Hamburg. Der traditionsreiche Klavierhersteller eröffnet ein kleines Geschäft nahe der Elbphilharmonie. Die Lage soll viele Kunden bringen.

Kurz nachdem Guido Zimmermann im Frühjahr bei Steinway angetreten war, kündigte der neue Chef es im Abendblatt an; jetzt ist der Plan in die Tat umgesetzt worden: Der Flügel- und Klavierhersteller ist zurück in der Hamburger Innenstadt. Knapp zwölf Jahre nachdem das Unternehmen sein Geschäft an den Colonnaden schloss und Verkaufsräume nahe seiner Fabrik in Bahrenfeld eröffnete, ist es nun auch wieder im Herzen der Stadt präsent. „Hier kommen wir her, hier gehören wir hin“, sagte Zimmermann am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Geschäftsräume in der HafenCity.

Es ist ein eher kleines Geschäft, das gerade einmal Platz für zwei Flügel und ein Klavier bietet. Doch es ist vor allem die Lage, die den Instrumentenbauer „wieder näher an die Kunden“ bringen soll, so Zimmermann. Hamburgs zweites Steinway-Geschäft liegt nur wenige Meter entfernt von der Elbphilharmonie. „In der Nähe dieses wunderbaren Konzerthauses zu sein ist uns eine Herzensangelegenheit.“ Und es könnte den Gang der Geschäfte befeuern.

Ende Oktober offizielle Eröffnung der Spirio Lounge

Mehr als 2000 Musikliebhaber sind jeden Abend ganz in der Nähe, an Wochenenden lockt die Elbphilharmonie Tausende Schaulustige an. Da sagte das Unternehmen schnell zu, als in der Nähe ein Ladengeschäft kurzfristig frei wurde. Seit Anfang Oktober ist die sogenannte Spirio Lounge bereits geöffnet, Ende des Monats – wenn die Herbstferien fast vorüber sind – wird sie offiziell eröffnet.

Der Name verweist auf ein Produkt, das der 1853 von deutschen Auswanderern in New York gegründete Instrumentenbauer, der seit 1880 auch in Hamburg produziert, seit gut zwei Jahren vermarktet: Mit einem Aufpreis von etwa 20.000 Euro bietet Steinway zwei seiner Flügel in einer Spirio-Variante an.

Sie lassen sich einerseits spielen wie ein normales Instrument, verfügen zugleich aber über ein Selbstspielsystem, das derzeit mehr als 2500 Klavierstücke wiedergeben kann – klanggetreu so, wie Steinway sie von zumeist weltbekannten Künstlern einspielen lässt. Am Kaiserkai steht einer der Spirio-Flügel neben einem weiß lackierten und mit Lalique-Kristallen geschmückten Ins­trument einer Sonderedition. Kostenpunkt: 191.140 Euro.

Klaviere werden in Bahrenfeld gefertigt

„Es ist ein anderes Format des Ins­trumentenverkaufs“, sagt Zimmermann über die weltweit erste Spirio Lounge. Ihr sollen bald weitere folgen. Geplant sei, 2018 weitere fünf Lounges in Europa zu eröffnen und weitere fünf im Rest der Welt, sagt der Steinway-Chef für Europa, den Mittleren Osten und den asiatischen Markt.

In Europa ist das Unternehmen derzeit mit sieben größeren Geschäften in Deutschland und je einem in London und Paris präsent. In Hamburg werden vornehmlich für Europa, Arabien und Asien pro Jahr etwa 1300 Flügel und Klaviere gefertigt. Mit bisweilen ungewöhnlichen Einsatzorten. Die Hamburger haben schon Flügel für Privatyachten geliefert, derzeit ist geplant, erstmals ein Klavier in einem Privat-Jet zu platzieren.

Die Auftragslage sei gut, sagt Zimmermann. 2018 sollen in Bahrenfeld möglichst 100 Instrumente mehr gefertigt werden. „Wir suchen derzeit 27 Klavierbauer“, sagt der Steinway-Chef. Er persönlich steht vor noch einer anderen Herausforderung: Der Manager, der von Montblanc kam, nimmt seit einem halben Jahr Klavierunterricht.

Steinway Spirio Lounge, Am Kaiserkai 67, Mo–Sa 12–20 Uhr