Hamburg. Zinsen auf Erspartes gibt es kaum noch. Alternative sind Aktien mit hoher Dividende – auch Hamburger Firmen sind interessant.

Jetzt beginnt der große Geldregen. Während Sparer vergeblich auf Zinsen warten, dürfen Aktionäre mit üppigen Dividenden rechnen. „Die deutschen Aktiengesellschaften schütten in diesem Jahr gut 46 Milliarden Euro aus.“, sagt Christian W. Röhl, der die Internetplattform Dividenden-Adel betreibt. Die bisherige Bestmarke aus dem Vorjahr wird damit um rund neun Prozent übertroffen, denn viele Unternehmen erhöhen ihre Ausschüttungen. Doch ein Großteil der Hamburger wird davon nicht profitieren, denn nur 12,4 Prozent von ihnen haben überhaupt Aktien oder Aktienfonds im Depot, wie aus einer Umfrage der Direktbank Comdirect hervorgeht. Bundesweit sind es 14 Prozent.

Zu den Firmen mit einer hohen Dividendenrendite gehören DAX-Vertreter wie Allianz und BMW, aber auch Hamburger Unternehmen wie Euroshop, ein Betreiber von Einkaufszentren (s. Tabelle). Die meisten Aktiengesellschaften zahlen einmal im Jahr eine Dividende – meist im Mai/Juni. Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Division der Dividende durch den aktuellen Aktienkurs multipliziert mit 100. Sie gibt die Verzinsung des investierten Kapitals je Aktie in Prozent an. Es handelt sich hierbei allerdings – anders als bei festverzinslichen Wertpapieren – nur um eine Momentaufnahme.

Für die Auswahl der Aktien in den Tabellen mussten die Titel mindestens eine Dividendenrendite von drei Prozent erreichen, seit fünf Jahren ohne Unterbrechung an die Anleger ausschütten, einen Börsenwert von mindestens einer Milliarde Euro aufweisen und die Dividende in diesem Jahr noch nicht gezahlt haben.

Allein die Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) schütten in diesem Jahr erstmals mehr als 30 Milliarden Euro aus, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 6,5 Prozent ist. Im Schnitt liegt die Dividendenrendite im DAX bei 2,5 Prozent.

Große Erhöhung bei der Deutschen Post

22 von 30 DAX-Firmen haben ihre Dividende angehoben. Eine der größten Erhöhungen gibt es bei der Deutschen Post. Die Ausschüttung des Unternehmens steigt um 23 Prozent. Nur RWE und Commerzbank lassen ihre Aktionäre leer ausgehen. In der Regel weisen die Unternehmen in der ersten Börsenliga eine hohe Dividendenkontinuität auf. So zahlen Allianz und BMW schon seit einem Vierteljahrhundert regelmäßig eine Dividende.

Die Allianz hat seit 2013 die Ausschüttung dazu noch Jahr für Jahr erhöht. Bei BMW gibt es sogar seit 2010 jährlich eine Anhebung. „BMW ist sicher einer der besten Automobilwerte weltweit“, sagt Christian W. Röhl, Gründer und Geschäftsführer der Internetplattform Dividenden-Adel, die Aktien analysiert und bewertet. Auch BASF verwöhnt seine Aktionäre seit 2011 mit jährlich steigenden Ausschüttungen. Im Schnitt gibt es jedes Jahr zehn Cent mehr.

Besserung in Sicht

„Eine hohe Dividendenrendite allein ist noch kein Qualitätsmerkmal und darf nie das einzige Argument für den Kauf einer Aktie sein“, sagt Röhl. Wichtiger sei, wie kontinuierlich die Dividende gezahlt werde, ob sie regelmäßig angehoben wird und seit wie vielen Jahren sie nicht mehr gesenkt wurde. Nach diesen Maßstäben steht die Deutsche Telekom für eine unstetige Dividendenpolitik.

Die Ausschüttung war in den Jahren 2007 bis 2012 mit 0,70 bis 0,78 Euro je Aktie recht stabil, aber eine Kurssteigerung konnte das Papier in diesem Zeitraum nicht verbuchen. 2013 wurde die Dividende dann gekürzt und erst seit dem Geschäftsjahr 2015 wieder erhöht. Jetzt ist Besserung in Sicht: „Die Telekom hat sich erholt und zahlt ihre Dividende jetzt nicht mehr aus der Substanz“, sagt Röhl.

Dividendenstarke Aktien

Besser schneiden der Versicherungskonzern Talanx und Euroshop ab. „Seit fünf Jahren wurde bei beiden die Dividende stetig angehoben“, sagt Röhl. Die Hamburger Freenet AG überzeugt zwar seit Jahren mit einer hohen Dividendenrendite und hat die Ausschüttungen acht Jahre in Folge angehoben, aber Röhl weist auf die hohe Ausschüttungsquote hin. Mehr als 70 Prozent des Gewinns gehen an die Aktionäre.

50 Prozent hält der Experte in der Regel für angemessen, damit auch das Wachstum der Firmen ausreichend finanziert werden kann. Aus Sicht der DZ-Bank, dem Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken, gehören Allianz, Deutsche Euroshop, BASF und Freenet zu den dividendenstarken Aktien mit zusätzlichem Kurspotenzial.

Dividende ist der neue Zins

Eine zehnjährige Bundesanleihe bringt gerade noch eine Rendite von 0,25 Prozent. „Angesichts dieser Entwicklung wächst das Interesse an dividendenstarken Aktien“, sagt Jochen Intelmann von der Haspa. „Aber die Anleger müssen mit Kursschwankungen leben können.“ Die Dividende ist der neue Zins, sagen Experten. Ganz so einfach ist das aber nicht. „Viele Anleger nehmen primär Aktien mit hoher Dividendenrendite ins Visier und vertrauen dabei auf die Dividendenschätzungen der Analysten“, sagt Röhl. Doch bei RWE fiel die Dividende schon zweimal aus, obwohl hohe Renditen von den Experten in Aussicht gestellt wurden.

Wer deutsche Aktien am Tag der Hauptversammlung besitzt, erhält die volle Dividende. Anders als bei Zinsen festverzinslicher Wertpapiere spielt es keine Rolle, wie lange man vorher die Aktie besessen hat. Die Dividende wird wird in der Regel seit 2017 am dritten Werktag nach der Hauptversammlung überwiesen. Dann wird die Aktie mit einem Dividendenabschlag an der Börse gehandelt. Je nach Marktlage kann sich eine Aktie vom Abschlag rasch erholen – oder an Wert verlieren. Es kann also dauern, bis der Kurs die Ausschüttung wieder ausgeglichen hat. Ein direkter Ersatz für Zinspapiere sind dividendenstarke Aktien deshalb nicht.

Aktiv gemanagte Fonds

Wem die Auswahl einzelner Aktien zu kompliziert ist, kann auch mit bestimmten Investmentfonds von den Dividendenausschüttungen partizipieren. Der DWS Top Dividende investiert weltweit in Aktien mit höherer Dividendenrendite als der Durchschnitt. In den vergangenen fünf Jahren hat der Fonds eine Rendite von 73 Prozent erreicht. Die Anlage in einen aktiv gemanagten Fonds ist für den Anleger eine bequeme Lösung.

Er muss sich weder um die Auswahl der Aktien noch um Hauptversammlungstermine kümmern. Allerdings hat das auch seinen Preis. Die Gesamtkostenquote solcher Fonds liegt zwischen 1,5 und zwei Prozent. Ein weiterer erfolgreicher Dividendenfonds ist der M & G Global Dividend Fund-A, der in fünf Jahren auf eine Wertentwicklung von 69 Prozent kommt.

Günstigere Lösungen

Kostenmäßig günstigere Lösungen sind mit passiven Fonds, sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds) möglich, die bei der Wertentwicklung auch nicht schlechter abschneiden. Der
iShares DivDAX UCITS ETF enthält die zehn dividendenstärksten Werte des DAX. In den vergangenen Jahren wurde eine Wertentwicklung von 83 Prozent erreicht. Eine deutlich breitere Basis hat das ETF db x-trackers Stoxx Global Select Dividend 100 mit 100 weltweiten Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite. In den vergangenen fünf Jahren wurde eine Wertentwicklung von 76 Prozent erreicht.