Hamburg. Der Mann soll seine Ehefrau in einer Bäckerei mit kochendem Wasser übergossen und insgesamt 18 Mal auf sie eingestochen haben.

Er gab vor, mit den besten Absichten zu kommen. Ein Lächeln zur Begrüßung seiner Frau, dann verschwand Mustafa A. in der Küche der Eidelstedter Bäckerei, angeblich, um Tee zu kochen. Doch statt eines wohltuenden Getränks bereitete der 51-Jährigen einen brutalen Angriff vor: Mit den Worten: „Guck mal, unsere Tochter“, lenkte er seine Frau kurz ab, goss erst heißes Wasser über die 43-Jährige, dann stach er mit einem Messer auf das Opfer ein, mindestens 18 mal. Dabei sagte er, er werde seine Frau „zu ihrer toten Mutter schicken“.

„Er hat versucht, seine ehemalige Frau auf heimtückische Weise zu töten“, sagte der Kammervorsitzende im Prozess um die Tat vom 12. April 2016. Wegen dieses Verbrechens verhängte das Gericht am Freitag acht Jahre Freiheitsstrafe für den Angeklagten. Er habe sich des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölfeinhalb Jahre, die Verteidigung eine milde Strafe gefordert. Der Prozess hatte 64 Verhandlungstage gedauert. Noch unmittelbar vor der Urteilsverkündung wirkte der Angeklagte mit dem grau melierten Haar aufgeräumt, grüßte Verwandte und Bekannte im Zuhörerbereich. Doch als er das Strafmaß hörte, war er für einen Moment wie erstarrt.

Unbändige Eifersucht des Angeklagten

Hintergrund der Tat von Mustafa A. war unbändige Eifersucht. Der Familienvater hatte geglaubt, seine Frau betrüge ihn mit einem anderen Mann. Als er sie mit seinem Verdacht konfrontierte, bestritt sie stets, eine Affäre zu haben. Und auch als Zeugen im Prozess beteuerten die 43-Jährige sowie der Mann, dem Mustafa A.’s Eifersucht galt, an den Gerüchten sei nichts dran.

Mustafa A. und seine Frau waren seit 2011 verheiratet, zwei Jahre später wurde ihre Tochter geboren. Der Mann kümmerte sich überwiegend um Kind und Haushalt, seine Frau arbeitete in der von beiden betriebenen Bäckerei. Schon länger kriselte es in der Beziehung der Eheleute, auch über eine Scheidung hatte man nachgedacht, dies aber verworfen. Kurz vor der Tat hatte der 51-Jährige Nachrichten auf dem Handy seiner Frau entdeckt, die er als Bestätigung seiner Eifersucht interpretierte. „Da fasste er den Entschluss, seine Frau für die Affäre zu rächen beziehungsweise zu bestrafen“, sagte der Vorsitzende in der Urteilsbegründung.

Mustafa A. ließ sich widerstandslos festnehmen

Nachdem Mustafa A. in der Bäckerei in Anwesenheit mehrerer Kunden dem Opfer heißes Wasser über den Oberkörper gegossen und so verbrüht hatte, zückte er ein Messer, das er hinter seinem Rücken verborgen hatte, und stach auf die 43-Jährige ein, - „in Tötungsabsicht“, ist das Schwurgericht überzeugt. Einzelne Stiche trafen ihren Oberkörper, die Lunge wurde verletzt, andere Hiebe gingen in Arme und Beine. Das Opfer versuchte, den Rasenden zu stoppen, indem sie ihn anflehte aufzuhören, „um unserer Tochter willen“. Doch Mustafa A. stach mit dem spitzen, scharf geschliffenen Messer immer weiter zu. Schließlich gelang es der schwer verletzten Frau, ihrem Mann in den Finger zu beißen. Daraufhin ließ er das Messer fallen, das Opfer konnte die Waffe greifen. Der Täter setzte sich schließlich in den Eingang der Bäckerei, rauchte eine Zigarette und ließ sich wenig später widerstandslos festnehmen. „Ich habe es getan“, sagte er mehrfach.

Seine Frau musste notoperiert werden. Noch heute leidet sie an Angstzuständen, körperlich belasten sie noch Beschwerden. Ob ihre bei dem Übergriff schwer verletzten Hände je wieder vollständig hergestellt werden, ist noch nicht sicher. Er habe seine Frau „nicht töten wollen“, hatte Mustafa A. im Prozess betont. Doch das Gericht sah bei dem Verbrechen eine „hochgradig gefährliche Tatbegehung“, so der Vorsitzende. „Es kam Ihnen darauf an, Ihre Frau zu töten.“