Hamburg. Elftklässler der Modernen Schule analysieren Geschäfte des Stadtteils. Das hat einen Grund: Der Stadtteil wächst rasant.
Schülerinnen und Schüler der Modernen Schule Hamburg waren in den letzten Wochen in den Läden und Büros im Stadtteil Groß Borstel unterwegs, um zu erfragen, wie viele und welche Gewerbetreibenden dort noch ansässig sind. In den letzten Jahren drohte ein Ladensterben in dem Stadtteil.
Jetzt steht Groß Borstel der Zuzug von über 2.000 Menschen bevor. Auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs Lokstedt an der Güterumgehungsbahn entsteht das Neubauprojekt Tarpenbeker Ufer mit rund 750 Wohnungen. Dafür beabsichtigte Bauunternehmer Otto Wulff eine Erhebung über das Gewerbe durchzuführen, um die künftigen Bewohner über die Angebote vor der Haustür zu informieren.
Service Learning mit Praxisbezug
Der Kommunalverein in Groß Borstel vermittelte für diese Arbeit die Moderne Schule Hamburg. Denn der Verein wusste, dass in der 11. Klasse der Borsteler Schule gerade ein neues Fach eingeführt worden war.: Service Learning – Servicelernen, Lernen durch Engagement, gefördert durch die BürgerStiftung Hamburg.
„Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler, was in einer demokratischen Gesellschaft nötig ist. In den USA ist dieses Fach Pflicht. Wer darin versagt, kommt nicht auf die High School, auch wenn er sonst nur gute Noten hat“, erläutert Axel Beyer, der Leiter der Modernen Schule Hamburg.
„In diesem Fach können die Schülerinnen und Schüler ihre soziale Kompetenz unter Beweis stellen“, ergänzt Lehrerin Brigitte Schlieder, die die Befragung in Groß Borstel leitete. Etwas tun, sich engagieren außerhalb der Schule – das ist die Aufgabe des Servicelernens. Am Anfang in der Umgebung der Schule. In diesem Fall: Groß Borstel.
Umfrage in der Borsteler Chaussee
So zogen die 14 Elftklässler der Modernen Schule los und befragten in sechs Zonen der Borsteler Chaussee, in denen jeweils ein Zweier-Team unterwegs war, die dortigen Gewerbetreibenden. Und machten unterschiedliche Erfahrungen. „Die erste Frage war immer: Was kostet das?“, erzählt der 17-jährige Tom. „Zuerst haben viele überrascht und manchmal unfreundlich reagiert“, berichtet Hakan, ebenfalls 17.
„In den Arztpraxen waren die Mitarbeiter oft erschrocken, dass da zwei Schüler in ihren Räumen stehen“, erzählt Tom (16). Aber nachdem die Jugendlichen ihr Anliegen erklärt hatten, waren fast alle bereit, den vorgelegten Fragebogen auszufüllen. „Sie waren am Ende positiv überrascht“, bilanziert der 19-jährige Dileep. Schließlich wird ja in dem Endprodukt für sie geworben.
Datenbank zu Stadtteilvernetzung
Das muss nun hergestellt werden. Eine Datenbank über die Groß Borsteler Geschäfte soll es werden, die dann von den Schülern regelmäßig aktualisiert wird. Sie wird auf der Homepage des Wohnungsprojekts Tarpenbeker Ufer erscheinen. Ulrike Zeising, Vorsitzende des Kommunalvereins in Groß Borstel, ist begeistert: „Das trägt zur Vernetzung im Stadtteil bei."