Hamburg. Nach dem Aufruf im Abendblatt berichtet die Welthungerhilfe, wie sie Tausende Kinder vorm Hungertod bewahren konnte.
„Manchmal gibt es Wichtigeres als Nachrichten“ – mit dieser besonderen Titelseite ist das Hamburger Abendblatt am 13. Juni dieses Jahres erschienen. In Afrika und dem Jemen sind mehr als 23 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. Das Abendblatt hatte seine Leser zu Spenden aufgerufen. Viele möchten wissen, wie ihr Geld verwendet wurde.
Dazu hat das Abendblatt dreieinhalb Monate nach dem Aufruf mit Simone Pott von der Welthungerhilfe und Maike Röttger von Plan International gesprochen – und gefragt, ob die Hilfsorganisationen nachvollziehen können, wie viele Spendengelder nach dem Aufruf eingegangen sind. Welche Hilfen konnten Betroffenen zuteil werden? In welchen der betroffenen Krisenländer arbeiten Welthungerhilfe und Plan? Welche Art von Nothilfeunterstützung leisten sie? Und wie schätzen beide Organisationen die Situation und Entwicklung langfristig ein?
Zwei aktuelle Programme gegen den Hunger
Die Welthungerhilfe hat insgesamt 8,4 Millionen Euro Spenden für die Opfer der Dürre und der Kriege in Afrika und im Jemen erhalten. Wie viele Spenden konkret durch den Abendblatt-Aufruf zusammengekommen sind, ist jedoch nicht nachvollziehbar. „In dieser Zeit gab es den Aufruf des Bundespräsidenten, große Artikel in der ,Zeit‘ und im ,Stern‘ und auch viel Berichterstattung im Radio“, sagt Simone Pott, Sprecherin der Welthungerhilfe. Daher wurde kein speziell auf das Abendblatt bezogenes Spendenstichwort eingerichtet.
Die Welthungerhilfe ist schon seit Jahren in Kenia, Äthiopien, Somaliland, dem Südsudan und dem Jemen tätig. Bei der Hilfe unterstützt die Organisation besonders Kleinbauern und Viehzüchter bei ihren Strategien, widerstandsfähiger gegen Dürren und plötzlich auftretenden Starkregen zu werden. „Dazu gehören moderne Anbaumethoden, Gemüsegärten, alternative Einkommensmöglichkeiten, Brunnen und Wasserspeicher“, sagt Pott.
Während der akuten Krise habe die Welthungerhilfe zunächst Trinkwasser und Nahrungsmittel für die betroffenen Menschen bereitgestellt. Im zweiten Schritt wurden Maßnahmen zum Erosionsschutz und zur Erneuerung der Bewässerungssysteme umgesetzt, um kommende Regenfälle besser zu nutzen. „Dank der Spenden und der schnellen Hilfe konnten wir den Hungertod Tausender Kinder verhindern. Trotzdem können wir keine Entwarnung geben“, sagt die Sprecherin. Die Ernährungslage sei weiterhin in allen Ländern sehr angespannt, die Gefahr einer Hungerkatastrophe weiterhin nicht endgültig gebannt. „Im Jemen ist die Lage sicherlich am schlimmsten, und die Cholera führt dazu, dass noch mehr Menschen leiden. In Kenia, Somaliland und Äthiopien bleibt schon im dritten Jahr in Folge der dringend benötigte Regen aus“, sagt Pott. Die Menschen benötigten daher auch weiter dringend Unterstützung.
Kreatives ehrenamtliches Engagement
Zudem führte das damalige Interview im Abendblatt mit Till Wahnbaeck, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe, dazu, dass ehrenamtliche Helfer der Gemeinde Rellingen im Kreis Pinneberg auf die Idee kamen, mit Flüchtlingen ein ganz besonderes Projekt zu starten. Sie erstellten mit der ehemaligen „Brigitte“-Kochressortleiterin Burgunde Uhlig und dem Food-Fotografen Thomas Neckermann den Hochglanz-Kalender „So schmeckt Heimat“, der im Buchhandel für 12,50 Euro verkauft wird. Die Zutaten zu den zwölf Gerichten aus den Heimatländern der Flüchtlinge sind alle hierzulande erhältlich. Ursprünglich sollte der Erlös ausschließlich der örtlichen Flüchtlingshilfe zugutekommen. Nachdem die Rellinger jedoch das Interview im Abendblatt gelesen hatten, entschlossen sie sich, die Hälfte der Einnahmen der Welthungerhilfe zu spenden. Das Projekt stehe für kreatives ehrenamtliches Engagement in seiner Gemeinde, lobt Rellingens Bürgermeister Marc Trampe.