Hamburg. Die Europäische Union hat den Hafen zum Testgebiet für einen völlig neuen Mobilfunkstandard ernannt.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will den Hamburger Hafen zum Forschungslabor für die Digitalisierung machen. Das hatte er jüngst bei der Nationalen Maritimen Konferenz angekündigt. Wie so etwas im Einzelnen aussieht, lässt sich schon in Kürze an der Elbe beobachten: Die Europäische Union hat den Hafen nämlich zum Testgebiet für einen völlig neuen Mobilfunkstandard ernannt.
Zahlreiche europäische Städte hatten sich um Fördergelder für den Test des neuen Mobilfunknetzes 5G beworben – nur zwei haben den Zuschlag bekommen: Hamburg und Venedig. Die italienische Metropole an der Adria soll die touristischen Nutzungsperspektiven von 5G erforschen, die Hansestadt die industriellen. 5G heißt so, weil es nach GSM, EDGE, UMTS und LTE die fünfte Generation der mobilen Internetnutzung darstellt. 7,7 Millionen Euro bekommt der Hafen dafür.
Vernetzung von Maschinen
Dabei geht es nicht um ein neues Funknetz für Telefongespräche mit einem Handy, sondern vielmehr um die Möglichkeiten zur mobilen Datenübertragung zur Vernetzung von Maschinen. 5G soll Datenraten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erreichen. Das wäre etwa zehnmal so schnell wie der aktuelle LTE-Standard.
„Das ist ein großer Schritt in der digitalen Weiterentwicklung und verdeutlicht wieder einmal, dass der Hamburger Hafen Vorreiter für modernste Technologien ist“, sagt der Geschäftsführer der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier. Dieser treibt die digitale Vernetzung des Hafens voran und hat sich in der Bewerbung bei der EU stark engagiert. „Deshalb freue ich mich sehr, dass wir eines von zwei Testgebieten in der EU werden.“
Videoüberwachung des Verkehrsraums
So sollen drei bis fünf neue Mobilfunkmasten im Bereich Waltershof, am Alten Elbtunnel sowie am Veddeler Damm errichtet werden. Mit deren Hilfe sollen die Steuerung von technischen Anlagen und die Videoüberwachung beispielsweise des Verkehrsraums getestet werden. Dazu verfolgen Kameras an neuralgischen Kreuzungen die Verkehrssituation und senden die Daten ins Port Road Management-Zentrum in der Speicherstadt. Per 5G werden aber auch Daten von Sensoren etwa zur Schadstoffmessung in der Luft übertragen.
Besonderer Vorteil: Das Netzwerk wird ausschließlich die HPA nutzen, kein Zugriff von außen ist möglich. Es müssen auch keine neuen Leitungen im Hafen verlegt werden, wodurch aufwendige Bauarbeiten entfallen, da die Sender mit dem Mobilnetz der Telekom verbunden sind. Die Telekom ist neben der HPA und dem Handy-Hersteller Nokia Partner des Tests. Mehr noch: Sie hat die Federführung für das Projekt. Die Testphase dauert von Juni 2017 bis Juni 2019. Die europaweite Einführung von 5G für alle gewerblichen und privaten Nutzer ist 2020 geplant.