Hamburg. Achtung: Glätte ist auch bei Temperaturen über Null möglich. Worauf Sie jetzt achten sollten – und auf was Sie sich freuen können.
Die Luft ist klar und prickelt auf der Haut, beim Atmen bilden sich zarte Wölkchen: Der Winter gibt das erste Gastspiel der Saison. So präsent wie in Teilen Süddeutschlands, wo bereits der erste Schnee fiel, ist er im Norden noch nicht. Doch in der Nacht von Sonntag auf Montag gab es in Hamburg und dem Umland bereits Bodenfrost: in Fuhlsbüttel etwa wurden -2 Grad gemessen. Dass die Lufttemperatur in zwei Metern Höhe mit +1 Grad ganze drei Grad mehr betrug, ist laut Meteorologe Kent Heinemann vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunkation typisch für die aktuelle windstille Wetterlage. „Die Luftschichten mischen sich nicht.“
Nicht von den Lufttemperaturen täuschen lassen
Das kann für alle gefährlich werden, die sich von den „hohen“ Lufttemperaturen täuschen lassen. „Auch bei Plusgraden von drei oder vier Grad kann es am Boden stellenweise glatt werden“, so Heinemann. Besonders riskant seien Brücken und Überführungen, weil das wärmere Erdreich darunter fehle. Gefrorenes Laub auf Gehwegen oder Straßen könne zu einer zusätzlichen Rutschgefahr werden – zumal die Luft ab Dienstag feuchter wird. „Das begünstigt die Bildung von Nebel und damit von Reifglätte“, so Heinemann. Gerade in den Randbezirken und im Umland sollten Autofahrer etwas früher aufstehen. „Sie müssen langsamer und vorsichtiger fahren und eventuell Eis von den Scheiben kratzen.“
Ab Mittwoch bilden sich unter dem Einfluss von feuchter Luft aus dem Süden wieder mehr Wolken, die – Heinemann vergleicht es mit einer Bettdecke – isolierend und damit lufterwärmend wirken. Dennoch: Die ersten Gedanken an den nahenden Winter lassen sich nicht mehr vertreiben. Hier eine kleine Auswahl dessen, auf das Sie sich freuen können und an das Sie unbedingt denken sollten.
Startschuss für Grünkohl- und die Punschzeit
Freunden der deftigen Küche wird beim Stichwort „Bodenfrost“ als erstes in den Sinn kommen, das jetzt die Grünkohlzeit beginnt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben zwar ergeben, dass es nicht der Frost selbst ist, der den Kohl süßer macht, sondern seine Folgen. Wenn es kälter wird, verbraucht die Grünkohlpflanze weniger Zucker, gleichzeitig aber läuft die zuckerbildende Photosynthese weiter. Je länger der Grünkohl also bei Frost auf dem Feld steht, desto süßer wird er also. Geschmacklich optimal ist Grünkohl aber auch, wenn mehrere Tage lang niedrige Temperaturen herrschen und die Sonne scheint.
Auch der erste Appetit auf Glühwein oder Punsch mag sich jetzt einstellen. Die Hochsaison der wärmenden Heißgetränke beginnt zwar erst in der Vorweihnachtszeit. Doch schon jetzt werden sie an manchen Orten in der Stadt gereicht: etwa vor dem Bistro „Ufer“ an der Bismarckstraße, das in seinem „Wintergarten“-Zelt selbstgemachten Apfel-Ingwer-Punsch reicht. Oder auf dem bereits eröffneten Wandsbeker Winterzauber, der mit Almhütte, Eisbar und Schlittschuhbahn auf dem Wandsbeker Marktplatz zum winterlichen Vergnügen lädt.
Apropos Schlittschuhlaufen: Die Eisbahn Stellingen verzeichnet bereits regen Betrieb. Die zeltförmige Überdachung schützt vor Wind und Wetter. Von Dienstag bis Sonntag werden täglich drei Laufzeiten angeboten – vor jeder Laufzeit wird das Eis neu aufbereitet. Am 11. November wird auch die Eisbahn in den Wallanlagen eröffnet, die nach Umbau und Sanierung jetzt über ein gemütliches Park Café verfügt.
Höchste Zeit für einen Reifenwechsel
Für alle Autofahrer, die noch mit Sommerreifen unterwegs sind, sollte jetzt aber der Reifenwechsel an erster Stelle. Wobei das einfacher gesagt als getan ist, denn bei den Reifenhändlern und -wechslern herrscht bereits Hochbetrieg. „Wir können vor Ende November keine Termine mehr vergeben“, sagt etwa eine Kundendienstberaterin beim Reifen Helm. Wer neue Reifen kaufen will, kann sich beim ADAC informieren, welche die besten sind. Zu lange warten sollte man auch damit nicht. Für kommenden Sonntag erwartet Meteorologe Heinemann den nächsten Schwall polarer Kaltluft. „Es kann zu Mischniederschlägen kommen, also zu Regen- und Graupelschauer“, sagt er. Und wieder zu Glätte.
Zum Reifenwechsel sind Autofahrer übrigens verpflichtet. Wer bei Glatteis oder Schneematsch mit Sommerreifen unterwegs ist, muss mit 60 Euro und einem Punkt in der Verkehrssünderkartei rechnen. Wer andere Verkehrsteilnehmer behindert, muss 80 Euro zahlen, wer einen Unfall verursacht, sogar 120 Euro.