Hamburg. Bezirk stellt Konzept für Zunahme der Bevölkerung vor: Leitbild für 2040. Fünf Punkte sind dabei besonders wichtig.
Wo soll Hamburg bei prognostizierten zwei Millionen Einwohnern wachsen? Und wie? In der Debatte um die wachsende Stadt hat Eimsbüttel als erster Bezirk Hamburgs ein Konzept für die Zukunft vorgelegt. Im Leitbild „Eimsbüttel 2040“ wurden räumliche und inhaltliche Schwerpunkte für die kommenden Jahre gesetzt. Etwa, dass der Wohnungsbau an den Hauptverkehrsstraßen vorangetrieben und die wirtschaftliche Entwicklung in kompakter Form gebündelt werden soll. Zudem dürfen alle neun Stadtteile im Bezirk auf ein geschäftliches Zentrum, einen „urbanen Kern“, hoffen. Dabei genießen die Grünflächen, so Bezirksamtsleiter Kay Gätgens bei der Vorstellung des Leitbilds, als „Rückgrat der Entwicklung“ besonderen Schutz.
In der Frage, wie die Weltstadt bei begrenztem Platz gelingen kann, sieht sich Eimsbüttel als kleinster und am dichtesten besiedelter Bezirk der Stadt, vor einer besonderen Herausforderung. Deshalb wurden auf die drängenden Fragen der Stadt eigene Antworten gefunden. Das aktive Gestalten soll Vorbildfunktion für Hamburg haben. 1000 Bürger wurden online und analog einbezogen, weshalb Amtsleiter Gätgens angesichts der aktuellen Diskussion um die Zukunft der Stadt von einer thematischen „Punktlandung“ sprach. Eimsbüttel 2040 sei ein „wichtiger Beitrag zur Debatte“, und zwar in fünf Punkten.
Erhalt der prägenden Landschaftsachsen
Ganz oben auf der Liste einer lebenswerten urbanen Zukunft stehe für die Bürger demnach der Erhalt der prägenden Landschaftsachsen im Bezirk: dem Grünen Ring, der sich vom Altonaer Volkspark ins Eimsbütteler Zentrum zieht, sowie dem Niendorfer Gehege, das als grünes Band bis zur Osterstraße reicht. In den kommenden Jahren sollen Wege vernetzt, Qualität erhöht und Grün besser erreichbar werden. „Wir sehen uns in der Tradition Fritz Schumachers, der Landschaftsachsen vor 100 Jahren erdacht hat“, so Gätgens.
Zur Zukunft einer großen Stadt gehören laut Eimsbütteler Leitbild aber auch vitale, kleine Stadtteilzentren – Viertel, in denen Wirtschaft floriert und Leben pulsiert. Während mit der Stärkung der Osterstraße der erste Schritt in Eimsbüttel gemacht wurde und Harvestehude (Klosterstern) sowie Hoheluft-West mit Eppendorfer Weg und Hoheluftchaussee funktionierende „Kerne“ haben, besteht in Schnelsen, Lokstedt (Grelckstraße) und Stellingen (Sportplatzring) Nachholbedarf. Auch der Niendorfer Tibarg oder der Eidelstedter Platz sollen Impulse erhalten, um als Zentren lebenswerter zu werden.
Beim Thema Bauen – in Eimsbüttel werden bis zum Jahr 2040 etwa 25.000 neue Wohnungen benötigt – wird auf eine Ursprungsidee des Bezirks gesetzt: Denn was vor vier Jahren an der Hoheluftchaussee begann, wird inzwischen in ganz Hamburg als Lösungsansatz für den verstärkten Wohnungsbau gesehen: das Wohnen an den Hauptverkehrsstraßen.
Attraktive Magistralen, entlang derer nicht nur mehrgeschossig gelebt, sondern auch flaniert und Rad gefahren werden kann, seien die Zukunft. „Dazu gehört, die Qualität der Straßen mit Fuß- und Radwegen zu erhöhen“, sagt Gätgens. Für wen Straßen mehr Raum bieten müssten, lautete eine Frage bei der Bürgerbeteiligung: 26 Prozent waren für Fahrräder, 19 Prozent für Fußgänger. In Eimsbüttel soll die Riege der drei „K“ – Koppelstraße, Kieler Straße, Kollaustraße – mit Umbauten zukunftsgerecht werden.
Lieblingsthema der Bürger
Daran geknüpft sei ein Lieblingsthema der Bürger – die Mobilität und ihre Infrastruktur. 56 Prozent aller Anregungen während der Bürgerbeteiligung beschäftigten sich damit. Der Bezirk hat abgeleitet, dass entlang der geplanten Bahnstrecken der S 21 in Schnelsen, Eidelstedt und Stellingen sowie entlang der U 5 in Lokstedt großes Entwicklungspotenzial schlummere. Urbanisierungszonen nennen Planer diese Gebiete, denn Bahnen, so der Eimsbütteler Amtsleiter Gätgens, sind „das strategische Thema der Zukunft“. Sie entlasten die Straßen der Großstadt, in der Nähe ihrer Haltepunkte siedelt der mobile Mensch besonders gern. Deshalb wird ein Fokus darauf liegen.
Die Stadt macht es flächenintensiven Unternehmen (und ihren Arbeitsplätzen) zunehmend schwer. Zumal bestehende Gewerbeflächen verstärkt zu Wohnraum werden. Als Antwort empfiehlt der bezirkliche Zukunftsplan „kompakte, gestapelte“ Gewerbeformen. Heißt: Gewerbegebiete sollen verdichtet werden, wirtschaftliche Neuansiedlungen müssen auf engem Raum gelingen – wie am Offakamp, wo eine „Meistermeile“ für Handwerker entsteht. Mit „Eimsbüttel 2040“ will der Bezirk dynamisch und beweglich arbeiten, alle zwei bis fünf Jahre die definierten Ziele überprüfen. Ob das die Zukunft der ganzen Stadt ist, soll die Zeit zeigen.