Hamburg. Die Elbphilharmonie ist im ersten Jahr schon beliebter als der Reichstag. Warum Hamburg für Touristen so anziehend ist.

Die Elbphilharmonie gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in ganz Deutschland. Vor einem Jahr wurde die Plaza eröffnet. Seitdem kamen mehr als vier Millionen Menschen dorthin – inklusive der etwa 660.000 Konzertbesucher. Die Elbphilharmonie nimmt auch im Vergleich mit anderen Attraktionen in Metropolen eine Spitzenposition ein: Die berühmte Frauenkirche in München etwa hatte 2016 rund zwei Millionen Besucher, also nur halb so viele wie die Elbphilharmonie-Plaza in den vergangenen zwölf Monaten. Schloss Neuschwanstein zählte rund 1,4 Millionen Touristen – das entspricht etwa einem Drittel der Elbphilharmonie-Besucher im ersten Jahr.

Auch die Berliner Sehenswürdigkeiten wie der Reichstag mit 1,1 Millionen Gästen und der Fernsehturm mit 1,2 Millionen Besuchern können mit der Elbphilharmonie nicht mithalten. Selbst die gesamte Berliner Museumsinsel hatte 2016 nur rund 2,3 Millionen Besucher. Und auch bei der Geburtstagsfeier am Sonnabend wollten viele mitfeiern – hunderte Gäste waren gekommen, darunter natürlich auch Bürgermeister Olaf Scholz.

Olaf Scholz dankt den Elbphilharmonie-Architekten

"An dem heutigen ersten Geburtstag gilt mein Dank ausdrücklich den Architekten", sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Sie hätten ein so überzeugendes Gebäude geschaffen, dass man es sich heute kaum mehr vorstellen kann, dass es in Hamburg mal ein Leben ohne Elbphilharmonie gegeben habe.

Die Marktforschung der Hamburg Tourismus GmbH (HHT) hat eine Top-Ten-Liste der beliebtesten Attraktionen der Hansestadt erstellt. Der Hamburger Hafen ist nicht nur der Schauplatz für den Hafengeburtstag und die Hamburg Cruise Days, sondern auch sonst die Hauptattraktion der Hansestadt. Allein im Jahr 2016 besuchten laut einer ersten Hochrechnung mehr als 26,4 Millionen Touristen den Hafen, um dort die einmalige Atmosphäre und den Blick auf die Kreuzfahrtschiffe zu genießen oder mit den Hadag-Fähren auf Entdeckungstour zu gehen.

Museen nicht unter den Top Ten

Der Stadtteil St. Pauli mit der Reeperbahn – die der zweitbeliebteste Hauptanziehungspunkt der Hansestadt ist - hatte rund 24 Millionen Besucher. Die Amüsiermeile mit ihren Bars, Diskotheken, Theatern und Geschäften mit Erotikartikeln ist ein Muss für Hamburg-Touristen. Auf dem dritten Platz landet das Unesco-Weltkulturerbe Speicherstadt, mit rund 7,2 Millionen Besuchern. Zu den weiteren Attraktionen gehören der Tierpark Hagenbeck (8. Platz) mit etwa 1,7 Mil­lionen Besuchern und der Michel (9. Platz) – das Hamburger Wahrzeichen hatte rund 1,32 Millionen Gäste. Den zehnten Platz belegt das Miniatur Wunderland in der Speicherstadt mit 1,3 Millionen Gästen.

Hamburgs Museen haben es nicht unter die Top Ten geschafft: Die Hamburger Kunsthalle hatte 562.000 Besucher, gefolgt vom Museum für Kunst und Gewerbe mit 200.000 Besuchern und den Deichtorhallen mit 151.400 zahlenden Gästen. Das Internationale Maritime Museum in der HafenCity hatte 125.471 Besucher. Ein Grund für viele Touristen, nach Hamburg zu reisen, sind auch die Musicals, die im Jahr 2016 laut HHT mehr als 2,5 Millionen Besucher verzeichneten. Der Marktführer ist Stage Entertainment: Das Unternehmen betreibt vier Theater in der Hansestadt und zeigt unter anderen seit 2001 das Musical „Der König der Löwen“ auf Steinwerder. Im Operettenhaus am Spielbudenplatz feiert „Kinky Boots“ im Dezember Deutschland-Premiere.

Tourismus bringt sechs Milliarden Euro

Wolfgang Raike, Vizevorsitzender des Tourismusverbandes Hamburg, sagt: „Hamburg bietet Attraktionen für jede Zielgruppe an. Der Hafen ist dabei ein Alleinstellungsmerkmal, das gilt natürlich auch für die Elbphilharmonie oder die zahlreichen Kultureinrichtungen.“ In der Hansestadt lockten elegante Geschäfte und edle Restaurants, aber auch Kiezkneipen und Rotlicht die vielen Touristen an.

Das wirkt sich auch auf die Nachfrage aus. In diesem Jahr sollen fast 14 Millionen Hotelübernachtungen verzeichnet werden. Nicht alle Hamburger sind von dieser Entwicklung begeistert. Das geht aus einer repräsentativen Einwohnerbefragung der HHT mit rund 1200 Teilnehmern hervor. Demnach sehen 26 Prozent der befragten Hamburger negative Folgen durch den Tourismus. Als Gründe werden eine „zu volle Stadt“, „zu viel Verkehr“ oder „steigende Preise“ genannt.

Allerdings sind die Gäste aus aller Welt eine wichtige Einnahmequelle für die Hansestadt: Sechs Milliarden Euro werden durch den Tourismus eingenommen, und rund 100.000 Arbeitsplätze hängen daran. Das ist auch den Hamburgern bewusst: 69 Prozent der Befragten verbinden die positiven Auswirkungen des Tourismus vor allem mit dem Wirtschaftsfaktor.

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