen zu reduzieren. So gebe es ein besonderes Anreizsystem, das Umweltkomponenten berücksichtige. Etwa die Nutzung der Landstromanlage oder auch Filter an Bord, die den Ausstoß gefährlicher Stickoxide reduzieren.
Bisher beträgt ein solcher Rabatt 15,5 Prozent des Hafengeldes. Von 2018 an soll der Rabatt auf 20 Prozent angehoben werden. Der Spareffekt dürfte aber gering sein: Landstrom ist etwa dreimal so teuer, als wenn er an Bord selbst produziert werden würde.