Hamburg. Hamburg hat gerade den Zuschlag für einen digitalen Weltkongress erhalten, da wird ein wichtiges App-Projekt im Hafen beerdigt.

Eigentlich will Hamburg zur Vorzeigestadt digitaler Verkehrsin­frastruktur werden. Mit zahlreichen Projekten hat sich die Hansestadt kürzlich um die Ausrichtung des Weltkongresses für intelligente Transportsysteme (ITS) im Jahr 2021 beworben. Doch kaum hat Hamburg den Zuschlag erhalten, muss ein Teil der sogenannten SmartPORT-Initiative schon wieder beerdigt werden. SmartPORT logistics (SPL), heißt es, war bisher so etwas wie ein Vorzeigeprojekt der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA).

Als der HPA-Geschäftsführer Jens Meier das Projekt im Jahr 2012 startete, war das Ziel, Lkw-Verkehr und Logistikabläufe im Hafen zu optimieren, um größere Gütermengen umschlagen zu können. Dazu werden von den Projektpartnern SAP und Telekom zahlreiche Verkehrsdaten auf einer IT-Plattform gesammelt und aufbereitet. Die Informationen werden für Lkw-Fahrer auf Apps von Tablet-PCs und Smartphones aufgespielt, über die Verkehrsinformationen und Dienstleistungen rund um den Hafen in Echtzeit abrufbar sind. Disponenten in Speditionen können so Anfahrtswege besser berechnen und ihre Lkw-Flotte auf der Straße steuern. Die Fahrer wiederum erfahren, wo ihr nächster Einsatzort ist.

Kaum jemand inter­essierte sich für das Projekt der HPA

Soweit die Theorie. Doch in der Praxis ist SPL nie zum Erfolg geworden. Wie der Digital-Chef der HPA, Sebastian Saxe, den Hafenkunden jetzt in einem Rundschreiben mitteilte, wird das System zum 1. Dezember reduziert und Ende Juni kommenden Jahres ganz eingestellt. Begründung: „Aufgrund der Vielfältigkeit der Branchen und Unternehmen sind auch die Anforderungs- und Nutzerprofile äußerst heterogen, was Auswirkungen auf die Nutzer hatte.“ Anders gesagt: Kaum jemand inter­essierte sich für das Projekt der HPA. Im Dezember vergangenen Jahres waren gerade einmal 44 Lkw-Fahrer mit dem System verbunden.

Für HPA-Chef Meier ist das bitter, zumal er das Projekt bei seinem Start als „Auftakt einer Reise in die Zukunft“ bezeichnet hatte. Zugleich ließ er mitteilen, dass die HPA an einer Weiterentwicklung der App arbeite. Immerhin ist die Lkw-Vernetzung Teil eines ganzen Programms, für das die HPA seit 2013 etwa 5,5 Millionen Euro ausgegeben hat.

Bei der Opposition in der Bürgerschaft sorgt das Aus der SPL für Kritik: „Das Projekt war von Anfang an am Markt vorbeigeplant“, sagte der Fraktionsvorsitzende der FDP, Michael Kruse. Die HPA täte gut daran, sich auf ihre Kernaufgaben als Infrastrukturanbieter im Hafen zu konzentrieren und endlich vernünftigen Breitbandausbau sicherzustellen, anstatt teure Schaufensterprojekte in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen.“