Hamburg. Per Mausklick können Besucher des Ohlsdorfer Friedhofs die letzten Ruhestätten von fast 600 bekannten Persönlichkeiten finden.
Wo liegt eigentlich Inge Meysel? Mit dieser Frage fing alles an. Dass auf dem Friedhof Ohlsdorf schon zahlreiche Prominente ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist bekannt. Altkanzler Helmut Schmidt und Gattin Loki liegen hier begraben, ebenso wie der Tierpark-Gründer Carl Hagenbeck, der Schauspieler Hans Albers, der Sänger Roger Cicero und die Kiez-Hure Domenica Anita Niehoff. Aber leicht zu finden sind die Promi-Gräber auf dem mit 389 Hektar größten Parkfriedhof der Welt nicht. Das hat Jörg Holz geändert. Auch der Ort, an dem die „Mutter der Nation“ ruht – die Ausgangsfrage für den 57-Jährigen – ist nun ganz leicht zu finden. Und zwar per Mausklick und GPS.
Jörg Holz hat eine App für den Friedhof Ohlsdorf entwickelt, mit der sich Besucher kinderleicht auf dem riesigen Gelände orientieren können. Mit dem Smartphone als Friedhofsführer können mehr als 700 Orte abgefragt werden, darunter 580 Prominentengräber – dazu zählen etwa die Ruhestätten von Schauspielerin Monica Bleibtreu, Schriftsteller Harry Rowohlt, Publizist und Fernsehmoderator Roger Willemsen, Bandleader James Last oder auch Graffiti-Künstler Walter Josef „Oz“ Fischer.
App hat bereits mehr als 500 Nutzer
Auch Kapellen, Friedhofsgärtnereien und Grabanlagen sowie alle Bushaltestellen, Toiletten, Notrufsäulen, Parkplätze und Eingänge samt Öffnungszeiten sind in der App enthalten. „Sie zeigt per GPS den eigenen Standort an und je nach Auswahl zum Beispiel Prominentengräber, sowie die Entfernung zu einem Ort“, erklärt der Softwareentwickler Holz, der ansonsten für mittelständische Unternehmen arbeitet.
Mit einer eingebauten Suchfunktion lassen sich alle Orte finden. „Auch die Friedhofs eigenen Koordinaten lassen sich so anzeigen.“ Seit drei Monaten ist die App nun auf dem Markt. Nach eigenen Angaben haben sich bereits mehr als 500 Nutzer die App, die gut einen Euro kostet, heruntergeladen.
Jörg Holz wohnt direkt am Friedhof
„Der allgemeine Friedhofsplan ist sehr ungenau“, sagt Holz. Da müsste es eine App geben, habe er sich irgendwann gedacht. Drei Monate später war die Anwendung fürs Smartphone fertig. Der Friedhof Ohlsdorf selbst sei von dem Vorhaben von Anfang an begeistert gewesen. „Sie fanden die Idee super“, sagt der Software-Experte. „Die Zusammenarbeit war klasse.“
Der 57-Jährige wohnt direkt am Parkfriedhof, der vor 140 Jahren nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten geplant wurde. „Ich schätze das Naturnahe, das Vogelgezwitscher beim Aufwachen“, sagt er. Fast jede Woche geht Jörg Holz auf dem Friedhof spazieren. Um das Grab von Inge Meysel zu finden, braucht er seine App jedoch sicher nicht mehr.