Hamburg. Der Künstler Sven Brauer, Großneffe des Altbürgermeisters, sammelt norddeutsche Rezepte. Warum er vier Jahre im Gefängnis war.

Als Max Brauer Erster Bürgermeister von Hamburg (1946 bis 1960) war, tobte am Altonaer Fischmarkt das Leben. Damals wurden nicht nur sonntags und nicht nur für die Touristen frische Waren angeboten. Hausfrauen kauften dort ihre alltäglichen Lebensmittel. Es wurden ausschließlich heimische Obst- und Gemüsesorten verkauft. Der Zeichner Sven Brauer, Großneffe des Altbürgermeisters, hat sich auf die Spur ihrer Rezepte gemacht und ein Kochbuch zusammengestellt.

„Sprotten, Mutt und Ofenkatze“ ist mehr als ein Kochbuch: Für Brauer ist es ein Buch voller Erinnerungen an seine Kindheit in Altona und Reisen durch Deutschlands Norden. Der Autor skizzierte seine Lieblingsorte in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen: So findet man auch das Schloss Glücksburg, alte Dampfschiffe im Museumshafen Oevelgönne und das Buxtehuder Rathaus. Seit zwei Jahren lebt er in Buxtehude.

Rezepte aus dem Freundeskreis

Doch eigentlich ist Sven Brauer ein richtiger Hamburger Jung. Als Kind spielte er in der Ruine der St.-Trinitatis-Kirche Altona. Sein Großvater arbeitete auf dem Fischmarkt, „die Omi nahm mich mit zu den Markthökern, um neben Fisch auch Obst und Gemüse aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu kaufen“, erklärt er im Vorwort. Dafür sammelte er alte norddeutsche Rezepte im Freundeskreis, bei der Familie und seinen heutigen Markthändlern.

Jedes Rezept ist von ihm illustriert und mit kleinen Texten angereichert, meist sind es Anekdoten aus seiner Kindheit oder Fakten zum Gericht: Neben dem Rezept für Ofenkatze, überbackener Birnenauflauf mit Speck, steht der Tipp einer Marktfrau. Das Rezept zum Kalten Hund illustrierte Brauer mit seinem Hund Emil, erklärt aber, dass der Name nicht von dem Vierbeiner herrührt, sondern vom kastenförmigen Förderwagen im Bergbau, dem Hunt.

Brauer saß im Gefängnis

Brauer (56) ist gelernter Grafiker und Mediendesigner. Seit 2010 arbeitet er als Künstler, bietet Malkurse an und hat im August das Buxtehuder Kunstfest organisiert. Dies ist sein drittes Kochbuch. Das erste erschien, während er eine vierjährige Haftstrafe wegen eines eskalierten Nachbarschaftsstreits verbüßte. „Huhn in Handschellen“ entstand im Rahmen des Projekts „Kreative Zellen“ in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, bei dem Häftlinge mit Mediendesignern T-Shirts, Kochutensilien oder das Spiel „Alarm!“ fertigen.

Sven Brauer: „Sprotten, Mutt und Ofenkatze“, KJM Verlag, 120 Seiten, 20 Euro, erhältlich auch in der Geschäftsstelle des Hamburger Abendblatts, Großer Burstah 18-32, und unter abendblatt.de/shop